Erster Platz 2023

Erlebnisraum Garten

Was für eine gelungene Verbindung zwischen historischer Villa, parkähnlichem Garten und Landschaft.

Der „Baumeister der Bergstraße“, Heinrich Metzendorf (1866 – 1923), hätte sicher seine helle Freude daran gehabt. Der Architekt und Steinmetz, bekannt für seine landschaftsprägenden Villen an der Bergstraße, hatte dieses Landhaus aus rotem Sandstein, weißen Fensterrahmen und Odenwälder Holzschindeln einst im Stil des Historismus gebaut. Haus und Garten liegen eingebettet am Hang zwischen einem kleinen Laubwäldchen und einem märchenhaften Eibenwald, die beide zum Grundstück gehören. Der Zauber dieses Ortes, seine Lage und die Entstehungsgeschichte der Villa, die mit natürlichen Baustoffen und erstklassigem Handwerk assoziiert ist – das alles soll sich im Garten widerspiegeln.

Lage des GartensBensheim an der Bergstraße, Hessen
Größe4 000 m²
PlanungsbüroFeldmann Garten & Landschaft
Zum Profil
AusführungFeldmann Gartenarchitektur
FotografieJochen Braband Photography
Planung und Ausführung fanden parallel statt, der Ort im jeweiligen Augenblick war das prägende Element für den entstehenden Raum.

Christoph Feldmann

Um die stark geböschte, große Rasenfläche in nutzbare Ebenen zu verwandeln, werden 200 m² Trockenmauern in reiner Handarbeit errichtet – aus Grauwacke wegen ihres lebendigen Farbenspiels in Rotbraun bis Grau. „Der Stein lässt sich gut integrieren und wirkt natürlicher als der rote Odenwälder Sandstein. Patina ist erwünscht, lässt den Garten würdevoll altern und verbindet Alt mit Neu“, erklärt der Landschaftsarchitekt die Materialwahl. Es entstehen klar definierte Räume mit unterschiedlichen Atmosphären, die den Garten erlebbar machen. Nichts in diesem Garten ist reine Dekoration – es ist ein Garten, den man mit allen Sinnen erleben kann. Jeder Lebensraum besitzt seine eigene atmosphärische Identität. So wie es Orte des Rückzugs gibt, gibt es auch solche für Geselligkeit: etwa der Pool mit Rasenplateau, der Platz mit Feuerring oder der große Holztisch mit Bänken vor dem Holzofen in der Trockenmauer. Den Pool umgibt ein Wiesengarten nach dem Vorbild eines englischen Meadow Garden. Die Beete dort sind als Matrixpflanzung gestaltet: Duftendes Tautropfengras (Sporobolus heterolepsis) im sonnigen Bereich und Herbst-Kopfgras (Sesleria autumnalis) in absonnigen Lagen, bilden die Gräsermatrix. Dort eingestreut sind zarte Blühstauden wie Purpur-Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis 'Tanna'), Prachtkerze (Gaura lindheimeri), Purpur- Witwenblume (Knautia macedonia) und Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis). Raumbildner und Strukturgeber für die einzelnen Gartenbereiche sind der vorhandene Baumbestand und ausgewählte Solitäre, Großbäume mit Charakter, nicht zu perfekt in ihrem Aufbau, damit sie sich nicht zu sehr vom alten Baumbestand unterscheiden. Über Trittplatten geht es schließlich von der Garten- in die Waldwelt. Mittler zwischen den beiden Welten: ein kleines Biotop, entstanden auf ausdrücklichen Wunsch der Gartenbesitzer.

Impressionen