Die Leidenschaft fürs Gärtnern weitergeben
Respekt für die Natur, Natürlichkeit und eine unglaubliche Begeisterung und Liebe für die Gartengestaltung. Das sind die Zutaten des Erfolgsrezepts in diesem Garten und für dessen Gestalterin Patrizia Haslinger.
„Natürlich floss die besondere Lage in die Gestaltung ein, besonders der 180°-Blick auf die Gebirgslandschaft“, sagt Patrizia Haslinger. Aus der „Leiten“, wie man in Österreich zu einem solch steilen Hang sagt, hat die Gartengestalterin über viele Jahre einen Garten gestaltet, der in puncto Vielfalt seinesgleichen sucht. Flora und Fauna dürfen sich hier in ordnenden Strukturen entfalten. Die Natur darf mitgestalten, darf sich Refugien zurückerobern – gerade das macht den besonderen Charme dieses Gartens aus. Wildstauden und Kräuter, die der Zufall hierher verschlägt, werden nicht gleich ausgerissen. Patrizia Haslinger lässt die „Zufallsgeschenke“ gerne auch einmal stehen, wenn sie etwa eine wertvolle Bienenweide sind oder aber mit ihrer Blütenfarbe gerade ins Farbschema des Staudenbeetes passen. „Man muss sich in ein Stückchen Erde hineinspüren und manche Dinge zulassen. Die Natur ist immer noch der beste Gärtner“, ist die Gartendesignerin überzeugt. Gegärtnert wird in ihrem grünen Reich entsprechend biologisch: Pflanzen bekommen Jauchen und Brühen zur Stärkung und ausreichend Kompost für ihre Ernährung; die Ansiedlung von Nützlingen wird gezielt gefördert. Das kommt Insekten und Vögeln zugute, die es wegen der Monokultur aus Mais und Getreide auf den umliegenden Feldern schwer haben. Für diese Art des Gärtnerns braucht man fundierte Kenntnisse über die Bedürfnisse der Pflanzen und ökologische Zusammenhänge. „Ich möchte mein Wissen gerne an junge Familien weitergeben, die nichts mehr übers Gärtnern von der älteren Generation gelernt haben und sie mit meiner Begeisterung anstecken“, sagt Patrizia Haslinger. Mit Respekt und Gespür behandelt sie den alten Baumbestand und lässt ihn in ihre Umgestaltung einfließen. So breiten sich z. B. Englische Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta) flächig unter alten Eichen aus und verbreiten mit ihren blauen glockenartigen Blüten süßen Honigduft. Mit der gleichen Sensibilität sind Teile des alten Gartens erhalten, sinnvoll ergänzt und in farblich stimmige „Gartenzimmer“ im Stile eines englischen Cottage-Gartens bzw. eines Japanischen Gartens untergliedert. Es entstanden u. a. ein Schwimmteich in einer Senke mit geschütztem Kleinklima inklusive Blick auf die Bergketten, eine Streuobstwiese mit Naschgarten, ein Weidentipi für die Tochter sowie ein Küchengarten – aufgrund der Hanglage auf verschiedenen Ebenen. Es gibt sogar einen Weinberg mit etwa 400 Weinstöcken, aus deren Trauben eigener Wein gekeltert wird. Eine Hommage an die Geschichte des Ortes, denn vor „der kleinen Eiszeit“ wurde hier bereits einmal Wein angebaut. Bei der Pflanzenauswahl legt die begeisterte Gärtnerin Wert auf Wildstauden sowie Züchtungen mit ungefüllten Blüten, die gute Insektenweiden sind. „Und dennoch gibt es ein paar ,mediterrane Ausreißer ´ wie der hundertjährige Olivenbaum- Methusalem oder der Seidenbaum (Albizia julibrissin)“, erzählt Patrizia Haslinger. Letzterer ist ein besonderer Baum mit filigranem Laub, der seine ungewöhnlichen rosa Blütenbüschel im Juli und August entfaltet. Überhaupt sind Farbkompositionen in diesem Garten ein wichtiges Thema: Mit ruhigen grünen und weißen Tönen empfängt z. B. der Eingangsbereich den Ankommenden – eine Hommage an Sissinghurst Castle Garden. Dann darf es aber auch ruhig wieder „ein bisserl schriller sein mit Orange und Pink“. Dieser Garten ist in jeder Beziehung vielfältig und unterliegt stetiger Veränderung. Er wird immer wieder den Wünschen der Familie angeglichen, lässt aber auch viel Raum für die Natur.