Ehemaliger Villengarten

Garten zu einer denkmalgeschützten Villa

Dies ist ein ungewöhnliches Projekt, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Allein der Standort ist schon speziell, denn dieses denkmalgeschützte Haus im neobarocken Stil (erbaut 1909) steht in einer traditionsreichen Villenanlage in den Hamburger Elbvororten. Deren Erscheinungsbild ist durch eine einheitliche Bebauung mit großzügigen Villen und parkartigen Grundstücken geprägt – das hat sich bis heute nicht geändert. Dies ist dem Hochkamp- Verein (gegründet 1918) zu verdanken, der mit einer eigenen Verordnung dafür sorgt, dass dies auch in Zukunft so bleibt.

In diesem Fall war die Villa jedoch renovierungsbedürftig, der Garten mit riesigen Rhododendren zugewachsen. Die neuen Eigentümer wollten Villa und Garten in ihrer ursprünglichen Schönheit wiederherstellen. Parallel zu den Renovierungsarbeiten im und am Haus verlief die Umgestaltung des Gartens, sodass beides gleichzeitig fertig wurde – auch das ist ungewöhnlich. Verlässliche Quellen, wie der Garten einst ausgesehen hatte, gab es kaum. Die Stadt Hamburg verzeichnet den Garten zwar auf einer Liste als „Gartendenkmal“, angeführt werden aber lediglich die Grundstücksmauern und die Lage der Zufahrt sowie der Hinweis, dass „die Größe des Gartens erhalten bleiben muss“. „Es existiert eine Fotografie von ca. 1910, welche die damaligen Bewohner auf der Terrasse zeigt. Im Hintergrund lässt sich die Gartengestaltung mit einer Orangerie und einem Nutzgarten erahnen“, berichtet Landschaftsarchitekt Martin Straßen, der sich zusammen mit den neuen Eigentümern auf Spurensuche begab. Luftbildaufnahmen aus den 30er- und 40er-Jahren wurden ausgewertet, um den Garten mit den historischen Blickachsen wiederherzustellen. Dafür mussten einige Bäume entfernt werden, die teils aber Pilzbefall aufwiesen. Man ersetzte sie durch hohe Rot- und Sumpfeichen (Quercus rubra bzw. Quercus palustris) sowie Buchen. Größere Rhododendron-Gruppen bekamen einen neuen Standort – all dies geschah in Abstimmung mit der Gartendenkmalpflege.

Lage des GartensHamburg
Größe des Gartens4000 m²
PlanungsbüroBSS-LA
Zum Profil
AusführungWandrey Gärtner von Eden
FotografieDaniela Toman / Martin Straßen
Besonderes Augenmerk wurde auf Details gerichtet – die Pflanze als Individuum gewinnt an Wert.

Martin Strassen und Astrid Born-Strassen

Nun sah die Gestaltungsidee von Martin Straßen vor, mit raumprägenden Elementen und einem ganzjährigen Blütenflor der Villa wieder einen würdigen Rahmen zu geben. Dazu definierte er Gartenräume auf dem Grundstück, deren Vorbild die englischen Arts-and-Crafts-Gärten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind, einer Gartenkunst, die untrennbar mit den Namen von Gertrud Jekyll und Edwin Lutyens verknüpft ist. Diese Formen- und Stil-Sprache zieht sich als roter Faden durch die Gestaltung. So entstand ein Senkgarten vor der Orangerie (abgesenkter Küchengarten mit Gemüse und Kräutern) und ein klassischer, mit Buchs eingefasster Rosengarten. Vom Esszimmer der Villa blickt man auf hohe Spalier- Apfelbäume. Sie bilden den historischen Erker des Hauses mit einer U-förmigen Anordnung nach und setzen quasi das Esszimmer nach außen fort. Die halbkreisförmige, überdachte Terrasse mit den eleganten Säulen und der denkmalgeschützten Halb-Rundtreppe liegt etwas erhöht und fungiert als Bindeglied zwischen den Gartenräumen. Weitere Stufen führen zum Rasenparterre und zu den Kieswegen. „Das Schöne an dem Garten ist die Wegeführung. Man kann sich das Grundstück erwandern und erlebt dabei verschiedene Räume. Das macht den Reiz aus“, findet Martin Straßen. Von der Terrasse aus überblickt man die großzügige Rasenfläche und die Formgehölze an der Auffahrt. Diese stehen versetzt zueinander, sodass vom Weg aus Durchblicke auf Garten und Haus möglich sind. Von der Straße aus ist der Einblick dagegen durch die geschickte Anordnung verstellt. Leitgehölz im Garten ist die Eibe (Taxus baccata) – sie ist ganz typisch für die Villengärten in diesem Viertel. Die immergrünen Gehölze wurden zu „Bienenkörben“ geschnitten, begleiten den geschwungenen Weg, der die halbrunde Rasenfläche einfasst, und führen den Blick zu einer Bank. „Um die Tiefe des Gartens von der Terrasse aus erlebbar zu machen, steht am Ende des Halbrundes eine Bank. Die Größe einer Bank hat man im Gefühl, das vermittelt einem die Tiefe und Weite des Raumes. So wird die Tiefenwirkung hervorgehoben“, erklärt Martin Straßen. Von diesem geschützt liegenden Sitzplatz hat man Haus und Garten im Blick. Von hier kann man das ausgewogene Verhältnis der Proportionen und die Schönheit dieses Villengartens betrachten.

Impressionen