Höhenflüge am Havelhang

Ein liebenswerter Garten

Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein - und schafft bei diesem langjährigen Gartenprojekt eine wundervolle Atmosphäre.

Hier am Kladower Hang sind die Grundstücke vom starken Relief der Moränenhügel geprägt, welche die letzte Eiszeit formte. So wie in diesem Garten mit einem schönen alten Bestand an Buchen, Linden und Kastanien und einer liebgewonnenen Ansammlung von Materialien, Pflanzen und Formen – ein Ergebnis beständiger Umgestaltung über viele Jahre hinweg. Oben am Hang befindet sich die Zufahrtsstraße zum Grundstück, das Haupthaus liegt etwas tiefer. Nochmals vier Meter darunter entstand ein neues Gästehaus. Für Paul Giencke war von Anfang an klar, dass er mit dem arbeiten wollte, was er hier vorfand, um die einmalige Atmosphäre des gewachsenen Gartens zu bewahren. So wurde der alte Garten behutsam überformt, um eine Verbindung zwischen Wohn- und Gästehaus über den Hang hinweg zu schaffen und den neuen Teil des Gartens mit dem alten zu verbinden. Dafür verwendete Paul Giencke bewusst moderne Materialien, die sich als neues Puzzleteil in die Anlage einfügen.

Lage des GartensBerlin Kladow, Berlin
Größe des Gartens1.100 m²
Planungsbürogm013 giencke mattelig landschaftsarchitektur gbr bdla
Zum Profil
AusführungUwe Pinner Landschaftsbau GmbH
FotografieSina Gienke
Das Spiel mit den unterschiedlichen Geländehöhen prägt die gesamte Gestaltung.

Marco Mattelig, Paul Giencke

So fängt eine Stützmauer aus Ortbeton den Hang in mehreren Teilbereichen ab und bildet gleichzeitig einen kleinen Patio zwischen den beiden Gebäuden – ein steinerner Hof voll grüner Lebendigkeit, der wie aus dem Hang herausgeschält wirkt. Das Material besitzt Patina und hat sich dadurch bereits mit seinem Umfeld verbunden. Den Zugang von der Straße hat der Berliner Landschaftsarchitekt als Abfolge von grünen und steinernen Gartenräumen gestaltet. Eine versetzt gebaute Treppenanlage führt von Podest zu Podest und eröffnet immer wieder neue Blicke. So geht man durch die Anlage mit den Höhenlinien mit, während Ruheräume immer wieder zum Verweilen einladen. „Der Garten lebt von dem Spiel mit den Höhen, der Enge und der Weite. Mauern, Treppen und Pflanzen erzeugen zusammen ganz unterschiedliche Räume, die je nach Tageszeit und Lichteinfall verschiedene Charaktere ausbilden“, beschreibt Paul Giencke die Atmosphäre. Der Hanglage sind auch die unterschiedlichen Pflanzbereiche geschuldet: An den sonnigen Arealen der Stützmauer entstand ein Bauerngarten mit Kräutern in Küchennähe. Wilder Wein berankt die Mauer stellenweise und belebt sie im Herbst mit leuchtend roten Blättern. Großblättrige Stauden begleiten den Treppenaufgang, ebenso wie die alten Apfelbäume (Weißer Klarapfel), die aus anderen Ecken des Gartens umgepflanzt wurden. Eine Paulownie (Paulownia tomentosa) schmückt mit ihren blauvioletten Blütenglocken und den herzförmigen Blättern einen kleinen Aufenthaltsort in der Mitte des Zugangs. Den höchsten Punkt markiert eine Stechpalme als charaktervoller immergrüner Sichtschutz. Die Grenzen zum alten Garten sind verwischt. Trittplatten führen vom neuen Gräser- und Staudenbeet in den alten Bestand aus Bäumen und Sträuchern hinüber – so selbstverständlich, als wären der neue und der alte Teil schon immer eins gewesen.

Impressionen