Villengarten in der Altstadt

Wiedergeburt eines Palais-Gartens

Würdevoll erhebt sich das Anwesen über die Baumwipfel hinweg... Ein wirklich elegantes Bild und einen würdevollen Rahmen gibt der hier gestaltete Garten dem barocken Palais.

Mitten in der Altstadt von Soest liegt dieses barocke Palais, ein Steinbau aus dem frühen 18. Jahrhundert (1718) im Stile des schlichten westfälischen Barock. Zwei Jahre lang wurde das historische Gebäude in enger Absprache mit der Denkmalpflege saniert und dieser Prozess akribisch dokumentiert. Nun benötigte auch der verwilderte Garten eine angemessene Gestaltung, damit die Außenanlage dem herrschaftlichen Wohnhaus wieder einen würdigen grünen Rahmen verleiht. Zunächst machte das Planungsteam aus Marlene und Michael Daldrup eine Bestandsaufnahme – mit dem Ergebnis, dass bis auf den schönen alten Gehölzbestand an der Grundstücksgrenze kaum erhaltenswerte historische Substanz vorhanden war. Ebenso wenig fanden sich alte Gartenpläne, die Aufschluss über eine frühere Gestaltung gegeben hätten. Die Entstehungszeit des Palais ließ aber den Rückschluss zu, dass der Garten wahrscheinlich einmal eine axiale Gliederung aufwies. Wegen der zahlreichen Umgestaltungen waren die Spuren einer barocken Ordnung jedoch verwischt.

Lage des GartensSoest, NRW
Größe des Gartens2.600 m²
PlanungsbüroDaldrup Gärtner von Eden
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AusführungDaldrup Gärtner von Eden
FotografieTom Bendix
Der Garten ist mit seiner axialen Ausrichtung klassisch und repräsentativ. Gleichzeitig lockern die Obstgehölze, Gemüsebeete und Pflückstauden das starre Gerüst auf. (...)

Michael Daldrup (nicht im Bild) und Marlene Daldrup

Das historische Gebäude ist auf dem sehr unregelmäßigen, ummauerten Grundstück so ausgerichtet, dass die Gartenfläche in zwei annähernd gleich große Teile gegliedert wird. Dadurch entsteht eine Längsachse von Ost nach West, die sich vom Eingang am Gartentor durch die Mittelachse des Gebäudes bis zum Gartenpavillon am Ende des Grundstücks erstreckt. Um den axialen Charakter wiederzubeleben, teilten die Gartenplaner die Fläche entlang der Grundstücksgrenze symmetrisch auf. Diese ruhigen geometrischen Formen lenken von der unförmigen Grundstücksgrenze ab. Im rückwärtigen Garten wird der geschwungene Weg und damit ein historisches Element wieder aufgenommen. Er ist als Rundweg angelegt, der vom vorderen Bereich zum Pavillon im rückwärtigen Garten führt. Bewährte Stauden wie Storchschnabel, Katzenminze, Sedum und viele bodendeckende Stauden begrünen die Flächen entlang des Weges, sodass sich der Pflegeaufwand in Grenzen hält. Damit die Gehölze auch zum Palais passen und die Proportionen stimmen, wurden gleich große Bäume gepflanzt. Es sind charaktervolle Solitäre, die mit ihrer Blüte und Herbstfärbung die Jahreszeiten abbilden, darunter Tulpenbäume (Liriodendron tulipifera), Japanischer Schnurbaum (Sophora japonica) und eine knorrige alte Birne (Pyrus). Im rückwärtigen Garten betten fertige Eibenblöcke, gestaffelt in zwei Ebenen, die Hochterrasse ein. Kastenbuchen (Carpinus betulus) verlängern die Linien der Hochterrasse in den Gartenraum und rahmen das Rasenparterre. Im vorderen Garten bieten zwölf Meterhohe Säulen-Eichen (Quercus robur 'Fastigiata Koster'), versetzt und in Dreiergruppen gestaffelt, Sichtschutz zur nahen Straße. Gleichzeitig lenken sie den Blick auf das Stadtpalais, wenn man vom Eingangstor auf den Hauseingang blickt. Und dann wartet der Vorgarten noch mit einem Kuriosum auf: Während der Bodenarbeiten stieß man auf historische Abwasserkanäle. Sie wurden teilweise freigelegt und in die Gestaltung eingebunden.

Impressionen