Taktgeber der Architektur

Haus passend zum Garten

Hier wird das Pferd von hinten aufgesattelt: Die Gestaltung des Gartens nahm nämlich große Einfluss auf die Außengestaltung des zugehörigen Wohnhauses.

Eine gute Gestaltungsidee für einen Familiengarten in einem dicht bebauten Wohnquartier dachte sich der Schweizer Landschaftsarchitekt Ben Uhlmann aus. Um aus dem einsehbaren Grundstück einen privaten Rückzugsraum zu machen, arbeitete er mit Sichtschutzmauern aus Ortbeton und einer Schalung aus sägerohem Holz (Eigenproduktion Gartenkultur), die er so in den Raum stellte, dass der Garten zur Straße hin abgeschirmt ist. Gleichzeitig schaffen die Sichtbeton- Elemente intime Räume, die Geborgenheit vermitteln. „Türen“ und „Fenster“ in den Sichtschutzwänden erhöhen die Spannung und lassen Blicke auf das inszenierte Pflanzenleben dahinter zu. Duftende Kletterhortensien (Hydrangea petiolaris) schmücken die Wände und bieten Insekten Nahrung.

Lage des GartensSteffisburg, Kanton Bern, Schweiz
Größe des Gartens535 m²
PlanungsbüroGartenkultur AG
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AusführungGartenkultur AG
FotografieGartenkultur AG, Sam Bosshard Fotografie
Der Anbau des Wohnhauses orientiert sich im Stil an den Sichtschutzwänden aus Ortbeton. Die großen Fensterfronten wurden vom Hochbauarchitekten auf den Garten ausgerichtet.

Tobias Bräker, Ben Uhlmann, Raphael Bräker, und Benjamin Bosshard.

Die Idee mit den Ortbetonmauern beeinflusste den Stil des neuen Anbaus am Wohnhaus. In diesem Fall arbeiteten Hochbauarchitekt und Gartengestalter Hand in Hand, sodass Innen- und Außenraum wie aus einem Guss wirken. Die Fassade des Betonkubus greift den Stil der Sichtschutzwände auf und richtet sich mit seinen großen Fensterfronten ganz auf den Garten aus. Mit dem bestehenden Wohngebäude ist der neue Anbau durch einen schmalen Gang verbunden, der an einem Lodgia-Sitzplatz zwischen Wohn- und Esszimmer vorbeiführt. Den Wohnräumen (Wohn- und Schlafzimmer sowie Küche) sind jeweils eigene Gartenräume auf verschiedenen Ebenen mit unterschiedlichen Qualitäten und einer stimmungsvollen Bepflanzung aus Frühblühenden Prachtglocken (Enkianthus perulatus), Rispen-Hortensien (u. a. Hydrangea paniculata 'Lime Light') und Farnen (Dryopteris filix-mas) zugeordnet, die an japanische Gärten denken lässt. Kein Wunder, ist Ben Uhlmann doch ein großer Japan-Fan. Für die nötige Raumtiefe sorgen ca. 40 Jahre alte, mehrstämmige Japanische Ahornbäume (Acer palmatum). Das feuerrote herbstliche Farbenspiel der Ahorne und Prachtglocken ergänzen ein Eisenholzbaum (Parrotia persica) mit seinem warmen Orangerot und ein Ginkgowäldchen (Ginkgo biloba) in leuchtendem Gelb. Den Höhenversatz von über einem Meter zwischen Wohnhaus und Straße fangen Gesteinsblöcke ab, sodass der Garten wie in einer Mulde eingebettet liegt. Die Steine speichern die Wärme der Sonne und geben sie an den Garten ab. Spalten zwischen den Felsen bieten Lebensraum für kleine Tiere wie Eidechsen und Insekten. Zu dieser Gestaltung passt der Brienzer Rundkies, mit dem Wege und Sitzplätze belegt sind. Zu Kugeln geschnittener Buchs (Buxus sempervirens) und niedrige Azaleen mit leuchtend roten und pinkfarbenen Blüten beleben die Kieselflächen. Oberhalb der Felsbrocken thronen breite Rhododendren der robusten breitwüchsigen Sorte 'Cunningham's White', zeichnen mit ihrem reichen Blütenkleid in reinem Weiß die schroffe Kontur der Felsen weich und blenden gleichzeitig die Nachbarbebauung aus. Dank der japanisch anmutenden Bepflanzung, die sich wie ein roter Faden durch das Grundstück zieht, sind nun alle Gebäudeteile miteinander verbunden und ergeben eine gestalterische Einheit.

Impressionen