Garten im Gründerzeitviertel

Keine Frage der Größe

Auch wenn ein Garten klein sein sollte, heißt das noch lange nicht, dass er nicht einiges zu bieten hat. Dieser Überzeugung ist auch Landschaftsarchitektin Karin Schelcher und stellt das bei diesem Projekt einmal mehr unter Beweis.

Die Garten- und Landschaftsarchitektin Karin Schelcher ist davon überzeugt, dass man aus dem kleinsten Fleckchen Erde etwas machen kann – wenn man die richtige Gestaltungsidee hat und dem kleinen Raum eine Struktur gibt. Dann lässt sich auch auf einer Fläche von gerade einmal 160 m² Tiefe und Spannung erzeugen. Dafür ist dieser kleine Garten ein gelungenes Beispiel. Mit der richtigen Raumaufteilung wird die kleine Fläche optimal genutzt, sodass genug Platz für eine Sonnenterrasse, ein Wasserbecken als stimmungsvolles Gestaltungselement und einen überdachten Rückzugsort ist. Diese Aufteilung führt durch verschiedene Räume, ohne dass das Ende des Grundstücks zu erkennen wäre. Allerdings war die Erschließung des Baugrundstücks wegen der geschlossenen Blockrandbebauung mit Firsthöhen von bis zu 15 m und den alten Baumalleen schwierig. Doch Landschaftsarchitektin und Bauherren hatten Glück – es ergab sich, dass die geschlossene Bebauung um eine Breite von 1,20 m geöffnet und ein 50 m langer Transportweg über ein Gartengrundstück eingerichtet werden konnte.

Lage des GartensWilhelmshaven, Niedersachsen
Größe des Gartens160 m²
PlanungsbüroKarin Schelcher Garten- und Landschaftsarchitektur
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AusführungBorchers GmbH
FotografiePhotographisches Atelier Simone Ahlers
Der Garten ist jetzt ein Jahr alt und hat sich wunderbar entwickelt. Es ist ein Garten, den man, auch wenn man ihn schon kennt, gerne erkundet.

Karin Schelcher (2020)

Die Lage innerhalb der Blockrandbebauung sorgte noch für ein weiteres Problem: die fehlende Privatsphäre. An der neuen geräumigen Sonnenterrasse hat Karin Schelcher dafür Hochstamm-Hecken aus Rotbuche vor weiß verputzte Mauern gesetzt, die den Stil des Hauses in den Außenraum tragen. Blickfang an der Terrasse ist ein quadratisches Wasserbecken aus edlen Natursteinen. Vom Terrassensitzplatz führt ein mit Lavendel (Lavandula angustifolia 'Hidcote Blue') gesäumter Weg aus Natursteinplatten und Klinkerbändern zum Jugendstil-Pavillon im hinteren Garten. Geschickt sind die Platten so zueinander versetzt, dass der Raum breiter wirkt, als er tatsächlich ist. Mehrstämmige Felsenbirnen begleiten den Weg, laden ein zum gemächlichen Schlendern unter dem Laubdach. So wird Raumtiefe und Intimität erzeugt. Um eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, beschränkt sich die Bepflanzung auf wenige Arten und Farben, auf Hortensien mit weißen Blütenbällen, immergrüne Buchskugeln, die schon im Garten waren und wieder verwendet wurden, und auf weiß blühende Stauden wie Eisenhut 'Schneewittchen' (Aconitum napellus), weiße Anemonen und, besonderer Wunsch der Bauherren, das Tränende Herz 'Alba' (Dicentra spectabilis). Dazu gesellen sich verschiedene Gräser wie Immergrünes Kopfgras (Sesleria autumnalis), das auch in der Sonne frisch grün bleibt, und niedriger Frauenmantel (Alchemilla erythropoda), der nicht wuchert. Umfriedet wird der romantische kleine Garten mit einer mannshohen Rotbuchenhecke. Der Garten verschmilzt nun mit dem Grün der angrenzenden Gärten und lässt seine eigentliche Größe vergessen.

Impressionen