
Keine Spur von Hektik
Die japanische Teezeremonie ist eine Kunst für sich - ebenso wie dieser Garten in einem Münchner Innenhof, der von dieser inspiriert wurde.

„Das Gefühl beim Betreten eines Gartenraumes ist für mich wichtig. Man überschreitet eine unsichtbare Schwelle und die innere Haltung verändert sich.”

Friedhelm Hellenkamp
Der Gartenplaner Friedhelm Hellenkamp hatte die Aufgabe, eine Form zwischen der dominaten Gründerzeit- Architektur und dem Wunsch der Auftraggeber nach einem meditativen Rückzugsort zu finden, die nicht zu Stil-Verletzungen führt. Es entstand ein Innenhof mit abgeschirmtem, kleinen Wohngarten für den stillen Rückzug, der Themen des japanischen Teegartens aufgreift. Im Teegarten betritt man einen abgeschirmten Bereich, der als solcher klar erkennbar ist, um eine Atmosphäre der Abgeschiedenheit zu schaffen. „Das Gefühl beim Betreten eines Gartenraumes ist für mich wichtig. Man überschreitet eine unsichtbare Schwelle, und die innere Haltung verändert sich“, beschreibt Friedhelm Hellenkamp. Eine solche Schwelle kann z. B. durch den Wechsel im Bodenbelag angedeutet werden, wenn etwa der Weg aus Granit-Kleinstein in einen kleinen Sitzplatz aus Porphyr-Platten übergeht und schließlich in einen schmalen Pfad aus Splitt mündet. Solch ein architektonischer Garten steht und fällt mit der Pflege. Formgehölze aus Eibe und Buchs müssen regelmäßig in Form geschnitten werden. Sie geben dem Garten sein grünes Gerüst und beleben ihn mit ihrem frisch grünen Austrieb im Frühjahr. Die Kugelform der Immergrünen symbolisiert das weibliche Prinzip; die gesetzten Steine imitieren die Natur und stehen für das männliche Element. Schmucke Blätter der Hosta und filigrane Wedel der Farne bereichern den Innenhof mit ihren unterschiedlichen Blattformen und Grüntönen. Typische Elemente aus dem japanischen Teegarten wie der Wasserstein zur zeremoniellen Reinigung und der Gartenpfad (Roji) aus Naturstein sind wesentlich für die Gestaltung. Eine Haltung, die man in kontemplativer Umgebung sicher leichter erlangen kann als in einem alten Hinterhof mit Betonpflaster aus den 1970er-Jahren. Dieser Garten ist eine Einladung zum Rückzug und unterstützt seine Bewohner darin, sich trotz Leben in der Großstadt auf sich selbst zu besinnen.
