Moderne trifft Natur

Der "geborgte" Blick in die Natur

Die Lehre von den zwei sich immer ausgleichenden Kräften lässt sich in vielen Kulturen von Naturvölkern finden: Gut und Böse, hell und dunkel, männlich und weiblich. Dieser Ausgleich zweier Gegensätze - Moderne und Natur - ist auch der Kern der Gestaltung dieses Gartens.

Geradlinige Architektur auf der einen, lebendige farbenfrohe Staudenfülle auf der anderen Seite – ein Gegensatzpaar, das zu einem harmonischen Ganzen führt. Zu einem Garten, der den zwei unter einem Dach vereinten Generationen viel zu bieten hat, je nach deren Bedürfnissen. Das Haus weist große Höhenunterschiede auf und betont Funktion und Sachlichkeit, die über die Materialauswahl der Belagsflächen in den Außenraum fortgeführt werden. Treppen und Wege verbinden die edlen, schlichten Sitzbereiche miteinander, die unterschiedliche Qualitäten zu bieten haben. Es ist ein Erholungsgarten auf zwei Ebenen mit weiten Ausblicken in die Natur: Auf die hohen Laubbäume in den Nachbargärten, auf das weiche Wiesental und die Obstbäume, die so typisch für die Region sind. Dieser Weitblick ist ein Geschenk, das Landschaftsarchitektin Birke Hörner gerne annahm und als „geborgte Landschaft“ (borrowed view) in ihre Gestaltung einbezog. Der Blick reicht nun vom höher gelegenen Sitzplatz in unmittelbarer Hausnähe über den Pool, den Sitzplatz unterm Baum und die Naturstein- Lounge mit Sonnensegel bis zu den angrenzenden Wiesen.

Lage des GartensRegion Stuttgart, BW
Größe des Gartens1.400 m²
PlanungsbüroBirke Hörner Freie Landschaftsarchitekten BDLA Ludwigsburg + KEPOS Carola Dittrich
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AusführungLang Garten- und Landschaftsbau GmbH
FotografieElaundCoFotografie
Die sachliche Architektur (…) steht in einem ausgewogenen Spannungsfeld zu der üppigen, abwechslungsreichen Bepflanzung.

Birke Hörner

Grenzen und Zäune sind unsichtbar. So erhält der Garten seinen großzügigen, parkartigen Charakter – als hätte er über viele Jahrzehnte Zeit gehabt zu wachsen. Dank dieser geschickten Einbindung in das Umfeld passen Haus und Hanggarten trotz Modernisierung und Umgestaltung in die bestehende Bebauung aus den 1960er- Jahren, fügen sich nahtlos ein in das Landschafts- und Siedlungsbild. Um den weiten, offenen Charakter des Grundstückes nicht zu zerstören, war in Sachen Sichtschutz Fingerspitzengefühl gefragt. Wie aber die Einblicke von einem stark frequentierten Fußweg verhindern, ohne dabei die Aussicht zu verderben? Birke Hörner löste das Problem, indem sie das Gelände so modellierte, dass der Fußweg von der Wohn- und Gartenebene nicht mehr zu sehen ist, der Blick auf die angrenzenden Pferdekoppeln und Wiesen aber frei bleibt. Als Vorbild für die Gestaltung des Hangs dienten ihr die artenreichen Streuobstwiesen, die ein prägender Bestandteil der Kulturlandschaft sind. Auf der Wiese stehen nun regionale Obstbaumsorten und tragen dazu bei, die Biodiversität zu erhöhen. „Dem modernen Stil des Hauses wurde eine eher wildere Pflanzung entgegengestellt. So entsteht der Eindruck, dass das Haus von der Natur umgeben ist. Der Übergang von den gebauten Elementen in die Landschaft ist fließend“, erklärt die Planerin. In Hausnähe geht die naturnahe Pflanzung schließlich in eine strukturierte Mischpflanzung über. Vor das Esszimmerfenster hat Birke Hörner eine mehrstämmige Felsenbirne gepflanzt, eines der schönsten und vielfältigsten Gehölze und ein Gewinn für jeden Garten. Untermalt wird dessen Schönheit von Stauden mit satten und warmen Blütenfarben wie Rotem Sonnenhut (Echinacea Hybride 'Tomato Soup'), Steppen-Salbei (Salvia nemorosa 'Caradonna'), Spronblume (Centranthus ruber var. coccineus) und Gräserblöcken aus Lampenputzergras (Pennisetum). Zu all der Farbkraft gesellen sich interessante Blatttexturen, die z. B. Purpurglöckchen (Heuchera villosa 'Brownies') beisteuern. Das wirkt lebendig und weich und kontrastiert mit der klaren Gestaltung der Belagsflächen und Mauern – Gegensätze, die nicht nur anziehend sind, sondern sich in ihrer Wirkung verstärken.

Impressionen