Stadtoase im Patio

Innenhof mit Charakter

Mindestens genauso herausfordernd wie ausufernde Projekte sind jene, die nur einen kleinen Raum für die kreative Gestaltung geben. In diesem Fall ist das Christoph Richter hervorragend gelungen!

Mitten im Düsseldorfer Stadtteil Alt-Niederkassel, nur einen Steinwurf von den Rheinauen entfernt, liegt dieser Innenhof von gerade einmal 120 m² an einer kleinen, gepflasterten Straße – ein Hortus conclusus, ganz von Mauern umgeben. Das Wohnhaus ist zwar ein Neubau, wurde aber komplett mit Feldbrandsteinen gebaut – eine Auflage des Denkmalamtes, um das geschlossene Straßenbild der Häuserzeile zu erhalten. Feldbrandsteine sind historische Vorläufer des Ziegels und wurden früher tatsächlich auf den Feldern hinter den Gehöften aus Lehm gebrannt. Grashalme und andere „Verunreinigungen“ führten beim Brennen zu farblichen Nuancen, daher strahlt der Baustoff pure Natürlichkeit aus. Dieses besondere Mauerwerk findet sich auch an der Einfahrt und im Innenhof – beide Außenbereiche sollten in das architektonische Konzept des Neubaus integriert werden, wobei von Gartenplaner Christoph Richter eine geradlinige, schnörkellose Gestaltung gefragt war.

Lage des GartensDüsseldorf, NRW
Größe des Gartens120 m²
PlanungsbüroRichter Garten
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AusführungRichter Garten Gartenarchitektur
FotografieAnnike Richter
Auf gerade einmal 120 m² ist ein städtischer Innenhof entstanden, der sämtliche Funktionen eines Gartens auf kleinstem Raum erfüllt.

Dipl. Ing. Christoph Richter

Entstanden ist ein städtischer Innenhof, der sämtliche Funktionen eines Gartens auf kleinstem Raum erfüllt: Er bietet das Element Wasser, eine abwechslungsreiche Bepflanzung, welche die Jahreszeiten erlebbar macht, einen Sitzplatz für Geselligkeit auf der Terrasse und sogar noch ein Plätzchen für den Rückzug auf einem etwas erhöhten Holzdeck mit Blick auf das Haus. Spezielle großformatige Beton-Bodenplatten schaffen fließende Übergänge zwischen innen und außen, bringen Ruhe in die Gestaltung und nehmen dem Gartenraum die Enge. Ihr Anthrazit harmoniert perfekt mit dem warmen Holzton des Decks. Öffnet man die bodentiefen Fenster im Wohnzimmer, entsteht ein großzügiges „Grünes Wohnzimmer“. An der Terrasse lädt das streng geometrisch geformte Becken mit sprudelndem Wasserspiel dazu ein, sich an heißen Tagen mit klarem Wasser zu erfrischen. Für sauberes Wasser sorgt eine Art Zisternen-System, das den Algen kein Licht zum Wachsen lässt und Filtertechnik somit überflüssig macht. Eindrucksvoller Hingucker am Terrassenplatz ist ein uralter Olivenbaum (Olea europaea), den Christoph Richter auf etwa 300 Jahre schätzt. Trotz seines hohen Alters ließ sich der mediterrane Methusalem gut verpflanzen, da sein Wurzelballen nicht besonders umfangreich ist. Das Gefühl der Enge und Begrenzung durch die Mauern hat Christoph Richter mit einer geschickten Bepflanzung aufgelöst. Immergrüne Steineichen (Quercus ilex) aus dem Mittelmeerraum und Prachtglocken (Enkianthus campanulatus) aus Asien geben dem kleinen Hof Struktur und Lebendigkeit. Letztere werden bei uns bisher selten gepflanzt, obwohl sie mit ihrem eleganten Wuchs und den rötlich- weißen Doldenblüten durchaus das Zeug zum Solitär haben. Strauch-Hortensien (Hydrangea arborescens 'Annabelle'), Lavendel und Gräser wie Japan-Berggras (Hakonechloa macra) und Japan-Gold-Segge (Carex oshimensis 'Evergreen') umschmeicheln die strengen Linien der Architektur und nehmen ihnen die Härte. Auch die Einfahrt bekam ein lebendiges Band mit Spalieren aus Glanzmispeln (Photinia x fraseri). Und für etwas Romantik ist in dieser kleinen Stadtoase auch noch Platz, bestens vertreten durch die Kletterrose 'New Dawn'. Sie überzieht das Klettergerüst an der Wand mit ihrer verschwenderischen Blütenfülle und hüllt den kleinen Gartenraum in Apfelduft.

Impressionen