Der Geist des Ortes

Weniger ist manchmal mehr

Minimalismus liegt seit einiger Zeit ja im Trend - und auch in der Gartengestaltung darf es ab und zu ruhig etwas reduzierter sein. So kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren und erhält gleichzeitig - und wie bei diesem Projekt - einen besonderen "genius loci".

Der genius loci (lat.) ist laut Duden das geistige Klima eines Ortes. Um diese besondere Atmosphäre zu spüren, braucht man Feingefühl, eine Empfänglichkeit für derlei Dinge. Man muss sich zurücknehmen können, um den „guten Geist“ nicht aus seinem angestammten Gebiet zu vertreiben. Manchmal ist das Gefühl so stark, so gegenwärtig, dass der genius loci sofort erkannt wird. So erging es Christoph Feldmann. Als der Landschaftsarchitekt das erste Mal um das Haus ging und in den rückwärtigen Garten gelangte, war er von der Stimmung dort überrascht und angetan. Es erwartete ihn ein stiller Garten, umgeben von alten Eichen, Buchen, Birken und Schwarzkiefern, welche die gesamte umliegende Bebauung ausblenden. Gleichzeitig erlaubt die Hanglage einen weiten Blick in die Umgebung, sodass man sich nicht eingeengt fühlt.

Lage des Gartens Odenwald Hessen
Größe des Gartens1.500 m²
PlanungsbüroFeldmann Garten & Landschaft
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AusführungFeldmann Garten & Landschaft
FotografieJochen Braband Photography
Das Gefühl von Geborgenheit und Ruhe musste unbedingt erhalten bleiben! Der Garten sollte auf keinen Fall kleinteilig wirken.

Christoph Feldmann

Für Christoph Feldmann war klar, dass hier eine zurückhaltende Gestaltung gefragt war: „Das Gefühl von Geborgenheit und Ruhe musste unbedingt erhalten bleiben! Der Garten sollte auf keinen Fall kleinteilig wirken.“ Bewusst verzichtete er daher auf eine Terrassierung und eine Wegführung aus befestigten Flächen. So ein in viele kleine Abschnitte zergliederter Puzzle-Garten hätte auch nicht zu dem liebevoll modernisierten Haus aus den 1950er-Jahren gepasst. Die Innenräume sind mit warmen Tönen behaglich und natürlich gestaltet – ein Stil, dem die Gartenmöbel entsprechen. Von den Sitznischen der großen Panoramafenster eröffnet sich ein weiter Blick in die Tiefe des Gartenraumes. Die Umgestaltung nimmt die neue Fassade des Hauses auf, schafft Raum für das gesellige Familienleben ebenso wie für den Rückzug. Der Pool mit Sonnendeck, die Außenküche und die Sitzplätze orientieren sich mit ihrer klaren Linie am Gebäude. Eine sanft modellierte Rasenfläche verbindet die einzelnen Räume miteinander und verleiht der Gestaltung einen parkähnlichen Charakter. Dazu tragen auch die organisch angelegten Beete aus Japan-Berggras (Hakonechloa macra) und Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides 'Hameln') bei. Zusammen mit den wolkenförmig geschnittenen Eiben (Taxus baccata) leiten sie weich in die Umgebung über. Der angrenzende Baumbestand wurde behutsam ausgelichtet, Blickachsen herausgearbeitet. Mehrstämmige Kupfer-Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii) und Fächerahorne (Acer palmatum), geschickt als Vordergrund platziert, schaffen Tiefenwirkung. Dank der einfühlsamen Umgestaltung blieb der genius loci erhalten – es entstand ein Rückzugsort im Grünen, der Architektur, Gartendesign und Landschaft harmonisch miteinander verbindet.

Impressionen