Leben am Kanal

Ein Dachgarten mit modernem Wasserlauf

Inspiration hat sich Gartenarchitekt Josef Dietziker bei diesem Projekt aus der Lokalhistorie geholt und sie bei der Gestaltung dieses Dachgartens ins Hier und Jetzt geholt.

Die Lage des Dachgartens im Linthgebiet brachte den Schweizer Gartenplaner Josef Dietziker auf seine Gestaltungsidee mit den Wasserkanälen. Sie sind als Anspielung auf den Linthkanal (fertiggestellt um 1816) gedacht, der die einst sumpfige und von Malaria heimgesuchte Ebene trockenlegte. Es entstand eine Landschaft aus Kanälen, Gehölzen und Sitzplätzen mit unterschiedlichen Belagsflächen auf verschiedenen Höhenniveaus, die wie eigenständige Räume wirken. „Der zweiteilige Wasserkanal trennt die unterschiedlichen Bereiche und zieht sich gleichzeitig als verbindendes Element durch den Dachgarten“, erklärt der Gartenplaner. Über Brücken, Stufen und 'schwebende' Schrittplatten gelangt man in unterschiedlich gestaltete Räume, die den Dachgarten des Einfamilienhauses gliedern. Vor der Umgestaltung gab es keine räumliche Gliederung – alles war lediglich auf Funktion ausgerichtet. Es fehlte an Atmosphäre, an lauschigen Ecken und vor allem an einem gestalterischen Mittelpunkt.

Lage des GartensLinthgebiet, Kanton St. Gallen, Schweiz
Größe des Gartens300 m²
PlanungsbüroJosef Dietziker, Gartenarchitekt
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AusführungDietziker Gärten GmbH
FotografieCorinne Dietziker
Der zweiteilige Wasserkanal trennt die unterschiedlichen Gartenbereiche und zieht sich gleichzeitig als verbindendes Element durch den Garten.

Josef Dietziker

Auf Rasen, da waren sich Gartenplaner und Auftraggeber schnell einig, ließ sich getrost verzichten. Ins Zentrum des Dachgartens kam dafür ein Hochbeet aus Sandsteinquadern mit einer großen mehrstämmigen Felsenbirne (Amelanchier lamarckii), die auf leuchtend pinkfarbenen Grasnelken (Armeria maritima 'Düsseldorfer Stolz') gebettet ist. Sie wirft ihren lichten Schatten auf den Sitzplatz am Holzdeck vor dem Wohnbereich. Damit Außen- und Innenraum nahtlos ineinander übergehen, wurde das Holzdeck angehoben, sodass der Übergang der Bodenbeläge ohne Schwelle erfolgt. „Gemäß Baunorm muss jedoch wegen eines möglichen Wassereinbruchs eine Schwellenhöhe eingehalten werden, weshalb der Dachgarten früher 15 cm tiefer lag. Jetzt ist die Stufe möglichst weit in den Garten verschoben“, erklärt Josef Dietziker. Diesen Höhenversatz verdecken das Hochbeet und eine Sitzmauer, die aus demselben Naturstein besteht und ein echter Hingucker auf dem Dachgarten ist. Die beiden Teile des Wasserkanals gehen bodenbündig die Abstufung der verschiedenen Belagsebenen mit. Schwertlilien (Iris sibirica) in verschiedenen Blautönen beleben als typische Wasserpflanzen die Szenerie entlang des Kanals. Über „schwebende“ Trittplatten gelangt man trockenen Fußes über den Kanal in den tiefer liegenden Japangarten mit Abendsitzplatz, der einen eigenen Bereich vor dem Wintergarten bildet. Dort schaffen Gehölze wie ein Japanischer Fächer- Ahorn (Acer palmatum 'Osakazuki') mit leuchtend roter Herbstfärbung, eine Strauch-Wald-Kiefer (Pinus sylvestris 'Watereri') und eine Stern-Magnolie (Magnolia stellata) das Flair des Japanischen Gartens. Polsterpflanzen wie Grauer Polster- Thymian (Thymus praecox var. pseudolanguinosus) und Thymianblättrige Mauermiere (Paronychia kapela ssp. serpyllifolia) ersetzen das Moos als typisches Element des fernöstlichen Gartens. Blauschwingel (Festuca glauca) und Alpenmohn (Papaver alpinum ssp. rhaeticum) beleben den Bereich mit ihren kräftigen Farben in Blaugrün und Gelb. Für Sichtschutz auf dem Dachgarten sorgt ein immergrüner, leuchtend rot blühender Rhododendron (Rhododendron Hybride 'Nova Zembla') zusammen mit Azaleen. Damit es dem flachwurzelnden Blütengehölz hier oben nicht zu heiß wird, steht er im Schatten von anthrazitfarbenen Alupaneelen, die teils mit Kletterpflanzen begrünt sind. Vom Holzdeck und dem Wohnbereich sieht man jetzt statt zum Nachbarhaus in ein farbenprächtiges Blütenmeer.

Impressionen