Hausgarten Thüringen

Der Weg ist die Lösung

"Der Weg ist das Ziel." Dieser Ausspruch des chinesischen Philosophen Konfuzius stimmt bei diesem Garten auf mehr als eine Weise: Nicht nur das Projekt an sich war ein Weg, auch der Garten selbst wird durch einen Weg bestimmt.

Ein Hausgarten mit schwierigem Grundriss: schmal wie ein Handtuch, zugleich aber lang wie ein Schlauch. Wie kann man eine solch schwierige Form auflösen und in einen abwechslungsreichen und einladenden Garten verwandeln, der mit dem Haus zu einer Einheit zusammenwächst? Schnell war klar, dass eine grundlegend neue Gestaltung her musste; einzig der malerische 'Gravensteiner' (Malus domestica), eine alte Apfelsorte, und die rote Klinkermauer sollten vom Bestand erhalten bleiben. Zunächst wurde der Hausgarten völlig neu gegliedert und in Nutzungsbereiche unterteilt: in einen großen Terrassenbereich direkt am Haus mit kreisrundem Teich, in einen mittleren Abschnitt mit einem ebenso runden, kleinen Platz und in einen hinteren Teil mit Orangerie.

Lage des GartensHeilbad Heiligenstadt, Thüringen
Größe des Gartens400 m²
PlanungsbüroLUP Kohl
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AusführungAußengestaltung Vogt
FotografieLandschaftsarchitekt Gerhard Kohl
Zentrales Element der Gestaltung ist ein geschwungener Weg, der (…) die verschiedenen Räume miteinander verknüpft und erlebbar macht.

Gerhard Kohl und sein Team

Quer angeordnete Heckenelemente aus Hainbuche (Carpinus betulus) brechen die lange, schmale Form des Grundstücks auf, grenzen das rückwärtige Areal ab und erzeugen so Spannung. Zentrales Gestaltungselement ist ein sanft geschwungener Weg, der durch den ganzen Garten führt, die verschiedenen Räume miteinander verknüpft und erlebbar macht. Dieser wassergebundene Weg stellt die organische Verbindung zwischen Terrasse, Teich und Orangerie her. Von der Holzterrasse am Haus gelangt man über einen geraden Steg auf den Gartenweg. Der Teich füllt nahezu die gesamte Breite des Grundstückes aus – das wirkt großzügig und bietet Platz für die entsprechende Ufervegetation wie den Blut-Weiderich (Lythrum salicaria). Die heimische Wildstaude reinigt nicht nur das Wasser, sondern ist gleichzeitig auch eine gute Bienenweide. Dazu gesellen sich Wasserminze (Mentha aquatica), eine alte Heil- und Medizinpflanze, und die Sumpfdotterblume (Caltha palustrix 'Multiplex') mit goldgelben Blüten. Bunt darf dieser Hausgarten sein – „verbotene“ Farben gibt es nicht. Die frische Blütenfarbe Gelb, die viele Landschaftsarchitekten aus den Gärten verbannen, leuchtet hier mit dem intensiven Violett des Lavendels (Lavandula angustifolia 'Hidcote Blue'), der Dalmatiner Polster- Glockenblume (Campanula portenschlagiana) und des Ziersalbeis (Salvia nemorosa 'Mainacht') um die Wette. Verschiedene Sitzplätze laden in all der bunten Blütenpracht zum Entspannen ein – zum Beispiel direkt am Wasser auf der Holzterrasse oder aber unter der ausladenden Krone des alten Apfelbaumes. Der Sitzplatz an der Orangerie im hinteren Areal wartet mit einer ganz besonderen Pflanzenattraktion auf: eine Rosa Sternmagnolie (Magnolia loebneri 'Leonard Messel'), die Mitte April ihre malerisch überhängenden Äste mit großen intensiv rosa Blütensternen überzieht. Für die nötige Geborgenheit im dicht bebauten Viertel sorgen Hecken im Wechsel mit begrünten Holzzaun-Elementen, die sich dezent in die Umgebung einfügen. Auch die alte Klinkermauer erfüllt diesen Zweck und ist zugleich sogar attraktiver Hintergrund. Sie steht wie der alte 'Gravensteiner' für Kontinuität und erzeugt zusammen mit den neuen Elementen ein harmonisches Gartenbild.

Impressionen