Großer Garten

Rückkehr in den geliebten Garten

Ein Großteil des Gartens machte Platz für den Neubau der Verwandschaft.

Loslassen von Liebgewonnenem, von Vertrautem ist immer schwer – das gilt ganz besonders für die eigenen vier Wände und den über Jahrzehnte liebevoll gepflegten Garten, in dem viele Erinnerungen stecken. Wenn sich jedoch die Lebensumstände ändern, kann ein großer Garten auch zur Last werden. Zudem ist bezahlbarer Baugrund für die nächste Generation in unseren Tagen Mangelware. Daher war es naheliegend, dass ein Großteil des Gartens für den Neubau der Verwandtschaft Platz machte.

Lage des GartensFulda, Hessen
Grösse300 m²
PlanungsbüroHeil Landschaftsarchitektur
Zum Profil
AusführungKehl Gartenbau, Fulda
FotografieArnulf Müller, Text und Fotografie
Beete in geometrischen Formen folgen dem Raster – erst die Pflanzungen brechen die Linien auf und erzeugen einen lockeren Gesamteindruck.

Tatjana Heil

Dadurch änderte sich das direkte Umfeld der hübschen, kleinen Villa aus den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts grundlegend. Das Gartenbild war nun nicht mehr von alten Bäumen auf einer großzügigen Fläche von 1000 Quadratmetern geprägt. Übrig blieben nur mehr 300 Quadratmeter und der direkte Blick von der Terrasse auf die kühle Fassade des Neubaus. Für Landschaftsarchitektin Tatjana Heil war klar, dass die verbliebene Fläche zwischen den beiden so unterschiedlichen Häusern wieder zu einem Garten mit ruhiger Atmosphäre werden sollte, damit man sich dort wohlfühlt. Um aus dem abschüssigen Gelände eine ebene, nutzbare Fläche zu machen, wurden zunächst ca. 2 Meter hohe Stützelemente entlang der Gartengrenze verbaut. Dadurch verlor die Neubaufassade auch gleich optisch an Höhe, die zusätzlich mit einer Eibenhecke und drei Weißrindigen Himalaya-Birken (Betula utilis var. jaque­ montii 'Doorenbos') kaschiert wurde. Diese Birkenzüchtung besitzt übrigens ein besonders strahlendes Weiß, was vor der dunkelgrünen Hecke gut zur Geltung kommt. Die Terrasse, passend zum Weiß der Villa mit hellen Klinkern belegt, betont die Breite des Grundstücks. Sie geht in ein L-förmiges Holzdeck über, das dem Raum die nötige Tiefe verleiht. Die Rasenfläche dazwischen wirkt ruhig und verbindend. Abwechslung in das Gartenbild bringen Schmuckelemente wie Wasserschale und Pflanzgefäße bzw. Feuerstelle und Findling, die jeweils eine gestalterische Einheit bilden. Weiß verputzte Betonmauern rahmen den Garten und schaffen eine Verbindung zwischen alter Villa und modernem Neubau. Gehölze, wie eine skulpturale Kiefer (Pinus sylvestris, Pinienform), ein bizarr geformter Ahorn und eine mehrstämmige Magnolie (Magnolia x loebneri 'Merrill') nehmen ihr die Strenge. So entstand ein einladendes Gartenzimmer, das die Konturen der Villa und die rechtwinkeligen Grenzen des Grundstücks widerspiegelt. „Beete in geometrischen Formen folgen diesem Raster – erst die lockeren Pflanzungen aus Gräsern, Blattstauden und den bizarr-skulpturalen Wuchsformen der Bäume brechen die Linien auf und erzeugen einen lockeren Gesamteindruck“, erklärt Tatjana Heil. Zwar hat jeder nun seinen eigenen Lebensbereich, doch die Wege für die Kinder und künftigen Enkel in den Garten der Mutter und Großmutter sind kurz. Dafür sorgt ein schlichter Plattenweg, der beide Grundstücke miteinander verbindet. Die Mutter fühlt sich in ihrem Garten nun wieder daheim. Er dient ihr tagsüber als Ort der Entspannung und abends, bei dezenter Beleuchtung, als zweites Wohnzimmer im Grünen

Impressionen