Garten Wartenberg

Das i-Tüpfelchen in der Gestaltung

Eine moderne Gründerzeitvilla, eine Menge Hortensien und ein Swimmingpool... was braucht es mehr für einen adligen Garten? Ein wenig Struktur und Proportionen meint Landschaftsarchitekt Ulrich Timm und setzt diese bei seinem Projekt um.

„Als ich den Garten zum ersten Mal betrat, gefielen mir die Lage, die Materialien, die Terrasse mit dem Swimmingpool und die Fülle der Hortensien. Es fehlten jedoch die Struktur, die Ausgewogenheit und Abstimmung der Proportionen, was die Bauherren ebenfalls vermissten“, berichtet Ulrich Timm. Der Garten, den der Landschaftsarchitekt hier beschreibt, gehört zu einer eleganten Villa aus der Gründerzeit mit modernem rückwärtigem Anbau. Der Vorgarten orientiert sich an der schmucken Fassade von 1880 und ist mit Hortensien und Magnolien (Magnolia x loebneri 'Merrill') repräsentativ gestaltet. Für den rückwärtigen Bereich war der zeitgemäße Anbau maßgeblich – hier bestimmen geometrische Formen und Symmetrie die Szenerie. Von Ulrich Timm waren vor allem zwei Dinge gefragt: Wie kann die Raumbildung mit all den vorhandenen Elementen, der Terrasse und dem Pool, optimiert werden? Und wie können Einblicke vom nahen Schulhof zum Pool vermieden werden?

Lage des GartensPotsdam (D)
Größe800 m²
PlanungsbüroLandschaftsarchitekt Ulrich Timm
Zum Profil
AusführungJörg Raudonat Garten- und Ladschaftsbau
FotografieGary Rogers
Die Kubatur und der Grundriss des Gebäudes legten Wert auf Symmetrie.

Ulrich Timm

Passend zum architektonischen Stil des Gartens setzte Ulrich Timm für beide Aufgabenstellungen vor allem Formgehölze ein. Sein Konzept sah vor, die Terrasse zu einem intimen Ort zu machen und sie vom Badebereich optisch zu trennen. Sie ist der zentrale Sitzplatz des Gartens, auf den eine Treppenanlage aus den Wohnräumen des Hauses hinunter ins Grüne führt. Vier Hochstamm-Rotbuchen (Fagus sylvatica) im Karrée betonen den Übergang von der Terrasse zum Badegarten und sorgen so für eine optische Trennung zwischen den beiden Bereichen. Mit ihren kastenförmig geschnittenen Kronen und der Anordnung sind sie Teil der Symmetrie und unterstreichen den formalen Charakter der Gestaltung. Beete mit schlanken Spalierobst-Wänden (Malus 'Elstar') fassen die Terrassenfläche an zwei Seiten ein und vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit am Sitzplatz. An die Apfelbaum- Paravents schließt sich eine weiche Hügellandschaft aus Japanischen Stechpalmen (Ilex crenata) an. Diesen immergrünen Formgehölzen ist die Zartheit der Prachtkerze (Gaura lindheimeri) entgegenstellt. Am Pool selbst war Sichtschutz gefragt, da man vom Klettergerüst des benachbarten Schulgeländes aus direkt auf die Badenden im Wasser blicken konnte – man kann sich vorstellen, mit welchem Hallo. Da hier über die Jahre jedoch ein kleines Ahornwäldchen durch Naturverjüngung aufgekommen war, kamen für den Sichtschutz nur mehr ca. 3 m hohe Kirschlorbeer-Solitäre (Prunus laurocerasus) infrage, die mit dem dichten Wurzelwerk und dem Schatten dort zurechtkommen. Samthortensien (Hydrangea aspera 'Macrophylla'), vor den immergrünen Sichtschutz gepflanzt, schaffen einen weichen Übergang zur Rasenfläche und werten den halbschattigen Bereich auf. Verstärkung in Sachen Sichtschutz kommt von einer geschnittenen Buchenhecke (Fagus sylvatica) an der Stirnseite des Pools, sodass Intimität beim Schwimmen in Zukunft garantiert ist. Durch den Einsatz weniger, aber sehr gezielt gesetzter Gestaltungselemente ist es Ulrich Timm gelungen, dem Hausgarten mehr Charakter zu verleihen. Die Nutzungsbereiche sind klar voneinander getrennt, die Privatsphäre hergestellt – nichts steht dem Gartengenuss mehr im Wege.

Impressionen