Grünes Wohnzimmer statt Hinterhof

"Gartenfeeling" in der Stadt trotz begrenztem Platz

Wegen zu wenig Platz in der Stadt auf den eigenen Garten verzichten? Das muss nicht sein. Dieses Projekt zeigt, wie aus einem kleinen Hinterhof das große grüne Glück werden kann.

Der Garten befindet sich in einem Altstadtrevier Aachens, welches vom besonderen Flair der Gründerzeithäuser mit historischen Fassaden und ihren Hinterhöfen geprägt ist. Auch diesem Wohngebäude ist im Erdgeschoss ein hausbreiter kleiner Hof mit 100 m² zugeordnet, der von einer ca. zwei Meter hohen Mauer aus Feldbrandklinkern abgeschlossen wird. Früher herrschte zwischen den unverputzten hohen Brandmauern beengte Hinterhof-Atmosphäre – der wenige Platz wurde dazu genutzt, etwas Gemüse anzubauen oder Wäsche aufzuhängen – ein reiner Ziergarten wäre bei der räumlichen Enge purer Luxus gewesen. Auch heutzutage gilt ein eigener Garten mitten in der Innenstadt als Luxus, sodass die kostbare Fläche optimal genutzt sein will – am besten als grüner Rückzugsort, als Erweiterung des Wohn- und Essbereiches unter freiem Himmel. So lautete der Wunsch der Auftraggeber.

Lage des GartensAachen, NRW
Größe des Gartens100 m²
PlanungsbüroRichter Garten
Zum Profil
AusführungRichter Garten_Ausführung
FotografieAnnike Richter, Kai Stein
Durch die breiten 'schwebenden' Treppenstufen wird man förmlich in den unteren Garten gezogen (...).

Christoph Richter mit Timm Richter (nicht im Bild)

Eine großzügige Wohnterrasse aus Holz war bereits vorhanden, die direkt an die hochwertig restaurierte Altbauwohnung anschließt. Diese Terrasse mit dem übrigen Gartenraum zu verknüpfen und zu einem wohnlichen Rückzugsort zu gestalten, war die Aufgabe der beiden Gartenplaner Christoph und Timm Richter. Den Höhenunterschied zwischen der Holzterrasse am Haus und dem übrigen Hof glichen die Gartenplaner durch „schwebende“ Stufen und einer Aufkantung aus, die gleichzeitig als Beet und Sitzbank dient. Als Material verwendeten sie 10 cm starke Schellevis-Platten, die entsprechend eingerückt wurden. So nimmt man die Stufen weniger massiv wahr. Die Betonplatten in Basaltlava-Optik mit kleinen Poren wirken natürlich und bieten den Vorteil, dass man sie auch als Aufkantung verarbeiten und so alle Belagsflächen aus ein und demselben Material herstellen kann. Das schafft eine ruhige Atmosphäre im kleinen Gartenhof. In den Aufkantungen sind Sitzbänke aus Holz integriert: eine an den Stufen zur Terrasse, die andere mit der wärmenden Klinkermauer im Rücken, sodass man den kleinen grünen Hof von verschiedenen Seiten wahrnehmen kann. Gleichzeitig bietet die Aufkantung Platz für eine abwechslungsreiche Bepflanzung aus Japanischem Berggras (Hakonechloa macra), Grünem Schlitzahorn (Acer palmatum 'Dissectum viridis') und Zierlauch. Die Pflanzung wird von einem insektenfreundlichen Staudenbeet in der Aufkantung an der hausnahen Terrasse belebt. Ein Steg aus großformatigen Betonsteinplatten (ebenfalls Schellevis) führt in den rückwärtigen Hof zu einem Sitzplatz mit angegliedertem formalen Wasserbecken. Das Wasserbecken ist nicht nur Hingucker, es dient auch gleichzeitig als Kneipp- und Erfrischungsbecken an heißen Tagen. In das ein Meter tiefe Becken kann man sich sogar ganz hineinsetzen wie in einer Freiluft-Badewanne, wenn einem in der heißen Stadt nach Abkühlung zumute ist. Um die Qualität des Wassers braucht man sich dabei keine Sorgen machen – es wird dank eines angegliederten Regenerationsbeckens mit Zyperngras (Cyperus alternifolius) und einer Filteranlage unter dem Holzdeck sauber gehalten.

Impressionen