
Unser Garten in Freising
Grundlegende Geometrie und gute Proportionen - ein mathematisches Konzept, mit dem an diesem Garten gearbeitet wurde. Doch der Sprung von Wissenschaft zur Natur gelingt bei diesem Projekt in jedem Fall.

„Licht und Schatten sind die Hauptelemente, die den Garten, der aus wenigen Elementen und Pflanzen besteht, beleben.”

Anita Fischer und Christopher Bradley-Hole
Der kleine Garten des Paares gehört zu einer Doppelhaushälfte innerhalb einer innenstadtnahen Siedlung aus den 1930er Jahren. Die Küche öffnet sich über eine große Fensterfront zum Garten und zur Terrasse. Nahtlos ist der Außenraum mit der Architektur des Hauses verbunden – ein zusätzliches Zimmer im Freien. So fühlt es sich an, als lebe man ganzjährig im Grünen. Auf den ersten Blick hat das Grundstück eine seltsame Form: es ist schmal wie ein Handtuch, verjüngt sich nach hinten und weist Niveau-Unterschiede auf, aber diesen scheinbaren Nachteil nutzten die beiden versierten Planer geschickt für ihren Entwurf. Die nach Süden hin schmaler werdende Form und das dorthin leicht abfallende Gelände lassen den Garten jetzt sogar perspektivisch größer erscheinen. Eine Reihe ineinanderfließender Gartenräume und die Einbeziehung des Baumbestands der Nachbarschaft verstärken diesen Eindruck. Die Niveau-Unterschiede wurden dazu genutzt, den Garten auf zwei Ebenen anzulegen: die Terrasse auf dem Niveau der Küche, der Hauptgarten um eine mit Rohstahl gefasste Stufe erhöht. Sitzt man am Esstisch, so erlebt man den erhöhten Teil aus einer Perspektive, die eine besonders intensive Verbindung mit dem Garten ermöglicht. Nur fünf Pflanzenarten – Eibe, Hainbuche, Buchsbaum (Buxus sempervirens var. arborescens), Rot-Buche und Kirschlorbeer – bestimmen den Garten. Sie wurden alle in einer beachtlichen Größe gepflanzt, sodass der Garten gleich nach der Pflanzung aussah, als wäre er immer schon da gewesen. Dank ihrer Größe schützen die Gehölze vor Einblicken und blenden das 5-geschossige Mehrfamilienhaus aus, das sich an der Ostseite des Gartens breit macht. Auf der Terrasse übernimmt ein mehrstämmiger, immergrüner Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus 'Greenpeace') das ganze Jahr über diese Aufgabe. Im Hauptgarten lassen mehrstämmige, schirmförmig geschnittene Hainbuchen (Carpinus betulus) die Umgebung vergessen. Eingefriedet wird dieses grüne Refugium mit einer dichten immergrünen Eibenhecke (Taxus baccata). Und man lasse sich nicht täuschen: In diesen Hecken finden Vögel idealen Lebensraum. „Wir schauen aus der Küche und haben Vogel-Kino pur. Kleiber, Grünspecht, Buntspecht, Gartenrotschwanz, Rotkehlchen, Buchfink, Grünfink, Spatzen, Meisen, Amseln, Stare und Ringeltauben sind regelmäßige Besucher an der Futterstelle und nisten im Garten“, erzählt die Landschaftsarchitektin. Licht und Schatten sind Hauptakteure des Gartens, der im Tagesverlauf und im Wandel der Jahreszeiten seine Atmosphäre immer wieder verändert.
