Hanggarten

Ein Vorbild für das Tegernseer Tal

Ein Garten in steiler Lage zu bauen ist eine Herausforderung.

Einen Garten in steiler Lage zu bauen ist eine Herausforderung – für die Baustellenlogistik und natürlich auch für die Pflanzen, die auf dem schwierigen Standort schnell anwachsen, den Boden begrünen und das Erdreich festhalten sollen. Bei diesem Grundstück oberhalb des Ortes Tegernsee kam hinzu, dass der Berghang nach Süden ausgerichtet ist und der Boden bei intensiver Sonneneinstrahlung schnell austrocknet.

Lage des GartensTegernsee, Bayern
Grösse1000 m²
PlanungsbüroFuchs baut Gärten GmbH
Zum Profil
AusführungFuchs baut Gärten – Gärtner von Eden
FotografieDama Fotografie, Thomas Greil
Wir brauchen ebene Flächen, damit die Kinder Fußball spielen können, ohne jedes Mal den Ball im Tal abholen zu müssen.

Jan Vandebotermet

Auch das Regenwasser läuft in so einer exponierten Steilhanglage schnell ab – entsprechend muss mit Rücksicht auf die natürlichen Gegebenheiten und die Landschaft gebaut und gepflanzt werden. Dieses Haus und der Garten sind in ihrer Unaufdringlichkeit ein Vorbild für das Tegernseer Tal, das immer wieder mit der Genehmigung unsensibler Bauprojekte Schlagzeilen macht. In seiner Schlichtheit und Rustikalität erinnert das kleine Haus an eine Almhütte, ist aber ganz ohne Kitsch. So sollte auch der Garten werden, ohne irgendeine Übertreibung, die nicht in die Landschaft passt – eine schöne Aufgabe für Jan Vandebotermet, der in Belgien Landschaftsarchitektur studierte und schon viele Gärten in der Region gestaltet hat. Trotz der notwendigen Umgestaltung ging es ihm darum, möglichst viel von dem alten Charme des Grundstückes zu bewahren. Daher blieben Baumgestalten wie eine große Linde (Tilia), eine zweistämmige Eiche (Quercus) und ein Kuchenbaum (Cercidiphyllum) erhalten – sie waren und sind die Glanzstücke des Gartens. Es ging aber auch darum, den Steil- hang für eine Familie mit Kindern in einen nutzbaren Gartenraum zu verwandeln. „Wir brauchten ebene Flächen, damit die Kinder Fußball spielen können, ohne jedes Mal den Ball im Tal abholen zu müssen“, sagt Jan Vandebotermet. Also wurde das steile Gelände mit Natursteinmauern terrassiert. Damit diese nicht zu massiv wirken, kam eine Pflanzterrasse dazwischen. „Wilde“ Trittstufen aus dem gleichen Material führen zu einem runden Sitzplatz oberhalb des Hauses mit Blick auf den Tegernsee. Oder man wählt den weniger steilen Pfad, der sich zur gleichen Sitzterrasse schlängelt und von Findlingen und Stauden begleitet wird. Da das Häuschen im Winter viel genutzt wird, sollte das Gartenbild gerade auch in der kalten Jahreszeit ansprechend sein. Wegen der Trockenheit am Hang fiel die Wahl auf Kiefern (Pinus sylvestris), die mit den Bedingungen zurecht kommen und dazu Sichtschutz bieten. Auch Stauden wie Lavendel, Salbei, Katzenminze und weiße Beetrosen (Rosa 'Aspirin-Rose') kommen mit den speziellen Bedingungen klar. Die elegante Prachtkerze (Gaura lindheimeri) wächst überall ein wenig durch und sorgt für etwas Verspieltheit. In den halbschattigen Bereichen gedeihen Christrosen (Helleborus), Prachtspieren (Astilbe) und Storchschnabel (Geranium), die ebenso ansprechend und pflegeleicht wie die übrige Bepflanzung sind. Auch die Auswahl der Materialien war an diesem Standort ein wichtiges Thema. Natursteinmauern und Trittstufen sind aus Halleiner Kalkstein gefertigt, ein in den Alpen weit verbreitetes Gestein. Die Terrasse am Haus, als erweitertes Wohnzimmer gedacht, besteht aus geschnittenen Muschelkalk-Platten. Am Eingangsbereich des Hauses kamen gebrauchte Granitplatten und Kleinstein mit abgerundeten Kanten zu neuen Ehren. So wirkt alles ganz natürlich, als sei der Hanggarten schon immer so gewesen. Es ist ein pflegeleichtes Grün, das „viel verträgt“, wie Jan Vandebotermet sagt. Zwischen den großen Fugen der Kalksteine dürfen sich Kräuter breit machen, die sich dort von selbst eingefunden haben. Auch die gelben Lindenblätter, die im Herbst reichlich zu Boden fallen, stören das harmonische Bild nicht – im Gegenteil, es ist ein Garten, in dem die Natur mitgestalten darf.

Impressionen