Tiefenwirkung durch Öffnung

Dieser Garten gewährt tiefe Blicke

Grenzen sind dazu da, überschritten zu werden. Das gelingt bei diesem Projekt im wortwörtlichen Sinn und schafft tiefe Einblicke in einen wundervollen Garten

„Die Mauer muss weg! Das war uns sofort klar, als wir bei unserem ersten Besuch aus dem großzügigen Wohnraum des Hauses nach draußen in den Garten traten und vor der Stützmauer standen“, erinnert sich Jan Schelling. Sie unterteilte den Hanggarten in zwei voneinander streng getrennte Bereiche, in oben und unten, und verhinderte, dass er als Einheit wahrgenommen werden konnte. Vom Haus aus sah man daher nur einen Teil des Gartens. Dass dieser Hausgarten viel mehr Potenzial besitzt, das es nur zu wecken galt, war Jan Schelling und Robin Lustenberger schnell klar. Die beiden jungen Landschaftsarchitekten aus der Schweiz haben sich der Gestaltung von Privatgärten verschrieben und diesem Grundstück mit viel Gespür für Raumempfinden zu einer überraschenden Tiefenwirkung verholfen. Dafür wurde zunächst einmal die trennende Mauer abgerissen, um die beiden Ebenen näher zusammenzuführen. Anschließend wurde das obere Terrain vorsichtig abgesenkt, ohne dabei den Wurzelbereich der vorhandenen Bäume zu zerstören. Die Stützmauer ersetzte das Planerteam durch eine sanfte Böschung mit Findlingen aus Alpenkalk. So gelang die Öffnung des Gartens und damit eine großzügige Weitsicht vom Haus auf den umgestalteten Außenraum. Es entstand ein von der japanischen Gartenkunst inspirierter Hausgarten, der trotz seiner überschaubaren Größe eine immense Tiefe besitzt.

Lage des Gartens Udligenswil, Kanton Luzern, Schweiz
Größe des Gartens440 m²
PlanungsbüroLustenberger Schelling Landschaftsarchitektur
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Ausführunggrün hoch zwei AG, Wädenswil
FotografieJan Schelling
Durch die Öffnung und Zusammenführung der beiden Gartenteile entstanden Weite, Großzügigkeit und Intimität.

Jan Schelling und Robin Lustenberger

Breite Holztreppen aus recycelten Schleusentoren verbinden die beiden Gartenbereiche nun miteinander. Dafür verwendeten die Planer schweres Eisenholz, das einstmals zu Schleusentoren in Flüssen verbaut worden war – ein Recycling der kreativsten Art, Dingen eine neue Funktion zu geben. Über die Holzstufen gelangt man in den oberen Gartenhof, der Raum für Entspannung und Ruhe bietet. Er ist von außen nicht einsehbar, bietet aber schöne Ausblicke ins Tal. Anfangs war geplant, einen Bach von diesem oberen Bereich hinunter zum Sitzplatz zu führen. Wegen des künftigen Pflegeaufwandes entschied man sich jedoch dafür, den Wasserlauf nur symbolisch mit weiß blühenden Stauden anzudeuten. Im „Bachbett“ blühen nun Prachtkerze (Gaura lindheimeri 'Short Form'), Schönaster (Kalimeris incisia 'Alba'), Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata) und Schleierkraut (Gypsophyla repens 'Alba'). Die Findlinge am „Bach“ wurden eigens im Steinbruch ausgesucht. Zu den Japanischen Ahornbäumen, die bereits an perfekter Stelle im Garten standen und selbstverständlich in die Umgestaltung integriert wurden, gesellen sich weitere Fächerahorne (Acer palmatum) der Sorten 'Dissectum', 'Fireglow', 'Katsura' und 'Red Autumn Lace'. Sie bieten eine Fülle von Blattformen und -farben, die sich im Herbst zu einem Farbfeuerwerk vereinen werden. Rhododendren und Azaleen, Gräser, Farne und Funkien runden die Pflanzung ab. Immergrüner Bambus (Fargesia) und Rhododendren blenden die am Grundstück vorbeiführenden Straßen aus, ohne den Panoramablick auf die imposante Bergwelt der Innerschweiz mit Jungfrau, Eiger und Mönch zu verderben. Da gleichzeitig auch das Haus im Innern geöffnet wurde, kann man nun durch den offenen Wohnraum bis in die Tiefe des Gartens blicken.

Impressionen