Im Tongrubengarten

Ein Garten mit einer ungewöhnlichen Geschichte

Ein Gartenprojekt gemacht für Archäologen! Denn bei diesem Garten schlummern einige historische Schätze unter der Oberfläche, die nur darauf warten beim Umbau ausgebuddelt zu werden...

„Die Arbeit an dem Garten war ein einziges Abenteuer. Wir haben nahezu alles einmal umgedreht und jede Menge Schätze geborgen: Ziegel, Keramik- und Porzellanscherben, aber auch Parfumflakons“, erzählt Landschaftsarchitektin Maria Hänsch. Es ist ein Garten mit einer ungewöhnlichen Geschichte. Er liegt in einem Gebiet, in dem früher Ton für die Ziegelherstellung abgebaut wurde. Die Ziegel wurden damals in Potsdam und Berlin gebraucht, um Wohnungen für die wachsende Bevölkerung zu bauen. Die Tongruben – manche waren bis zu 30 Meter tief – füllten sich mit dem Wasser der Havel zu Seen, die mit Kanälen verbunden waren. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Stehgewässer mit dem Schutt der zerstörten Städte Berlin und Potsdam wieder verfüllt und mit Erde zugeschüttet. Genau auf einem solchen Grundstück zwischen alten Kanälen liegt dieser Garten.

Lage des GartensKetzin, Brandenburg
Größe des Gartens3.800 m²
PlanungsbüroPotsdamer Gartengestaltung GmbH
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AusführungPotsdamer Gartengestaltung GmbH
FotografieDaniela Toman und Albrecht Lehrmann
Gefragt waren robuste, widerstandsfähige Pflanzen, die mit eventuellen Schadstoffen im Boden und extremer Trockenheit klarkommen bzw. mit anstehendem Wasser.

Maria Hänsch

Bevor aus dem Grundstück ein Garten werden konnte, gab es im Vorfeld viel zu tun für die Potsdamer Landschaftsarchitektin. Denn während der Planungsphase kam das Nachbargrundstück noch hinzu. Dort mussten zunächst Gewächshäuser und Werkstätten abgerissen, Dächer umgesetzt, Fassaden erneuert werden. Die Zusammenlegung der beiden Grundstücke hatte zufolge, dass die gesamte Erschließung neu gedacht und angelegt werden musste. Maria Hänschs vorrangige Aufgabe war es, die vielen Puzzle- Teile auf den beiden Grundstücken zusammenzufügen und daraus einen Garten zu machen, der zum Spazierengehen einlädt. Als roter Faden der Gestaltung zieht sich die Wegeführung durch das Grün. Schmale geschwungene Wege führen durch den weitläufigen Garten zu verschiedenen Aussichtspunkten, wie etwa dem Sitzplatz am Kanal an der Grundstücksgrenze. Dieser bietet sich als Blickachse geradezu an. Steht man am Gartentor, ahnt man von alledem nichts, denn ein ungewöhnlicher Sichtschutz aus geschälten Robinien-Hölzern sorgt für Privatsphäre. Mit seiner natürlichen Gestaltung hat er aber nichts Abweisendes an sich, ja ist vielmehr selbst ein Blickfang. Was den Garten aber besonders interessant macht, ist die große Artenvielfalt, die den unterschiedlichen Standortbedingungen auf dem Grundstück geschuldet ist. „Gefragt waren robuste, widerstandsfähige Pflanzen, die mit eventuellen Schadstoffen im Boden und extremer Trockenheit klarkommen bzw. mit anstehendem Wasser“, sagt Maria Hänsch. Denn bewässert wird lediglich der Rasen. Die Zusammensetzung der Arten ist allein schon bei den Gehölzen bemerkenswert: Amberbäume (Liquidambar styraciflua), Weiden (Salix), Apfelbäume (Malus), Gewöhnliche Felsenbirnen (Amelanchier ovalis), verschiedene Hartriegel (Cornus), Rosen (Rosa) und Feuerdorn (Pyracantha) locken Vögel, Insekten und Kleinsäuger in den Garten, bieten ihnen Nahrung, Schutz und Lebensraum. Auch die Auswahl an Gräsern und Stauden ist groß und reicht von Astern und Anemonen (Anemone sylvestris) über Christrosen (Helleborus), Purpurglöckchen (Heuchera), Storchschnabel (Geranium) und Knöterich (Polygonum) bis zum Tautropfengras (Sporobolus heterolepsis), das nach Koreander duftet. So entstand aus einem Stückwerk an Gebäuden und Flächen ein artenreicher lebendiger Garten, der einen Spaziergang durch das eigene Grün zu einem echten Naturerlebnis werden lässt.

Impressionen