Pflanzenerlebnis in einem Reihenhausgarten

Vom Garagendach zum geschützten sonnigen Gartenhof

Er ist oftmals als spießig, langweilig und viel zu einheitlich verschrien: Der Reihenhausgarten. Dass das nicht immer stimmt, beweist dieses Projekt.

Aus dem Ländle kommt ein schönes Beispiel einer Reihenhausbebauung jenseits des fantasielosen Aneinanderreihens von schmalen Häusern mit Handtuchgärten. Die Bebauung ist hier zwar auf Straßenniveau mit Hauseingang und Garage geschlossen, die Reihenhäuser lösen sich dann aber im Wohngeschoss zu Einzelhäusern auf, sodass Licht von allen Himmelsrichtungen durch die Fenster fällt. Doch nicht nur dies ist ungewöhnlich an dem Projekt. Hier wurde das Dach einer Garage zu einem geschützten sonnigen Gartenhof umgewandelt – eine bessere Nutzung lässt sich kaum denken. Dafür wurde die Statik überprüft, die Garagendecke entsprechend verstärkt und abgedichtet. Ein Hochbeet mit Sitzbank fasst nun die Pflanzfläche ein, die von den Blütenbüscheln der Polyantha-Rosen, von den bewegten Halmen des Lampenputzer- (Pennisetum) und Federgrases (Stipa), von Lavendel, Rudbeckien (Rudbeckia) und Sedum-Arten belebt wird.

Lage des GartensSchönaich, Baden-Württemberg
Größe des Gartens460 m²
Ausführungplan-garten Garten- und Landschaftsbau GmbH
FotografieFrau Dr. Tanja Drössel
Die Grundgestaltung wird zwar von klaren Formen bestimmt. Der formalen Strenge steht aber die artenreiche Bepflanzung gegenüber, die eine Eigendynamik entwickelt.

Wolfgang R. Mueller

Auf der Rank-Konstruktion zur Hauswand des Nachbarn klettern Geißblatt, Kletterrosen und Blauregen um die Wette und geben dem uneinsehbaren Gartenhof Struktur. Den immergrünen Abschluss dort bildet eine mehrstämmige Mädchen-Kiefer (Pinus parviflora), die ursprünglich in Asien beheimatet ist. Wie schön, wenn jetzt der Blick aus dem Wohnzimmer auf das lebendige Grün statt auf die leblose Wand des Nachbarhauses fällt. Selbst der Frühling hält auf dem „Garagendach“ mit Krokussen, botanischen Tulpen und Narzissen Einzug. In die Pflanzenvielfalt sind Elemente fernöstlicher Gartengestaltung wie Steinlaternen, Steinfiguren und Tröge integriert – es sind Erinnerungsstücke der Familie aus einem mehrjährigen Aufenthalt in Korea. Dazu passen Gehölze wie Eisenhutblättriger Japan- Ahorn (Acer japonicum 'Aconitifolium'), Chinesischer Blumen-Hartriegel (Cornus cousa var. chinensis), Zaubernuss (Hamamelis mollis) und Zierkirsche (Prunus serrulata 'Shirofugen'), die im Hauptgarten auf der Südseite die Faszination fernöstlicher Gärten erahnen lassen. Zu solch einer Gestaltung gehört Wasser – in diesem Fall grenzt ein Wasserpflanzen- und Seerosenbecken an die großzügige Holzterrasse, die sich aus dem Wohn- und Esszimmer entwickelt. Eine streng geschnittene Buchenhecke begrenzt die Rosen-, Stauden- und Gräserbänder am Wasserbecken und begleitet den Weg aus großformatigen Platten bis zum Gartensitzplatz im rückwärtigen Bereich. Sichtschutz zur hohen Nachbarbebauung bieten Hainbuche (Carpinus betulus) und Eberesche (Sorbus aucuparia), die von Blütengehölzen wie Schneeball (Viburnum) und Spiersträuchen (Spiraea) begleitet werden. Umfriedet wird dieser ungewöhnliche Reihenhausgarten von einer Eiben-Hecke und einer Böschung aus Weißdorn (Crataegus monogyna), Hartriegel (Cornus) und Wildrosen (Rosa) – wertvolle Vogelschutz- und Nährgehölze, die man heutzutage viel zu selten in Landschaft und Gärten findet.

Impressionen