Gegensätze sind anziehend

Neue Fassade zum anderen Garten

Ganz anders als die moderne und fast schon strenge Fassade des zugehörigen Wohnhauses mutet dieses Gartenprojekt an: Sommerlich, freundlich und vor allem lebendig präsentiert sich der Garten in Balham, Bayern.

Ein Haus mit auffallend dunkler Fassade aus gebranntem Klinker, nüchtern im Stil – zu solch einem Gebäude passt im Zweifel ein ebenso nüchtern gestalteter Garten. Doch für die Familie kam das nicht infrage, ihre Vorstellung von einem „richtigen“ Hausgarten sah völlig anders aus: Lebendig sollte er sein, mit Obstbäumen und blühenden Stauden wie Katzenminze, Ziersalbei und Lavendel, die man mit dem Sommer verbindet. Solch ein Gartenbild wollte die Baldhamer Familie durch die großen Fenster des Wohnzimmers sehen und keine kalte Strenge. Daher hat dieser Garten zwei Seiten: eine formale auf der Terrasse und am Pool und eine landschaftliche, welche die alten Birken und Kiefern auf den Nachbargrundstücken geschickt miteinbezieht. Die Terrasse ist eine Fortführung der Fassade, hier wurde der gleiche Klinker verwendet – so wirkt es, als fließe das Gebäude in den Außenraum. Der Klinker, für Oberbayern eher untypisch, ist eine Reminiszenz an die norddeutsche Heimat der Bauherrin. Damit die Terrasse nicht zu wuchtig wirkt, wurde für den abgesenkten Bereich mit dem Sitzmäuerchen am Pool heller Travertin ausgewählt, der auch schon für den Bodenbelag im Haus verwendet wurde.

Lage des GartensBaldham (D)
Größe800 m²
PlanungsbüroFuchs baut Gärten GmbH
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AusführungFuchs baut Gärten
FotografieKlas Stöver
Die alten Bäume in den Nachbargärten wurden in die Gestaltung einbezogen – so wirkt der Garten großzügiger.

Jan Vandebotermet

Blühende Staudenbeete umfassen den Poolkörper auf zwei Seiten und leiten über zur großzügigen Rasenfläche mit den schönen alten Obstbäumen, die in die Gestaltung integriert wurden. Ein schmaler, wassergebundener Weg schlängelt sich vom Poolbereich zu einem kleinen Sitzplatz, den eine Eibenhecke behütet. Hortensien der Sorte 'Annabelle' (Hydrangea aborescens), die jedes Jahr zuverlässig blühen, und Sträucher wie Rhododendren und Hartriegel leiten über zum kleinen Wäldchen auf dem Nachbargrundstück. Einen Hausbaum gibt es auch, und das ist in diesem Fall sogar wörtlich zu nehmen. Denn der Amberbaum (Liquidambar styraciflua) wächst tatsächlich im Haus, genauer gesagt im Lichthof, der die Stockwerke verbindet. Bereits an der Eingangstüre blickt man durch ein Glaselement auf diesen herrlichen Laubbaum mit seinen sternförmigen Blättern. Im Herbst werden sie sich von Gelb-Orange bis Rot-Violett verfärben – ein Indian-Summer-Spektakel, das man dann direkt vom Esstisch aus betrachten kann. Selbst im Winter ist der Baum mit seiner korkigen Rinde und der gefälligen Wuchsform ein Hingucker. Ein ungewöhnliches Haus und ein Garten, der zwischen formal und landschaftlich vermittelt, der zeigt, dass diese Art der Architektur auch mit einer bunten Staudenvielfalt und lockerer Pflanzung kombiniert werden kann. „So ein Garten verzeiht viel mehr, da kann auch einmal ein Blatt auf dem Rasen liegen, ohne dass das Gesamtbild beeinträchtigt wird“, sagt Jan Vandebotermet. Vielleicht ist es ja auch gerade der starke Kontrast zwischen strenger dunkler Fassade und locker-leichter Staudenfröhlichkeit, der den besonderen Reiz dieses Hausgartens ausmacht.

Impressionen