
Verwunschene Wasserwelten
Es muss nicht immer der Klassiker sein.

„Die diagonale Anordnung von Mauern und Blockstufen verleiht dem Garten eine architektonische Konsequenz, auch wenn er insgesamt eine verwunschene Romantik ausstrahlt.”

Sebastian Spittka, Bernd Franzen und Simon Leuffen
Daher verwandelten sie ihr Gartengrundstück von 370 Quadratmetern in einen verblüffenden Wassergarten, ja eine ganze Wasserlandschaft mit Bachlauf und Teich, die zum Bad zwischen anmutigen Seerosenblüten und -blättern (Nymphaea) einlädt. Hier herrscht eine ganz eigene Atmosphäre: Sanftes Licht fällt durch die hohen Birken, deren kleine Blätter zwar genug Sonne in den Garten lassen, den Strahlen aber ihre Härte nehmen. Schwarzer Bambus (Phyllostachys nigra) und eine Magnolie spiegeln sich im Teich und versprühen exotisches Flair. Die große Atlas-Zeder (Cedrus atlan tica), die seit vielen Jahren schon im Garten steht, deckt mit ihrem malerischen Wuchs das Nachbarhaus ab, sodass die Illusion der grünen Wasserwelt nicht gestört wird. Vieles von dem, was bereits im Garten stand, konnte Landschaftsarchitekt Simon Leuffen vom Team gartenplus in sein Konzept übernehmen. Der vorhandene Teich wurde saniert und um das Dreifache vergrößert, sodass man darin ein paar Züge schwimmen kann. Damit die Wasserfläche nicht wie ein dunkles Loch im Garten wirkt, bekam der Teich eine raffinierte Beleuchtung. Auch die Holzterrasse am Haus wurde renoviert und mit einem Holzsteg verbunden. Dieser führt zu einem kleinen Kiesplatz mit dachförmigem Maulbeerbaum (Morus alba). Vom Steg kann man natürlich auch gleich ins Wasser springen. Wer es lieber etwas gediegener mag, nutzt die Leiter für den Ein- und Ausstieg in den Schwimmteich. Von der Holzterrasse geht es auf der anderen Seite des Teichs über Plattenbänder zu einem kreisrunden Sitzplatz im Schatten der Magnolie und dann weiter bis zur Sommerterrasse. Sie ist von einer Sitzmauer aus Klinkern gerahmt, die einen Bezug zum Haus schafft. In der Klinkermauer befindet sich eine Edelstahl-Schütte, aus der frisches Wasser sprudelt, welches einen kleinen Bachlauf speist. Sein kiesiges Ufer säumen Pfennigkraut (Lysimachia nummularia), Sumpfvergissmeinnicht (Myosotis palustris), Funkien (Hosta sieboldiana 'Elegans') und Bergenien (Bergenia cordifolia 'Silberlicht'). Das Bachbett selbst besiedeln die Wasserratten unter den Pflanzen: Wasserminze (Mentha aquatica), Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Sibirische Iris (Iris sibirica) und Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Kein Netz aus Wegen zerschneidet die kleine Wasserlandschaft. Wer auf direktem Wege von einer Seite des Gartens in die andere wechseln will, kann auf den Plattenbändern aus Betonstein trockenen Fußes den Bach überqueren. Die Bänder wurden diagonal verlegt, ebenso wie die Blockstufen und Mauern. „Die durchgängig diagonale Anordnung von Mauern, Plattenbändern und Blockstufen verleiht dem Garten eine architektonische Konsequenz, auch wenn er insgesamt eine verwunschene Romantik ausstrahlt“, fasst Simon Leuffen das Ergebnis dieser Gestaltung zusammen.
