
Garten zu einer denkmalgeschützten Villa
Dies ist ein ungewöhnliches Projekt, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Allein der Standort ist schon speziell, denn dieses denkmalgeschützte Haus im neobarocken Stil (erbaut 1909) steht in einer traditionsreichen Villenanlage in den Hamburger Elbvororten. Deren Erscheinungsbild ist durch eine einheitliche Bebauung mit großzügigen Villen und parkartigen Grundstücken geprägt – das hat sich bis heute nicht geändert. Dies ist dem Hochkamp- Verein (gegründet 1918) zu verdanken, der mit einer eigenen Verordnung dafür sorgt, dass dies auch in Zukunft so bleibt.

„Besonderes Augenmerk wurde auf Details gerichtet – die Pflanze als Individuum gewinnt an Wert.”

Martin Strassen und Astrid Born-Strassen
Nun sah die Gestaltungsidee von Martin Straßen vor, mit raumprägenden Elementen und einem ganzjährigen Blütenflor der Villa wieder einen würdigen Rahmen zu geben. Dazu definierte er Gartenräume auf dem Grundstück, deren Vorbild die englischen Arts-and-Crafts-Gärten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind, einer Gartenkunst, die untrennbar mit den Namen von Gertrud Jekyll und Edwin Lutyens verknüpft ist. Diese Formen- und Stil-Sprache zieht sich als roter Faden durch die Gestaltung. So entstand ein Senkgarten vor der Orangerie (abgesenkter Küchengarten mit Gemüse und Kräutern) und ein klassischer, mit Buchs eingefasster Rosengarten. Vom Esszimmer der Villa blickt man auf hohe Spalier- Apfelbäume. Sie bilden den historischen Erker des Hauses mit einer U-förmigen Anordnung nach und setzen quasi das Esszimmer nach außen fort. Die halbkreisförmige, überdachte Terrasse mit den eleganten Säulen und der denkmalgeschützten Halb-Rundtreppe liegt etwas erhöht und fungiert als Bindeglied zwischen den Gartenräumen. Weitere Stufen führen zum Rasenparterre und zu den Kieswegen. „Das Schöne an dem Garten ist die Wegeführung. Man kann sich das Grundstück erwandern und erlebt dabei verschiedene Räume. Das macht den Reiz aus“, findet Martin Straßen. Von der Terrasse aus überblickt man die großzügige Rasenfläche und die Formgehölze an der Auffahrt. Diese stehen versetzt zueinander, sodass vom Weg aus Durchblicke auf Garten und Haus möglich sind. Von der Straße aus ist der Einblick dagegen durch die geschickte Anordnung verstellt. Leitgehölz im Garten ist die Eibe (Taxus baccata) – sie ist ganz typisch für die Villengärten in diesem Viertel. Die immergrünen Gehölze wurden zu „Bienenkörben“ geschnitten, begleiten den geschwungenen Weg, der die halbrunde Rasenfläche einfasst, und führen den Blick zu einer Bank. „Um die Tiefe des Gartens von der Terrasse aus erlebbar zu machen, steht am Ende des Halbrundes eine Bank. Die Größe einer Bank hat man im Gefühl, das vermittelt einem die Tiefe und Weite des Raumes. So wird die Tiefenwirkung hervorgehoben“, erklärt Martin Straßen. Von diesem geschützt liegenden Sitzplatz hat man Haus und Garten im Blick. Von hier kann man das ausgewogene Verhältnis der Proportionen und die Schönheit dieses Villengartens betrachten.
