Im Felsengarten

Von der Stange ist hier nichts

Es gibt Projekte, die haben einfach eine ganz andere Größenordnung. So wie dieser Garten in Oberösterreich, der nicht nur eine enorme Größe hat, sondern auch besondere Anforderungen an das in ihm verwendete Material und nicht zuletzt den Planer.

Von der Stange ist hier wirklich nichts. Schon die schiere Größe der Anlage mit ihren 8.000 m² beeindruckt, ebenso wie die bis zu 18 t schweren Felsblöcke, die für den über 600 m² großen Naturteich verbaut wurden. Oder die Schwarzkiefern (Pinus nigra), die mit ihren acht Meter Höhe ihre Aufgabe als Sichtschutz locker erfüllen. Doch Größe allein macht noch keinen guten Garten – das weiß auch Thomas Huemer. Daher hat der kreative Gartenarchitekt für dieses große Hanggrundstück in Oberösterreich eine starke Gestaltungsidee entwickelt, die viel Abwechslung bietet und bestens zur Landschaft passt. Das liegt auch daran, dass er den für die Gegend so prägenden über 50-jährigen Baumbestand in seine Neugestaltung eingebunden hat. Zu dem Anwesen hier am Hang gehört eine Villa aus den 1950er-Jahren mit weitem Blick hinab auf die hübsche Barockstadt Schärding am Inn. Was dem jungen Gartenarchitekten Tom Huemer aus Österreich gleich auffiel, war der grandiose Ausblick in das Tal und der schöne alte Baumbestand, sodass er sofort vom Potenzial des Grundstücks überzeugt war.

Lage des GartensSchärding, Oberösterreich
Größe des Gartens8.000 m²
Planungsbürotomhimmelgrün
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Ausführungtomhimmelgrün
FotografieMartin Steinkeller
Die etwa 250 t Granit fügen sich harmonisch ein und geben dem Garten einen stilvollen Schwerpunkt.

Thomas Huemer

Für seine Ideen bekam er viel Vertrauensvorschuss – die Vorgaben lauteten lediglich einen Teich und einen Außenpool zu integrieren. Bis auf den alten Baumbestand und die Grundmauern des Hauses entstand die Anlage neu. Von Anfang an war Thomas Huemer als Schnittstelle zwischen Architektur und Gartenarchitektur in die Planungen eingebunden, sodass er die Schwimmhalle, den Park und die Zufahrt in Zusammenarbeit mit der Hausarchitektur erarbeiten konnte. Sein Konzept sah einen klassischen Landschaftsgarten vor, der die Weitläufigkeit und Großzügigkeit des Grundstücks betont. In Hausnähe dominieren dagegen geradlinige Elemente, welche die lineare Architektur der Villa in den Außenraum übertragen. Dazu gehören ein Überlaufpool, eine Reihe Schirm-Platanen, die mit ihren dichten Kronen die Glasportale am Haus beschatten und ein angenehmes Mikroklima schaffen, sowie Inseln aus Lampenputzergras (Pennisetum), die Terrasse und Stützmauern weich einbinden. Vom Haus führt ein Holzsteg zum großen Naturteich mit Felsengarten, dem Herzstück der um viele schöne Details reichen Anlage. Auf der geschwungenen Rasenfläche mit Sumpf-Eichen (Quercus palustris), Ahorn- (Acer) und Tulpenbäumen (Liriodendron tulipifera) liegt der Schwimmteich weich in eine Mulde gebettet. Die eine Uferseite säumt ein Schilfgürtel, die andere wird von einem spektakulären Felsengarten gerahmt. Etwa 250 t bayrischer Granit wurden zu dieser einmaligen Landschaft aus Felsen aufgeschichtet. Wasser rinnt in Kaskaden an massigen Gesteinsplatten hinab und ergießt sich unablässig in den Teich. Breite Felsbrocken werden zu rustikalen Sitzgelegenheiten oder bilden die Basis für den kühnen Sprung ins Teichwasser. Seerosen schmücken mit ihren anmutigen Blüten und tellerförmigen Schwimmblättern die Wasseroberfläche, während sich Japanische Zierahorne (Acer japonicum) im roten Herbstkleid effektvoll darin spiegeln. Unwillkürlich muss man dabei an den Indian Summer mit seinem klaren, blauen Himmel und dem intensiven Farbenspiel der Zucker- Ahorne (Acer saccharum) denken. Die Weite, die Naturkulisse, die hochwertigen Materialien und Proportionen – all das fügt sich harmonisch in die Landschaft.

Impressionen