Wohnart in der Großstadt

Ars vivendi

Vom schnöden Stadtgarten zur grünen Ruheoase - trotz schlechtem Wetter

Diese Grünfläche liegt innerhalb einer Blockrandbebauung aus der Gründerzeit und trägt die typischen Merkmale solch kleiner Großstadtgärten, die in den Innenhöfen entstanden: von allen Seiten und von oben einsichtig, von vielen ebensolchen kleinen Gärten umgeben, mit schwierigen Lichtverhältnissen wegen der hohen Bebauung und dem schönen alten Baumbestand aus Spitzahorn (Acer platanoides) und Linde (Tilia cordata) – aber immens wertvoll für die Eigner! Aus einer solch kleinen Fläche lässt sich mit der richtigen Gestaltungsidee viel machen und so Lebensqualität hinzugewinnen. Die Idee kommt von Gartenarchitekt Soeren von Hoerschelmann. Er macht aus den wenigen Quadratmetern einen Wohngarten mit Privatsphäre, der selbst bei schlechtem Wetter – und das soll in Hamburg ja öfters der Fall sein – eine einladende Alternative zum Wohnzimmer bietet. Erste Tat ist die Entfernung des Betonpflasters, denn der Boden war komplett versiegelt. Dann wird der Bestand entfernt und die vorhandenen Rhododendren als Sichtschutz an das Ende des Grundstücks umgepflanzt. Eibenhecken (Taxus baccata) gliedern die lange, schmale Fläche in unterschiedlich tiefe Räume, sodass der Garten nun größer wirkt, als er ist.

Lage des GartensHamburg (D)
Größe171 m²
PlanungsbüroSoeren von Hoerschelmann Garten- und Landschaftsarchitektur
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FotografieAngela Franke
Privater Freiraum in der Großstadt ist kostbar! Viele große Bäume gab es schon – passende Pflanzen, verschiedene Bereiche und ein Senkgarten mit Lamellendach laden zum Wohnen zu deren Füßen ein.

Soeren von Hoerschelmann

Gleichzeitig bilden die Hecken das Gerüst für die an den Schatten und Wurzeldruck angepasste Bepflanzung. Tellerhortensien 'Lanarth White' (Hydrangea macrophylla), September- Silberkerzen (Cimicifuga ramosa) und Oktober-Silberkerzen (Cimicifuga simplex 'Armleuchter') setzen mit ihren weißen Blüten Lichtpunkte im Grün. Im gedämpften Licht unter den Bäumen fühlen sich Elfenblume (Epimedium grandiflorum 'Rubinkrone'), Herbst-Kopfgras (Sesleria autumnalis) und Schatten-Segge (Carex umbrosa) wohl. Gehölze wie Goldjohannisbeere (Ribes aureum), Rhododendren und Prachtglocke (Enkianthus campanulatus) kommen ebenso im Halbschatten klar und bereichern den kleinen Gartenraum mit ihrem Blütenschmuck. Die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) bekommt die sonnigste Stelle am Haus und wirft lichten Schatten auf die dort aufgestellten Liegen. Ein Belag aus grauem Granit hält die Gestaltung zusammen, reflektiert das Licht und verleiht dem Standort eine freundliche, einladende Atmosphäre. Schrittplatten aus Beton setzen Akzente und führen zum Senkgarten im hinteren Bereich, der mit Blockstufen aus Granit eingefasst ist. Dank Absenkung bietet dieser einen erfahrbaren Raum im ansonsten ebenen Gelände. Damit man dort ungestört sitzen kann, garantieren Sichtschutzlamellen aus Lärchenholz Privatsphäre. Zusätzlich schützt ein Lamellendach vor neugierigen Blicken von oben, Regen und allem, was von den Bäumen herunterfallen könnte, sodass man sich darunter nahezu das ganze Jahr im Freien aufhalten kann. Es lässt sich bei Bedarf aber ebenso öffnen, wenn einem nach freiem Himmel ist.

Impressionen