Weite Blicke, tiefe Einkehr

Wechselnde Raumbildungen

In einem reizvollen Wechselspiel aus grenzenloser Offenheit und geschlossenen Abteilen wirkt dieser Garten bewegt aber strahlt gleichzeitig eine wundervolle Ruhe aus.

Der Gegensatz zwischen „offen“ und „in sich gekehrt“ – das macht den Reiz dieses Gartens aus. Zum einen ist da der weite Blick in die Landschaft der Fränkischen Schweiz, den man von der exponierten Terrasse des Hanggartens genießt. Zum anderen bietet der gleiche Garten auch kleinteilig gestaltete Themenräume, „Klausen“, in die man sich jederzeit zurückziehen kann. Es sind Orte der Ruhe, des Ungestört-Seins. Solch stille Orte sind der kleine Zen-Garten nahe am Haus, das Baumhaus unter dem Kronendach der alten Laubbäume oder der windgeschützte Feuerplatz im „Senkgarten“. “Extrovertierte und introvertierte Raumbildungen wechseln sich ab und erfüllen damit die jeweiligen Anforderungn und Wünsche der Bewohner nach Gemeinschaft, Geborgenheit und Naturverbundenheit“, erklärt Jürgen Wollborn sein Konzept.

Lage des GartensRegion Erlangen, Bayern
Größe des Gartens1.260 m²
PlanungsbüroWLG Wollborn LandschaftsArchitekten GmbH
Zum Profil
AusführungGerhard Biedenbacher, Kammerstein
FotografieWLG / Robert Kirsten
Die Belags- und Funktionsflächen bilden mit ihren klaren Formen das gestalterische Plateau für das moderne Wohngebäude (…).

Jürgen Wollborn

Der Landschaftsarchitekt aus Nürnberg hatte die Aufgabe, in dem weitläufigen Hanggarten diese Gegensätze in Raumgestaltung umzusetzen. Gleichzeitig sollte der Familiengarten repräsentativ sein und Platz für die unterschiedlichsten Wünsche bieten: vom eigenen Pool mit Holzdeck über eine Gartenküche unter freiem Himmel bis hin zum Kräuterbeet und Spielbereich. Um dafür möglichst viel ebene Fläche zu schaffen, wurde der Hang mit Natursteinmauern terrassiert. Auf den unterschiedlichen Ebenen werden nun all die Wünsche erfüllt. Die Räume in Hausnähe folgen dem Stil des mehrstöckigen, modernen Wohngebäudes und sind daher formal gestaltet. Privatsphäre stand ganz oben auf der Wunschliste, also kamen gleich große Gehölze zum Einsatz. Klingt vielleicht banal – ist es aber nicht, wenn man bedenkt, dass Großbäume und Heckenelemente mit bis zu 3,5 t Eigengewicht über das Gebäude in den Garten an die jeweiligen Pflanzgruben gehoben werden mussten. Bei solchen Schwergewichten ist eine genaue Punktlandung gefragt. Doch dafür wirkt das Grundstück bereits kurz nach der Pflanzung eingewachsen, so als sei alles schon immer so gewesen. Attraktive Gehölze wie ein betagter Eisenholzbaum (Parrotia persica) wurden selbstverständlich in die Umgestaltung übernommen und mit Sträuchern und Großbäumen zu den Nachbargrundstücken blickdicht ergänzt, sodass die angrenzende Bebauung nicht mehr zu sehen ist. Mit solch großen Gehölzen kann man aber nicht nur unerwünschte Einblicke verhindern, man kann auch gezielt Blicke lenken. Auch für den formalen Zen-Garten in Hausnähe hat er ganz besondere Gehölze besorgt. Dieser kleine Innenhof ist eng mit dem Wohnhaus verzahnt, wirkt direkt in das Gebäude hinein und ist von dort aus erlebbar. „Es war nicht einfach, exklusive Formgehölze für das Atrium zu finden, da sie derzeit im Trend liegen“, berichtet der Landschaftsarchitekt. Es gelang ihm schließlich, eine als Groß-Bonsai gezogene, etwa fünf Meter hohe Thuja zu erwerben. Das außergewöhnliche Exemplar schmückt nun zusammen mit ausgesuchten Findlingen diesen stillen Ort. Seltene Gehölze zieren auch den Eingangsbereich: Es sind mehrstämmige Japanische Fächerahorne (Acer palmatum) 'Osakazuki', die als Solitäre in einer Reihe positioniert wurden. Die Sorte zählt mit ihrem dunkelorange bis leuchtend rot gefärbten Herbstblattschmuck wohl zu den prachtvollsten Zierahornen und bildet ein würdiges Entree für diesen Hanggarten der „zwei Gesichter“.

Impressionen