
Zwischen Barock und Landschaftsgarten
Es war einmal... ein märchenhafter Garten am Ammersee. Durch seine besondere Hanglage, einen getreppten Wasserlauf und einen zugehörigen Waldstück am Fuße wirkt er wie aus einem Grimm-Märchen entsprungen. Fehlt nur noch der Prinz auf seinem weißen Pferd...

„Entstanden ist eine großzügig wirkende Parkanlage, die einen fließenden Übergang zwischen barock anmutender Gestaltung und schwingende Landschaft formt.”

Marliese Höfer (z. v. l.) und Harry Dobrzanski (mittig)
So wurden nur wenige Bäume entnommen, um Sichtachsen freizulegen und den weiten Blick in die Landschaft wiederherzustellen. Das Gros der Baumveteranen blieb erhalten und prägt die parkartige Atmosphäre bis heute. Insbesondere im unteren naturnahen Baumhain wurde nur sorgsam eingegriffen, „um die Dinge so sein zu lassen und nicht alles zu überformen“, wie Harry Dobrzanski betont. Direkt an der Villa ergab sich dagegen eine klassische Gestaltung als Ergänzung der Architektur. Formale Beete mit Rosen und Stauden beziehen sich klar auf Eingänge und Sichtachsen. Terrassenbereiche und kleine, intime Räume laden zum entspannten Aufenthalt ein. Vor dem neuen, gläsernen Anbau an der Küche öffnet sich der Blick auf ein Raster aus Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii), die als Maßstabsvermittler zu den Großbäumen wunderbare Dienste leisten. Gleichzeitig bieten sie zu jeder Jahreszeit einen Blickfang – im Frühjahr als weiße Blütenwolke, im Herbst mit einem Laubspektakel in warmem Orangerot. Die intensiven Formen lösen sich den Hang hinab und zu den Rändern des Grundstückes auf und gehen in landschaftlich gestaltete Bereiche über, die sich in die ländliche Umgebung integrieren. Die natürliche Grenze zwischen den so unterschiedlichen Bereichen bildet die Hangkante. Eine gerade Achse in Form einer Wassertreppe und ein geschwungener Weg, der den Hang hinabführt, verbinden die beiden Teile miteinander. Auch in der Vegetation spiegelt sich dieser Übergang wider. Entlang der Wassertreppe bedeckt eine Schattenvegetation aus Frauenmantel (Alchemilla mollis), Blauem Eisenhut (Aconitum napellus), Christrose (Helleborus niger) und Funkiensorten den Boden unter den alten Bäumen und zaubert die milde Atmosphäre einer Waldlichtung. Die Wassertreppe macht sich den natürlichen Geländeverlauf zunutze und folgt dem Höhensprung den Hang hinab. So wird die gesamte Länge des Grundstücks mit der Sichtachse entlang der Wassertreppe inszeniert. Das Wasser mündet schließlich in ein feuchtes Kiesbeet, das in das Ufer des Schwimmteiches übergeht. Am unteren Hang schwingt der Weg durch Räume, die Heckenscheiben aus Hainbuche und Eibe bilden. Mal ist es eine Wiese, an anderer Stelle ein Hain aus mehrstämmigen Sträuchern – eine abwechslungsreiche Gestaltung, die zum Spazieren und Entdecken einlädt, die immer wieder mit neuen Blickwinkeln und Blickbezügen überrascht.
