
Kleiner Garten – ganz groß!
Die Aufwertung eines Hausgartens.

„Für uns bestand die Aufgabe in der völligen Neuordnung des kleinen Gartenraums. Insbesondere sollte auch die uneinheitliche Bestandskulisse aus Garagenwänden überspielt werden.”

JÜRGEN WOLLBORN
Früher blickte man von der Terrasse am Haus auf die eigene Garagenwand oder alternativ auf die des Nachbarn. Waschbetonsteine bedeckten einen Großteil der Fläche, die Bepflanzung war ohne Struktur – all das machte wenig Lust auf einen Aufenthalt im Grünen. Als die Familie ihre Doppelhaushälfte umbaute, wurde klar, dass der Garten nicht mehr zur neuen Gestaltungsrichtung passte. Außerdem fehlten einladende Sitzmöglichkeiten und Rückzugsräume, denn das Grün war räumlich und gestalterisch vom Haus abgeschnitten und bot keinerlei Geborgenheit. Doch einfach war die Sache nicht – innerhalb der Familie wurde viel über Sinn und Unsinn einer Neugestaltung diskutiert, nicht zuletzt wegen der anfallenden Kosten. „Am Ende dieses grundlegenden Dialogs wurden alle Ersparnisse und Urlaubstage für das Gartenprojekt bereitgestellt“, erinnert sich Jürgen Wollborn, der mit der Umgestaltung beauftragt wurde. Für den Landschaftsarchitekten bestand die Aufgabe nun „in der völligen Neuordnung des kleinen Gartenraums“, insbesondere sollte auch die „uneinheitliche Bestandskulisse“ aus Garagenwänden überspielt werden. Zunächst platzierte Jürgen Wollborn die Terrasse, einst ein Hügel im Raum, an die Peripherie und gestaltete anschließend alle Wände, Zugänge und Verblendungen einheitlich in Holz. Dann wurde der Raum mit einem einfachen Trick optisch vergrößert: An den Holzwänden, welche die hohe Garagenmauer des Nachbarn abdecken, wurden drei mannshohe Spiegel angebracht. Blickfang ist ein ebenfalls verspiegeltes Wasserspiel. Betritt man nun den Garten, so erliegt man zunächst der Illusion, hinter den vermeintlichen drei Durchlässen in der Holzwand ginge der Raum weiter. Der Terrassenhügel wurde durch einen „schwebenden“ Holzsteg ersetzt (aufgeständerte Veranda) – das wirkt luftig und leicht und verkleinert den Raum nicht unnötig. Die eigene Garagenwand wird von einer Bambushecke (Phyllostachys aureosulcata 'Spectabilis') ausgeblendet, die mit ihren Halmen für fein strukturierte Raumtiefe sorgt. Dazu schaffen kleinkronige Bäume dezente Raumbildung, etwa die Felsenbirnen (als Hochstamm gezogen) oder die Kugel-Kirsche (Prunus fruticosa 'Globosa'), ein sehr langsam wachsender Baum mit dicht verzweigter Krone. Da es sich bei der Kirsche um eine Kopfveredelung handelt, wird der rotbraune Stamm nicht höher, sondern nur dicker. Attraktiv ist vor allem ihr Blütenschmuck im Frühjahr, der Insekten Nahrung bietet, und natürlich ihre gelborange Herbstfärbung. Auch die Wege wurden deutlich aufgewertet. Der Waschbeton verschwand, stattdessen führen nun großformatige Granitplatten im Wechsel mit Mosaikpflaster zum einladenden Holzdeck. Das wirkt edel und großzügig. Kleine Beete, in der Breite der Platten, fassen den Weg ein. Sie sind mit pflegeleichten Bodendeckern wie Wald-Erdbeeren (Fragaria vesca) und Kleinem Immergrün (Vinca minor) bepflanzt. Untermalt wird der Charakter des Gartens mit einer akzentuierenden Beleuchtung und dem leisen Plätschern des Wasserspiels im Hintergrund. Jetzt ist dieser kleine Garten zu einem echten Ort des Rückzugs und der Erholung geworden und passt wieder zum Haus.
