
In dubio pro natura
Meist ist es ja so: Ein Grundstück in bevorzugter Lage wird gekauft, das ältere Haus darauf abgerissen, um anschließend so viele Wohneinheiten wie möglich darauf zu bauen – auf Kosten des Gartens.

„Ein sinnvolles Beispiel für die Aufwertung des städtischen Raums mit vielen Pflanzen, da die Besitzerin verhinderte, dass anstelle des Hauses mit Garten ein Neubau mit Tiefgarage entsteht.”

Peter Berg
Dazu gestaltete Peter Berg „einen grünen Raum zum freien Atmen in der Stadt.“ Garten und Haus mit Gehölzen von der Umgebung abzuschirmen und den Charme des Gewachsenen zu bewahren, den die alten Bäume und Sträucher besonders gut verkörpern – das war die Aufgabe des Gartendesigners. Individuen wie der große Rhododendron 'Catawbiense Grandiflorum' oder die knorrige Kletterhortensie (Hydrangea anomala subsp. petiolaris) am Holzgerüst – über Jahrzehnte gewachsene Gehölze, die Wind und Wetter trotzen und die sich nicht so ohne Weiteres ersetzen lassen. „Diese Schönheit herauszuarbeiten und, wo nötig, zu ergänzen, sodass man ein stimmiges Ganzes erkennt, war mein Ziel“ sagt Peter Berg. Verbuschte Gehölze wurden aufgeastet und leicht transparent geschnitten, um ihr Alter zu betonen. So erkennt man die Mehrstämmigkeit des alten Rhododendrons, die attraktive Stammstruktur, die knorrigen Äste. Im hinteren Teil des Gartens konnte eine Dreiergruppe aus Birken erhalten werden. Sie bildet den malerischen Hintergrund für den neuen, etwas erhöhten Sitzplatz (Feuerstelle in Splitt) mit Blick zurück zum Haus. Für Struktur und Tiefe sorgen Höhenunterschiede und Steinstrukturen wie die Natursteinmauer, die den langen schmalen Garten in zwei Abschnitte gliedert. Trittplatten führen von der Terrasse am Haus zum hinteren Sitzplatz und betonen die Sichtachse. Den Raum zwischen den Platten erobern Immergrün (Vinca minor 'Valentin') und Teppich-Drahtstrauch (Muehlenbeckia axillaris). Gehölze sind mit Gräsern, Farnen und Stauden unterpflanzt – das wirkt natürlich, wie überhaupt die ganze Pflanzung vielschichtig ist wie in der Natur. Unter dem Rhododendron bedecken Elfenblumen (Epimedium pubescens 'Blütentanz') mit ihrem attraktiven Blattwerk den Boden. Zu Füßen der Birkengruppe schaffen Salomonssiegel (Polygonatum x hybridum 'Weihenstephan'), Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris) und Ahornblatt (Mukdenia rossii) eine waldartige Atmosphäre. Solch artenreiche Schattengärten haben ihren Reiz, besonders in der Stadt. „Die Temperaturen bleiben moderater, Feinstaub wird durch die Pflanzen gebunden und gelangt so nicht ins Haus“, zählt Peter Berg die Vorzüge auf. Grund genug, die Pflanzen mit großen anthrazitfarbenen Metallkübeln ganz nah ans Haus zu holen und sie mit attraktiven Solitären wie Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii) und bogig überhängenden Gräsern zu bepflanzen. Nachhaltigkeit gewährleistet Peter Berg durch Verwendung natürlicher Materialien wie der Grauwacke aus einem nahen Steinbruch. Der Naturstein wird in verschiedenen Formen als Blockstufen, Platten, Sitzsteine und Felsen verwendet. Die bewusste Beschränkung in der Materialwahl passt zu der pflanzenbetonten Gestaltung und unterstützt die ruhige Atmosphäre. Es ist die gelungene Kombination aus alten und neuen Gehölzen, aus formaler und frei rhythmischer Gestaltung beim Stein wie bei der Pflanzung, die den kleinen Garten so besonders macht. „Man hat an diesem Ort in der Stadt eine Lebensqualität erreicht, die man sonst nur selten findet“, stellt Peter Berg fest. Eine Einschätzung, der man sich nur allzu gerne anschließt.
