
Wohlige Stadtoase
08/15, Standard, Eintönigkeit? Nicht mit Manuel Sauer! Bei diesem Garten lehnte sich der Landschaftsarchitekt gegen jeglichen Mainstream auf und schaffte eine kontrastreiche Stimmung.

„Feine und sehr präzise eingesetzte Materialität steht im spannungsvollen Kontrast zum morbiden Charme der historischen Backsteinmauern (...).”

Manuel Sauer
Als zeitgleich mit dem denkmalgeschützten Wohngebäude auch der kleine Garten saniert wurde, entstanden drei Gartenzugänge: über eine Wendeltreppe vom Balkon des oberhalb liegenden Erdgeschosses und zwei weitere vom ebenerdig liegenden Untergeschoss aus. Die mittige Anordnung dieser Zugänge gliedert den Raum nun in drei Flächen: in eine zentrale großzügige Terrasse mit dem Bergahorn als bestimmendem Element des Gartens, in eine langgestreckte Wasserachse (Pool) und in einen zusammenhängenden Pflanzbereich. Wichtig war Manuel Sauer, die Flächenanteile jeweils großzügig zu bemessen, auch die Belagsflächen, was den Eindruck der Weiträumigkeit fördert. Sein zweites Ziel war es, für die Bepflanzung einen möglichst zusammenhängenden Platz zu schaffen, der auch üppigere Gräser erlaubt. Schwierig war vor allem die Unterbringung des Pools mit immerhin 11 Metern Länge auf dem kleinen Grundstück. Damit der Wurzelbereich des alten Ahorns dabei nicht beschädigt wird, überspannt ein schwebend anmutendes Holzdeck diesen Bereich. Um dem Gartenbild ein Höchstmaß an Ruhe zu verleihen, hat der Landschaftsarchitekt Achsialität und Symmetrie konsequent umgesetzt und z. B. die Fugenbilder der Belagsflächen millimetergenau durchgeplant. Quer zu den Natursteinplatten der Terrasse verlaufen die Dielen des Holzdecks, das über dem Wasserbecken und der Pflanzung „schwebt“. Es ist dieses Verbinden von Flächen, dieses Überlagern, das der Gartengestalter gezielt sucht. Damit die Überlagerung von den Pflanzen nicht überwachsen wird, umrahmen niedrige Stauden wie Elfenblumen (Epimedium), Funkien (Hosta) und Seggen (Carex) das Holzdeck. Dichte Gräsergruppen aus Pampasgras (Cortaderia selloana) und Garten-Reitgras (Calamagrostis x acutiflora) beleben zusammen mit Bändern aus Taglilien (Hemerocallis) die sonnigen Bereiche; unter dem Blätterdach des Bergahorns verbreiten Farne und Schattenstauden Dschungel-Feeling mitten in der Großstadt. Ein ganz individueller Stadtgarten, der mit seiner historischen Backsteinmauer und dem charaktervollen Ahorn so nur an diesem Ort entstehen konnte.
