Gartenvisionen

Das Fluidum des gewachsenen Gartens

Der Zwiespalt zwischen einem neu angelegtem Garten und einer gewachsenen Natürlichkeit. Das ist die Herausforderung, der sic Alexander Koch nicht nur bei diesem Projekt stellt - und meistert.

Dies ist eine sehr angemessene Gestaltung zu einem Wohnhaus im Tegernseer Tal, das komplett entkernt wurde. Gleiches geschah mit dem Garten, sodass nur Fragmente stehen blieben – bis auf raumprägende Gehölze wie den Dreiklang aus Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii) auf dem oberen Rasenparterre. Diesen hatte Alexander Koch bereits vor 14 Jahren beim ersten Umbau des Gartens eingefügt. Nun durfte er seine Ideen aus der ersten Planung fortführen, sein Konzept verfeinern, Gelerntes hinzufügen. Etwa solch charaktervolle Gehölze wie die über 30-jährigen Zieräpfel 'Tina' (Malus) mit duftender Blütenfülle, die den kleinen Baum im Frühjahr einhüllt. Übrigens ein wertvolles Vogelnährgehölz. Oder den Zoeschener Ahorn (Acer neglectum) mit kräftig dunkelrotem Austrieb, der den neu entstandenen Vorplatz an der Gartenpforte schmückt. Seine Blätter färben sich später olivgrün, behalten aber ihre weinroten Blattadern und -stiele und leuchten dann im Herbst goldgelb.

Lage des GartensSüdlicher Tegernsee, Bayern
Größe des Gartens1.155m²
PlanungsbüroKOCH+KOCH GartenArchitekten
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AusführungGartenidee Kuchler, Blumen & Gärten
FotografieAlexander Koch
Der Garten bietet eine vielfältige Abfolge von Gartenräumen mit jeweils eigenem Charakter, ohne die Transparenz, den Überblick zu verlieren.

Alexander Koch

Es sind diese mit Sorgfalt ausgewählten und platzierten Gehölze und die exquisiten Materialien mit Patina und Geschichte, welche die Atmosphäre im Garten maßgeblich erzeugen. So stammen die Ziegel für die Sitzmauern an den Terrassen z. B. aus alten Stallungen nahe der Porta Westfalica. Sie wurden mit antikisierten gewaltigen Platten aus Wachenzeller Dolomit abgedeckt und dienen nun als „stimmungsfördernde Schattenkanten, die dem Garten noch mehr Struktur verleihen“, wie Alexander Koch erklärt. Achsen wurden begradigt und der Empfangsraum am Haus aufgewertet, indem das Wirrwarr aus Belagsflächen entfernt und durch einen monochromen Belag ersetzt wurde, auf dem das Haus nun wie auf einem Tablett steht. Auch die bisherige Notzufahrt musste weichen, die schräg hinauf vor die Eingangstüre führte. Statt der Rampe wird der sanfte Anstieg zum Haus nun mit flachen Granitstufen überwunden. Auch dies sind wiederum Steine mit einer Geschichte – sie stammen von einem alten Leipziger Bahnhof, die der Gartenarchitekt bei einem Händler im Bayrischen Wald aufspürte. Mit der neuen Boule-Bahn im tiefsten Teil des Gartens konnte der Gartenarchitekt den schon früher konzipierten Biergarten bis zu einem kleinen Brunnen verlängern. So entstand ein neuer Gartenraum für das Spiel nach südfranzösischem Vorbild, das den Freizeitwert des überwiegend als Wochenenddomizil genutzten Grundstücks steigert. Die Bahn besteht aus Bessunger Kies vom Odenwald, der für das richtige Aufprallverhalten der Kugeln sorgt. Eine Sitzmauer und eine geschnittene Hecke aus Kornelkirschen (Cornus mas) fassen die Boule-Bahn jeweils an den Längsseiten ein. Im Sinne eines klassischen Bosketts wird mit der formalen Hecke auch gleich die bestehende unruhige Abpflanzung zur Straße hin ausgeglichen. Fließend gehen die verschiedenen Gartenräume ineinander über, doch jeder Raum wirkt auch für sich.

Impressionen