Leben im Garten zu allen Jahreszeiten

Zauber der alten Weide

Ein Garten um die Jahreszeiten nicht nur durch eine Glasscheibe hindurch betrachten, sondern wirklich erleben zu können - das war der Wunsch

Die Familie mit drei Kindern hatte nach eigenem Bekunden das ältere Einfamilienhaus vor allem wegen der ca. 40 Jahre alten Trauerweide (Salix alba 'Tristis') gekauft, die den Garten mit ihrem malerischen Wuchs prägt. Nicht umsonst ist diese besondere Züchtung der Silberweide (Frankreich, 1815) eines der Lieblingsmotive der Malerei in der Romantik. Mit viel Leidenschaft gehen sie den Hausumbau an, dann kommt der Garten an die Reihe. Vom ehemaligen Garten bleiben drei alte Bäume erhalten: ein Eschen-Ahorn (Acer negundo), eine Blutpflaume (Prunus cerasifera 'Nigra') und besagte Trauerweide, die während der Baumaßnahmen weiträumig abgesperrt wird, damit keine Verdichtung im Wurzelbereich stattfindet. Dann entsteht der Garten zusammen mit den alten Bäumen in klarer architektonischer Form neu – passend zum Wohnhaus, so wünscht es sich die Familie. Gartenarchitektonisch ist das durchaus kniffelig bei der Grundstücksform und der Lage des Wohnhauses darin.

Lage des GartensFrechen (D)
Größe700 m²
PlanungsbüroGartenhof Küsters GmbH
Zum Profil
FotografieFerdinand Graf Luckner
Die Diagonale nimmt die Grundstücksform auf und schafft damit maximal lange Achsen im Garten, der dadurch größer erscheint. Es entsteht eine dynamische Formensprache mit dem Fokus auf die alte Trauerweide.

Erik Zimmermann, Bernd Franzen, Corinna Schmalz, Simon Leuffen, Sebastian Spittka, Christian Schmeink & Hund Pelle

Im hinteren Teil des Gartens wird die Grundstücksgrenze in den Mittelpunkt gestellt, um die Terrassenform entsprechend im 45°- Winkel auszurichten. Vom neuen Anbau mit den bodentiefen Fenstern gelangt man direkt auf die Terrasse und in den Wohngarten mit der Weide. Eine klassische Unterteilung in Vorgarten und rückwärtigen Garten gibt es nicht, der Übergang ist fließend. Der Vorgarten ist definiert durch Eisenholzbäume (Parrotia persica). Sie bilden, als Hochstamm gezogen, eine markante Eingangsachse entlang der Zuwegung. Von dort fällt der Blick auf den mächtigen Solitär: die Trauerweide im rückwärtigen Garten. Besonders stimmungsvoll wirkt der robuste und anspruchslose Baum, wenn sich seine hängenden Äste im Wind wiegen. Allerdings dringt nur wenig Licht durch das Blätterdach, sodass darunter kaum etwas wächst – Walderdbeeren (Fragaria vesca) schlagen sich wacker, sie kommen mit dem Schatten und dem Wurzeldruck bisher gut zurecht. Zur Straße ist das Reich der Weide mit Hecken und einem Holzsichtschutz abgeschirmt – das Grundstück liegt in einem dicht bebauten Gebiet und dort ist Privatsphäre ein besonders hohes Gut. Stützmäuerchen fangen den Höhenunterschied zur Straße ab, schaffen Raum für eine stimmungsvolle Bepflanzung aus Garten-Reitgras (Calamagrostis x acutiflora 'Karl Foerster'), Storchschnabel 'Rozanne' (Geranium-Hybride), Immergrün (Vinca minor und Vinca minor 'Alba'), Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata in Gruppen), Funkien (u. a. Hosta fortunei 'Patriot') sowie Farnen (Dryopteris in Gruppen). Mäuerchen und Sitzblöcke bestehen aus Bergischer Grauwacke, einem regionalen Naturstein mit erdwarmen Tönen, der sich unaufdringlich in die Gartengestaltung einordnet. Nichts macht der alten Weide Konkurrenz, sie bestimmt die Atmosphäre von Haus und Garten – ganz im Sinne der Familie, die sich mit dem Charakterbaum verbunden fühlt. „Den Garten durch die Augen der Besitzer sehen und nicht sich selbst zu verwirklichen, sondern an die Menschen zu denken, die sich darin wohlfühlen wollen – das ist uns hier gut gelungen“, resümiert Bernd Franzen.

Impressionen