Im Garten der alten Schmiede

Der Sieger 2022

Das Siegerprojekt von 2022 hat seinen Titel mehr als verdient: Stimmung und Atmosphäre in diesem Garten sind einzigartig und zeugen von Gemütlichkeit im Grünen.

Um eines gleich vorwegzunehmen – ein historischer Bau oder gar eine Schmiede gab es auf diesem Grundstück nie. Vielmehr stand dort einmal ein typischer 60er-Jahre-Bungalow in einem Garten, der mit den Jahren völlig zugewuchert und ohne erkennbare Raumstruktur war. Es gab jedoch schöne alte Baumveteranen, die an einen Park denken ließen. Als die Auftraggeber dieses Nachbargrundstück erwarben, wurde der Bungalow zu einem historisch anmutenden Neben- und Wohngebäude für das Haupthaus umgestaltet. „Wegen der Lage im historischen Stadtkern suchten wir nach einem passenden Thema. In zahlreichen Planungsrunden mit Bauherr und Architekt wurde das Bild einer alten Schmiede entwickelt“, berichtet Garten- und Landschaftsarchitekt Niels Blatt. Dieses Thema zieht sich als roter Faden durch die gesamte Gartengestaltung. Elemente wie die Kunstgebilde aus rostigem Stahl oder die Wassergräben passen folgerichtig in dieses Bild.

Lage des GartensNorddeutschland
Größe des Gartensca. 4.000 m² umgestaltet
PlanungsbüroHoreis+Blatt Partnerschaft mbB, Garten- u. Landschaftsarchitekten BDLA
Zum Profil
AusführungQuathamer Garten- und Landschaftsbau GmbH
FotografieFerdinand Graf Luckner
Der Garten schafft es, die Gebäude zu verbinden und unterschiedliche 'Räume' mit verschiedenen Nutzungsschwerpunkten auszubilden.

Niels Blatt

Zwar ist die „Schmiede“ ein Neubau, sie besteht aber zu 90 % aus Altmaterialien, aus historischen Ziegeln und Dachpfannen und aus Altholz für Balken und Dachstuhl. Bevor sich Niels Blatt daran machen konnte, ein passendes Gartenbild und die Verbindung zum bestehenden Haupthaus zu schaffen, ging es zunächst einmal ans „Aufräumen“. Abgängige Gehölze kamen aus dem Garten ebenso wie unpassende Koniferen, etwa eine Serbische Fichte (Picea omorica), Modebaum der 60er-Jahre. Der wertvolle alte Baumbestand aus mächtigen alten Rot-Buchen (Fagus sylvatica) und Hainbuchen (Carpinus betulus) blieb erhalten. Weiße Hainsimse (Luzula nivea), eine heimische Waldstaude, bedeckt den Boden unter den Hainbuchen und umschmeichelt die knorrigen Stämme mit ihren feinen immergrünen Blättern und federleichten Blütenbüscheln. Immergrüner Strauch-Efeu (Hedera helix 'Arborescens'), auf markante Ecken gesetzt, vervollständigt die Szenerie. Den schönen alten Baumbestand ergänzen sieben Großbäume mit einem Stammumfang von mehr als 60 cm, vor allem Solitär-Linden (Tilia cordata) und -Eichen (Quercus palustris), die den Parkcharakter wiederherstellen. Gleichzeitig schaffen die Großbäume Privatsphäre, indem sie Einblicke von der umliegenden, bis zu fünfst.ckigen Bebauung verhindern. Kleinere, aber feine Gehölze wie der mehrstämmige Eisenholzbaum (Parrotia persica) ergänzen die großen Solitäre. Eiben-Bienenkörbe (Taxus baccata), als Hochstamm gezogen, kaschieren eine weiße Sichtschutzwand, die einen öffentlichen Parkplatz ausblendet. Insgesamt wählte Niels Blatt Pflanzen aus, die mit dem Halbschatten bzw. Schatten unter den Baumveteranen klarkommen, wintergrün sind und überwiegend weiß blühen. Untermalt wird das Bild der „alten Schmiede“ von Wassergräben, in denen sich die Gartenbilder spiegeln. Damit die Illusion auch bis ins kleinste Detail stimmig wirkt, muss das Material ins Bild passen. Die Wahl fiel deshalb auf Stahl für die Einfassung der Wassergräben und Belgischen Klinker für die Pflasterflächen, aus dem auch die „Schmiede“ gebaut wurde. Für die Holzdecks gestaltete sich die Suche nach historischem Material schwierig – endlich gelang es dem Gartenarchitekten, über hundert Jahre altes Eichenholz aufzustöbern. Natursteinobjekte am Wasserbecken runden das Bild der historischen Szenerie ab. Auf sie kann man sich setzen und die Füße ins Wasser halten. Aus dem gleichen Naturstein (Nero Zimbabwe) sind auch die Bruchsteinwürfel an der Feuerstelle. Die Steinkünstler (Naturstein Wolf, Lübeck) haben diese scheinbar weich und rund gestaltet und trotzdem die Sprengungen, Bohrlöcher und Kanten gelassen. Es ist das Archaische des Steins, des Metalls, des Feuers, was automatisch die richtigen Assoziationen weckt. Sitzt man dort im Dunkeln am prasselnden Feuer, dann ist die Illusion der „alten Schmiede“ – mitten in der Innenstadt – perfekt.

Impressionen