Stärker könnte der Kontrast kaum sein

Seeblicke

Nicht wie ein Gegensatz, sondern wie ein Ausgleich zur alpinen Landschaft wirkt dieser Garten mit Holzterrasse und integriertem Pool.

Stärker könnte der Kontrast kaum sein: hier die streng geordnete Geometrie des Hausgartens – dort der Tegernsee mit dem Wallberg, dem Setzberg und Risserkogel, eine Seelandschaft mit flachen Schilf-bewachsenen Uferzonen, die der Inn-Gletscher während der Würm-Kaltzeit formte. Zu diesem eiszeitlichen Meisterwerk bildet dieser architektonische Garten einen Gegenpol. Klare Linien und rechte Winkel bestimmen ihn, es ist ein formaler Garten, der sich an der Architektur des neu errichteten Wohnhauses orientiert. Das Gebäude selbst (Architekt Andreas Erlacher), mit großflächigen Schindeln auf der Fassadenseite und dunkelgrauen Elementen im Eingangsbereich, scheint sich von der Natur zu distanzieren. Das großzügige Holzdeck mit integriertem Pool ist Teil der Architektur und war bauseits bereits vorhanden. Nun ging es darum, Haus und Garten in die reizvolle Seelandschaft einzubinden und vor allem für Privatsphäre zu sorgen – ein wichtiges Thema für den Auftraggeber.

Lage des GartensRegion Tegernsee, Bayern
Größe des Gartens1.200 m²
PlanungsbüroFuchs baut Gärten GmbH
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AusführungFuchs baut Gärten
FotografieKlaus Stöver
Der Spagat war, den begehrten Blick auf den See zu stärken und gleichzeitig für Privatsphäre zu sorgen - und das ausschließlich mit Pflanzen.

Hans Rampf

Landschaftsarchitekt Hans Rampf hatte sich zunächst mit der Ortsgestaltungssatzung auseinanderzusetzen, die genau vorschreibt, was gepflanzt werden darf, und das sind vor allem heimische Gehölze. Auf den ersten Blick keine schlechte Idee, wenn man sich die vielen mit Thuja oder Portugiesischem Kirschlorbeer umzingelten Gärten ansieht, die sich allenthalben breit machen – ob dies nun in die Gegend passt oder nicht. Allerdings wird die immergrüne Eibe als Nadelbaum dort ebenfalls ausgeschlossen, obwohl sie bei uns durchaus heimisch ist – man denke nur an den Paterzeller Eibenwald im Pfaffenwinkel. Somit war die Auswahl der Arten beschränkt, mit der Hans Rampf arbeiten konnte. Einblicke auf die Terrasse und den Pool-Bereich vom nahen Nachbarhaus mit Ferienwohnungen verhindern jetzt Säulen-Hainbuchen (Carpinus betulus 'Fastigiata') vor einer hohen geschnittenen Rot-Buchenhecke (Fagus sylvatica). Diese Sichtschutz- Wirkung wird am Terrassensitzplatz noch zusätzlich durch eine Reihe Zieräpfel (Malus 'Evereste') in quadratischen metallenen Kübeln verstärkt, deren Kronen ein Dach bilden. All diese Gehölze orientieren sich an der Längsseite des Hauses, an der geraden Linie, die gleichzeitig die Sichtachse zum See betont. Sichtschutz war auch zur Seeseite ein wichtiges Thema, denn zwischen See und Grundstück verläuft ein schmaler Streifen öffentlichen Grüns mit Bänken und einer Liegewiese. Viele Teile des Sees, übrigens einer der saubersten in Deutschland, sind – Gott sei Dank! – immer noch frei zugänglich, obwohl die Bodenpreise hier am Tegernsee exorbitant sind und der Druck auf den Boden entsprechend hoch. Aufschüttungen verbietet die Ortsgestaltungssatzung, also arbeitete der Landschaftsarchitekt mit Buchen, Wildrosen und immergrünen Stechpalmen (Ilex aquifolium), in der Region als „Wachslaber“ bezeichnet. Zum See hin bilden die Gehölze aber keine starre formale Hecke, sondern eine aufgelockerte Pflanzung, die sich weich um eine alte Birke (Betula pendula) schmiegt. Dieser Grenzbaum zwischen privatem und öffentlichem Grün markiert gleichzeitig den Übergang zwischen der architektonischen Strenge des Pool-Gartens und der Natürlichkeit der Seelandschaft. Gräsertuffs aus Niedrigem Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides) kaschieren den Höhenunterschied zwischen dem Holzdeck und dem Hang, der sacht zum Seeufer abfällt. Sie schaffen eine vage Verbindung zu den Schilf- und Röhrichtbeständen der kleinen Ringseeinsel, dem Rückzugsgebiet der Wasservögel im Tegernsee.

Impressionen