Hanggarten Alma

Ganz schön schräg

Poolgärten gibt es viele – dieser hier ist anders, denn er liegt schräg im Hang, ist also weder parallel zum Haus, noch zu den Grundstücksgrenzen ausgerichtet, wie sonst allgemein üblich.

An dieser schrägen Lage orientiert sich die Anordnung aller weiterer Elemente: das schwebende Holzdeck, das Kiesbeet mit den trockenheitsverträglichen Stauden und Kräutern, die Treppenanlage, die zum Gartenhof am Wohnhaus führt. Diese „Schräglage“ bricht die lang gestreckte Form des großzügigen Grundstücks auf. „Die Poolposition wurde schräg zum Hang und Gebäude geplant, um räumliche Spannung in den Garten zu bringen. Dadurch konnte zudem der erforderliche Aushub minimiert und die Rasenfläche in Erweiterung der Terrasse maximiert werden“, erklärt Alice Größinger ihre Idee. Es ist ein Garten mit einer langen Entstehungsgeschichte, der aber umso mehr Freude macht – und noch ist er nicht fertig. Seit über zehn Jahren begleitet die Wiener Landschaftsarchitektin seine Entwicklung immer wieder einmal: „Unter Beachtung der Kostensituation entstand der Garten in zwei Bauetappen. (…)“ Die Planerin war von Anfang an dabei und bereits involviert, als das Wohnhaus der Familie auf dem Hang gebaut wurde. Klein und kompakt, aber im Inneren großzügig und mit hohem Wohnkomfort ausgestattet, macht es sich auf dem Grundstück nicht auf Kosten der Grünfläche über Gebühr breit, wie es mittlerweile eher die Regel denn die Ausnahme ist.

Lage des GartensKlosterneuburg (AU)
Größe1.265 m²
PlanungsbüroFRICKE Gründächer und Gartengestaltung GmbH
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FotografieBruno Klomfar | FOTOGRAFIE
Besonders gut ist die Verdrehung des Pools gelungen. Zusammen mit der Gartenbesitzerin haben wir an einem sonnigen Nachmittag dazu die Position im Hang vermessen und anschließend abgesteckt – das hat viel Spaß gemacht.

Alice Gössinger

Die Lage von Haus und Garten an den Ausläufern des Naturparks Eichenhain nördlich von Wien ist für einen Familiengarten zudem ideal. Buchen- und Eichenwälder auf sanften Hügeln mit eingestreuten Wiesen und Weingärten sind typisch für die Region – eine schönere Umgebung lässt sich kaum wünschen. Den steilen Hanggarten teilt Alice Größinger in fünf Terrassen auf, sodass ebene Flächen mit verschiedenen Nutzungen entstehen: die Terrasse mit Rasenfläche in Erweiterung des Küchen-/Wohnbereichs, die Poolebene, der Gemüsegarten und die Spielflächen sowie der Gartenhof. Die Wurfsteinmauer fügt sich ganz selbstverständlich in die Gestaltung ein. Für diese war die hohe Qualität der Materialien (z.B. Thermo-Esche, Cortenstahl) ein wichtiges Kriterium – dafür wurde lieber in Etappen gebaut, als Abstriche zu machen. „Der Umgang mit den Kosten und die hohen gestalterischen Ansprüche der Gartenbesitzerin bedurften einiges an Jonglierereien“, sagt Alice Größinger. Und noch eine weitere Herausforderung hatte die Landschaftsarchitektin zu meistern: den Lößboden, der zwar durchaus fruchtbar ist, aber fragil und erosionsanfällig. Der beste Schutz gegen Bodenabtragung ist eine ganzjährige Pflanzendecke, also wird der Hang dicht mit Stauden, Gräsern und mediterranen Halbsträuchern bepflanzt. Die Pflanzen müssen mit den oft starken Winden zurechtkommen, die den Boden teils austrocknen. Früher wuchs hier ein dichter Brombeerdschungel, sodass der Hang kaum begangen werden konnte. Nun kleiden ihn Kräuter und Stauden wie Prachtkerze (Gaura lindheimeri 'Whirling Butterflies'), Blauraute (Perovskia atriplicifolia 'Little Spire') und Schönaster 'Blue Star' (Kalimeris incisa) in dezente Blütenfarben und betten Pool und Holzdeck in den Garten ein. Es sind Pflanzen, die gut mit dem sonnenexponierten Standort klarkommen und zudem ergiebige Insektenweiden sind. Hecken aus u.a. Feldahorn (Acer campestre), Kornelkirsche (Cornus mas) und Schneeball (Viburnum) fassen das Grundstück ein und bieten Vögeln und Insekten Nahrung und Lebensraum. So entsteht ein lebendig gestalteter, vielseitig nutzbarer Poolgarten, der noch um viele Ideen bereichert werden kann. Als Nächstes ist in einer weiteren Bauphase das Sandstrahlen der Betonoberflächen geplant. Ein guter Garten braucht eben seine Zeit.

Impressionen