
Meisterwerk in Sachen Raumbildung
„Pflanzen Sie doch nicht so viel Phytomasse“, soll der Auftraggeber ausgerufen haben, als er den Plan von Gartenarchitekt Alexander Koch sah. Auf ihn wirkte das Ganze wohl wie ein „großes botanisches Chaos“. Doch hier steht kein einziger Baum, kein Strauch zu viel. Dieser Garten besitzt eine solch räumliche Tiefe durch gekonnte Raumbildung, die ihn zu einem Erlebnis werden lässt.

„Das ist mir die liebste Art, Gärten zu bauen: sie nach und nach zu entwickeln, damit man ein besseres Gefühl für die Räumlichkeit bekommt. Das Faszinierende ist, dass immer wieder neue Situationen entstehen.”

Alexander Koch
Nach und nach hat Alexander Koch diesen großen Garten umgebaut, der zu einem charmanten Haus aus dem Jahre 1946 gehört. Als Gerüst übernahm er eine mächtige Magnolie (Magnolia) neben dem Salettl (Gartenhaus), einen schönen Feldahorn (Acer campestre) und eine Linde am Zugang zur Straße. Zunächst war eine Sichtschutzpflanzung notwendig, denn auf dem Nachbargrundstück rückte ein Neubau so nah an die Grundstücksgrenze, dass man vom Wohnzimmerfenster aus direkt darauf blickte. Dieser wird nun von einem dichten Wald aus Rhododendren und Feldahorn verdeckt. Umbaumaßnahmen betrafen auch die befestigten Flächen, denn Terrassen und Wege waren durch den Frost vieler Winter beschädigt. Sie sind jetzt mit Platten aus Thüringer Travertin belegt, einem Stein, der zwar nicht direkt aus der Region stammt, aber immerhin nicht über Tausende Kilometer transportiert wurde. Während des Umbaus suchte Alexander Koch immer wieder in Baumschulen nach passenden Pflanzen: „Das ist mir die liebste Art, Gärten zu bauen: sie nach und nach zu entwickeln, damit man ein besseres Gefühl für die Räumlichkeit bekommt.“ Was die Pflanzarbeiten erschwerte, war der undurchlässige Boden und das Gefälle von bald 10 Metern auf dem Grundstück. Stand man unten am Hang, hatte man das ungute Gefühl, dass einem das Gebäude jeden Moment entgegenkäme. Um dem Hang optisch Halt zu geben, pflanzte der Gartenarchitekt einen großen Zierapfel (Malus toringo sargentii) mit einer Höhe von 4 Metern und einem Durchmesser von 5 Metern direkt an den Fuß des Hanges. „Früher stand das Haus optisch extrem instabil, jetzt ist der Berg von unten nicht mehr zu sehen“, erläutert Alexander Koch diesen Einzelaspekt. Hier und da wurden weitere Gehölze ausgewählt, um Einblicke auf das Grundstück zu verwehren. An anderer Stelle wurden wertvolle Blicke frei geschnitten, sodass man beispielsweise wieder vom Haus über die weiß blühenden Hortensien- Felder zum Poolgarten sieht. „Das Faszinierende ist, dass immer wieder neue Situationen entstehen. Waru haben wir beim letzten Mal noch nicht die Blüte der Zaubernuss in den Garten aufgenommen? Also haben wir das jetzt nachgeholt“, sagt Alexander Koch. Als Nächstes soll ein neuer Anbau am Haus mit einer Mauer im Garten verankert werden. Eines ist klar – dieser Garten darf sich auch in Zukunft weiterentwickeln, denn so ein guter Garten ist in seinem Werdegang nie wirklich vollendet!
