Gegensätze leben

Im Einklang mit der Natur

Geradlinige Architektur gepaart mit wildromantischer Bepflanzung? Im gleichen Garten? Na klar, dachte sich Gartenplaner Sven Schumacher und setzt sein Konzept bei diesem Projekt gekonnt um.

Man kann Gefallen an architektonischer Strenge finden und gleichzeitig die lebendige Natur lieben – das eine muss das andere nicht zwingend ausschließen – das beweist Gartenplaner Sven Schumacher mit dieser ungewöhnlichen Gestaltung zu einem Doppelhaus. In diesem Garten mitten im Landschaftsschutzgebiet ist beides möglich: klare, architektonische Elemente in Hausnähe und ein wildromantischer Bereich mit Felsen, Stauden und Wildgehölzen am Hang, welcher Insekten und Vögel in den Garten lockt. Das Hanggrundstück selbst ist lang und schmal wie ein Handtuch und fällt im rückwärtigen Bereich stark ab, sodass sich eine Zweiteilung für die beiden unterschiedlichen Stile fast von selbst ergibt. Zur Straßenseite ist der Garten nach dem Vorbild eines Hortus conclusus mit einem übermannshohen Holzzaun geschlossen, erlaubt keinerlei Einsicht. Durch eine Pforte gelangt man in den Vorgarten, der mit geraden Linien architektonisch gestaltet ist.

Lage des GartensHaan, NRW
Größe 650 m²
PlanungsbüroGARTENWERK Sander / Schumacher GmbH & Co. Kg
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AusführungGartenwerk sander.schumacher.gmbh.co.kg
FotografieTim Kögler Fotografie
Hausgarten und Eingangsbereich mussten optisch breiter werden, um der schlauchartigen Form des Grundstücks entgegenzuwirken.

Sven Schumacher

Ein rechteckiges Wasserbecken nimmt nahezu die gesamte Breite des Grundstücks ein und wirkt der schlauchartigen Grundstücksform entgegen. Es wird von einem Natursteinrahmen (Gneis) umstanden, der gleichzeitig die dahinter liegende Wasserwand rahmt. Den Gegenpol zur strengen Geometrie bildet ein Fächer-Ahorn (Acer japonicum) mit seinem malerischen Habitus. Hier im architektonischen Teil des Gartens hat die Familie ihren Essplatz auf einer großzügigen Holzterrasse nahe am Wasser. Aus den großen Glasflächen des Wohnbereichs blickt man in das Gartenzimmer, das den sachlichen Stil des Hauses in den Garten trägt und so eine Brücke von innen nach außen schlägt. Das schafft Großzügigkeit im schmalen Gartenraum. Der rückwärtige Hanggarten ist dagegen der Natur, dem Spiel und dem klassischen Gärtnern vorbehalten. Vor der Umgestaltung standen hier hohe Fichten, die den Garten finster und abweisend machten und die Umgebung ausschlossen. Das abschüssige Gelände unterteilte der Gartenplaner in unterschiedliche Bereiche. Im oberen Hangabschnitt wurde sogar ein unterirdisches Röhrensystem angelegt, damit die Kaninchen der Familie dort artgerecht leben können. Entlang einer artenreichen Wiese mit insektenfreundlichen Stauden wie Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia), Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) und Nachtviole (Hesperis matronalis), geht es über eine Natursteintreppe aus Felsstufen hinab zum unteren Hangabschnitt, der von Felsbrocken und Quadern aus Ahr-Grauwacke abgefangen wird. Ländlich und naturnah mutet die Stimmung hier an, mit den Obstbäumen (u.a. Malus 'Kaiser Wilhelm', Prunus 'Große Schwarze Knorpelkirsche') und den mit Kräutern, Sommerblumen und Gemüse bepflanzten Hochbeeten (Gartenwerk). Wildgehölze wie der Faulbaum (Rhamnus fragula), Schlehen (Prunus spinosa) und Bibernellrosen (Rosa pimpinellifolia) leiten über zur umgebenden Natur. Durch ein kleines Tor am Ende des Gartens gelangt man auf einen Wanderweg, der an einem Bach entlang durch das Tal führt. So kann man immer tiefer in die Natur eintauchen.

Impressionen