Mille beaux

Logenplatz über der Stadt

Mille beaux haben die beiden Schweizer Gartenarchitekten David Schmid und Mario Caretti diesen Dachgarten genannt und diese Bezeichnung verdient er in der Tat.

Mit seiner wohnlichen Atmosphäre entspricht seine Südseite einem behaglichen Rückzugsort unter freiem Himmel am Rande der Großstadt. Gleichzeitig bietet die Nordseite einen Panoramablick auf die Berner Alpenkette, der immer wieder aufs Neue fesselt. Entstanden ist der Dachgarten zu einer Zeit, in der sich viele von uns solch ein grünes Wohnzimmer an der frischen Luft gewünscht hätten – während des ersten Lockdowns 2020. Eigentlich wollten die Eigner damals nur eine Lichtinstallation, leuchtende Glasfaser-Halme für ihre Pflanzgefäße, ein Design der beiden Gartenarchitekten (Glowing Grass Lights). Daraus entwickelte sich ein Gesamtkonzept für die Umgestaltung der beiden Terrassenhälften, denn es stellte sich heraus, dass das Holzdeck des Dachgartens Risse und Spalten aufwies und an manchen Stellen bereits verfault war.

Lage des GartensBern (CH)
Größe80 m²
PlanungsbüroGlowing Grass GmbH
Zum Profil
FotografieMerlin Photography Ltd.
Die Terrasse wird in eine Garten- und Wohnoase verwandelt, Innen- und Außenraum werden eins.

Mario Caretti und David Schmid

Um die Dachterrasse optisch zu vergrößern, wird die Laufrichtung der Holzdielen der Laufrichtung des Parketts im Innenbereich angepasst und so ein fließender Übergang erzeugt. Auch in puncto Material und Farbgebung passt sich das Freiluft-Wohnzimmer an den eleganten Stil der Innenräume an. So verschmelzen Innen- und Außenraum miteinander und wirken großzügiger. Eine Überdachung macht es möglich, den Dachgarten auch bei Regen zu nutzen. Pflanzkübel mit Stauden, Gräsern und kleinen Gehölzen sind abwechslungsreich auf dem Holzdeck angeordnet, sodass Räume für unterschiedliche Nutzungen entstehen. Auf der Südseite gibt es genug Platz für einen separaten Ess- und einen Lounge- Bereich. Auf der Nordseite ist die lange hölzerne Sitzbank in eines der Pflanzgefäße integriert und kommt daher ohne Stützen aus, was ihr eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Um die wohnliche Atmosphäre zu unterstreichen, haben die beiden Gartenarchitekten eine „Pflanzbibliothek“ ersonnen. Die pulverbeschichtete Stahlkonstruktion, inspiriert von einem Bücherregal, untermalt das Gefühl, im Freiluft- Wohnzimmer zu sitzen. Außerdem hat das Pflanzregal noch einen ganz praktischen Nutzen: Es kaschiert die Ableitung des Regenwassers von der Überdachung (Markise) in das Fallrohr. Dass die beiden Gartenarchitekten viel Zeit in das Design derlei Dinge gesteckt haben, sieht man ihnen an – sie sind funktional, durchdacht und wohnlich. In den Kübeln fühlen sich kleine Gehölze wie Kugel-Föhre (Pinus nigra 'Pierrick Brégeon'), Kugelige Zwerg-Schwarzkiefer (Pinus nigra 'Brepo') und Mädchenkiefer (Pinus parviflora 'Brevifolia') wohl und zeigen sich relativ unempfindlich gegenüber Hitze, Trockenheit und Wind – am Extremstandort „Dachterrasse“ ein großer Vorteil. Zusammen mit trockenheitsverträglichen Stauden wie Prachtkerze (Gaura lindheimeri 'Whirling Butterflies'), Patagonischem Eisenkraut (Verbena bonariensis) und Niedrigem Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides 'Hameln') beleben sie den Dachgarten und bieten dem Innen- und Außenbereich gleichermaßen Sichtschutz. Mit dezenter Beleuchtung werden abends Lichtpunkte in der Bepflanzung gesetzt, ohne dem Logenplatz auf dem Dach sein sich unablässig wandelndes Bühnenbild – den Blick auf die Alpenkette und die Stadt – streitig zu machen.

Impressionen