Grüne Garten-Geometrie

Geometrisches Formenspiel trifft schlichte Prägnanz

Die moderne Architektur des zugehörigen Hauses verlangte von diesem Garten eine eher geometrische Formgebung mit vielen klaren Linien.

Ein kubischer Bau aus zwei aufeinandergestapelten Quadern, die Baukörper so gegeneinander verschoben, dass sich nach Süden hin eine markante Auskragung ergibt, die eine kleine Terrasse überdacht. Es ist eine Architektur mit dominanter Linienführung. Ein solches Gebäude benötigt einen Garten in derselben Formensprache, damit zwischen beiden eine Einheit entsteht. Also sah das Konzept von Michael Hinnenthal und Daniel Schaar vor, die geometrische Form des Wohnhauses in den Freiraum zu übertragen. Doch die Umsetzung der orthogonalen Gestaltung war leichter gesagt als getan, denn das Grundstück weist keinerlei rechte Winkel auf.

Lage des GartensMünchen, Bayern
Größe des Gartens870 m²
PlanungsbüroHinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten GmbH
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AusführungHinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten GmbH
FotografieErik Dreyer
Das Pflanzenkonzept ist als Spiel mit der Natur zu verstehen, die durch geometrische Anordnungen und Formen gebändigt (…) wird.

Michael Hinnenthal, Daniel Schaar

Gelöst haben die beiden Landschaftsarchitekten das Problem mit verspringenden Eibenhecken, die rechte Winkel bilden, an denen sich die Gestaltungselemente ausrichten. Von der Hauptterrasse aus Ortbeton geht es über zwei flache Stufen hinab in eine abgesenkte Rasenfläche. Da diese auf Wunsch der Gartenbesitzer tiefer liegt als der Pool, bekam die Rasensenke einen Rahmen aus Sichtbeton. Den Abschluss des Rasens markiert ein Karree aus Dach-Platanen (Platanus acerifolia), welches die Form des Hauses aufgreift. Eine L-förmig verlaufende Eibenhecke (Taxus baccata) rahmt das Grundstück von zwei Seiten ein und gewährt Sichtschutz rund ums Jahr. Der Pool überträgt die Auskragung des oberen Gebäudequaders in den Garten. Von drei Seiten wird er von einem Holzdeck aus unbehandeltem Robinienholz gesäumt, das zum einen als Liegefläche und zum anderen als Verbindung zwischen Hauptterrasse und kleiner Terrasse im Süden fungiert. Das Holz darf in seinem natürlichen Grauton verwittern und bietet dann einen schönen Kontrast zur kühlen Strenge des Betons. Im Vergleich zum sonst so geradlinigen Garten zeigt sich der Eingangsbereich verspielter. Das Natursteinpflaster mit verspringenden Kanten, Intarsien aus Platten und rostigen, wetterfesten Stahlbändern vergrößert den Einfahrtsbereich optisch, der sich nach hinten verengt. Der Naturstein, ein Kehlheimer Muschelkalk, passt mit seinem hellgrauen Farbton und den rostbraunen Einschlüssen zum Sichtbeton der Hausfassade und zu den Sichtschutzelementen aus Cortenstahl. Letztere blenden zusammen mit mehrstämmigen Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii) den Nachbarzaun aus. Einen besonders schönen Anblick bietet diese Kombination im Herbst, wenn sich das kupferrote Farbenspiel der Blätter vor den rostigen Stahlelementen vollzieht. An anderer Stelle sorgen ein Hochbeet aus demselben Material im Verein mit Reitgras (Calamagrostis x acutiflora 'Karl Foerster') und Chinaschilf (Miscanthus sinensis 'Morning Light') sowie dahinterliegenden Stelen aus Robinienholz für Sichtschutz. Trompetenbäume (Catalpa bignonioides 'Nana') betonen die Rhythmisierung der Gestaltung an der Gartengrenze. Zwar übernimmt die Anlage die lineare Form der Hausarchitektur. Gleichzeitig emanzipiert sie sich aber vom Diktat der geraden Linie, da sie für Spannung zwischen der Lebendigkeit der Pflanzen und der formalen Strenge sorgt. Entstanden ist so ein Ort der Ruhe und Erholung, zu der nicht zuletzt die abwechslungsreiche Bepflanzung beiträgt.

Impressionen