Pannonische Tiefebene im Blick

Von Wildschweinen, Höhensprüngen und nicht gebauten Mauern

„Während der Bauphase kamen nachts des öfteren Wildschweine aus dem angrenzenden Wald in den Garten, um den Baufortschritt zu begutachten. Einen Teil der Bodenlockerung haben diese Gäste dann gleich übernommen. Vor Beginn der Staudenpflanzungen war damit allerdings klar, dass zuerst die Einfriedung des Grundstücks fertiggestellt werden muss“, erzählt Simon Stix. Und mit artenreichen Stauden- und Gräserpflanzungen hat der Gartenplaner in diesem Hanggarten am Fuße des Leithagebirges nicht gespart. Stauden und Gräser bilden mit ihrer Natürlichkeit einen schönen Kontrast zur sachlich-nüchternen Architektur des Neubaus am Stadtrand von Eisenstadt und sind zugleich das Bindeglied zur umgebenden Natur. Besonders der Vorgarten punktet mit einer reichen Auswahl wärmeliebender Stauden und Gräser, die an das pannonische Klima mit seinen heißen trockenen Sommern und an die sandigen Böden angepasst sind. Sie sind die Hauptdarsteller in den Beeten – Vorstellungen finden das ganze Jahr statt.

Lage des GartensEisenstadt, Burgenland (D)
Größe460 m²
PlanungsbüroStix Gartendesign Kg
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FotografieChristian Schörg GmbH
Der Vorgarten mit seinen Staudenbeeten ist das Highlight dieses Hausgartens – passend zum geradlinigen Design des Wohnhauses, aber zugleich auch Bindeglied zur umgebenden Natur.

Simon Stix

Das Frühjahrsprogramm übernehmen die Zwiebelblüher (z.B. Narcissus 'Thalia'), dann folgt die Starbesetzung mit Sommerstauden wie Prachtscharte (Liatris spicata 'Floristian Violet'), Prachtkerze (Gaura lindheimeri), Steinquendel (Calamintha nepeta 'Triumphator') und Taglilien (Hemerocallis lilioasphodelus). Steppenkerzen (Eremurus robustus) sichern sich von Mai bis Juli mit ihren kerzenartigen Blütentrauben die volle Aufmerksamkeit. Die Abschlussvorstellung im Herbst und Winter geben die Gräser (Pennisetum alopecuroides var. viridescens, Miscanthus sinensis 'Gracillimus'), die dank der Herbstwinde Bewegung auf die Beete bringen. Solche Flächen schaffen Dynamik, verändern ihr Erscheinungsbild übers Jahr, ohne an Attraktivität zu verlieren. Hand in Hand mit dem Hochbauarchitekten wird der Hanggarten entwickelt, werden Gartenebenen geschaffen und mit Stufenanlagen erschlossen. So kann Simon Stix insbesondere im Vorgarten Einfluss darauf nehmen, wo Höhensprünge entstehen und wie diese gestaltet werden. Basaltfelsen aus einem nahe gelegenen Steinbruch überbrücken die durch die Hanglage vorgegebenen Höhensprünge innerhalb der Pflanzbeete. Sie bilden das Bindeglied zwischen den baulichen Elementen und der natürlichen Bepflanzung, schaffen den Übergang vom Architektonischen zum Freien und Wilden in der Gestaltung. Der Dachvorsprung am Eingang des Wohngebäudes setzt sich in drei schirmförmigen Solitärbäumen als optische Verlängerung fort. Vom Vorgarten gelangt man seitlich entlang des Hauses hinab auf die Terrassenebene und, eine Ebene tiefer, in den Poolgarten. Den schönsten Blick auf Eisenstadt und die beginnende pannonische Tiefebene bietet die Terrasse. Für Privatsphäre sorgt eine grüne Wand aus vier Meter hohen Spalier-Hainbuchen (Carpinus betulus), die seitlichen Sichtschutz zum höher gelegenen Nachbargrundstück garantiert. Kaum vorstellbar, aber ursprünglich war hier einmal eine hohe Mauer geplant, die mit ihrer Dominanz die Gestaltung massiv gestört hätte. Wie gut, dass sich der Gartenplaner durchsetzen konnte.

Impressionen