Vermittler zwischen Landschaft und Siedlung

Ein grünes Gesamtkunstwerk

Dieses Projekt ist ein einziges Zusammenspiel aus Garten, Haus, Bepflanzung und umliegender Natur. Dieses natürliche Zusammenspiel und Miteinander ist das Herzstück des Gartens und zeigt sich an allen Ecken und Enden.

Am Rande eines kleinen Weilers liegt diese gewachsene Einheit aus Haus und Garten, sanft eingebettet in die geschwungenen Hügelketten des Tertiärhügellandes. Dass der Garten liebevoll gepflegt wird, sieht man ihm sofort an. Ganze 30 Jahre hatte er Zeit, sich zu einem „Vermittler zwischen Siedlung und Landschaft“ zu entwickeln. Waldränder, Feld- und Wiesenstreifen sind durch Heckenfenster und -tore in den Garten einbezogen – Sichtbeziehungen, die das Grundstück in der ländlichen Kulturlandschaft verorten. Er ist das Lebenswerk der beiden Landschaftsarchitekten Anneliese und Peter Latz. Ein Gesamtkunstwerk, das keine Hierarchien kennt. Alles hängt mit allem zusammen, ist nicht isoliert voneinander zu betrachten. Haus und Garten wurden zusammen erdacht, sind ein in sich funktionierender Kosmos.

Lage des Gartens Fricktal, Kanton Aargau, Schweiz
Größe des Gartens350 m²
PlanungsbüroLATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung
Zum Profil
AusführungEigenleistung unter Mitwirkung von Familie, Mitarbeitern und Hilfskräften sowieB.grünt, G. Czogalla
FotografieMonika Nikolic, Iris Dupper, Anneliese Latz, Volker Strass, Tobias Kramer
Jeder Raum hat ein eigenes Pflanzkonzept: Ausgehend vom Innenhof mit berankten Fassaden (…), den Wiesen und Waldpflanzen bis zur Eichensammlung im ‚Wäldchen‘.

Anneliese und Peter Latz

Das vierseitige Gebäude, in dem gelebt und gearbeitet wird, hat Peter Latz selbst entworfen, sein Wissen über alternative Technologien eingebracht. Es entstand aus einem alten Häuslerhaus, das vor gut hundertzwanzig Jahren auf dem einstmals feuchten Hanggrundstück errichtet wurde. Behutsam wurden dem alten Gemäuer Seitenflügel für das Wohnen und Arbeiten und ein vorgelagertes Glashaus angegliedert. So entstand ein geschützter Innenhof mit schlichtem Wasserbecken und einem Topfgarten für tropische Schönheiten wie Schmucklilien (Agapanthus). Nachhaltigkeit ist für Anneliese und Peter Latz eben nicht nur ein Schlagwort – hier wird mit Ressourcen verantwortungsbewusst umgegangen. Das zeigt sich auch bei der Materialverwendung: Die Stützmauern zur Terrassierung der hausnahen Gartenbereiche bestehen aus alten Ziegelsteinen und Dachziegeln, die aus dem Abbruch von Nebengebäuden stammen. Material mit Patina, das zur natürlichen, warmen Atmosphäre des Hauses passt. Die intensiveren Bereiche um das Haus mit seinen berankten Holzveranden schützen dichte Strauchpakete aus Liguster (Ligustrum vulgare), Hainbuche (Carpinus betulus) und Feldahorn (Acer campestre) in der Tradition eines giardino segreto – ein rundliches Bollwerk gegen kühle Winde, das die Form der weichen Hügellandschaft widerspiegelt. Im Inneren herrscht ein günstiges Kleinklima für die einzelnen Gartenräume: für den Nutzgarten mit Gemüse und Kräutern, das Buchsbaum-Parterre, den Teichgarten und die verschwiegenen Sitzplätze in den Nischen. Schmale Pfade erschließen das Grundstück und verbinden die Gartenräume miteinander. So wandert der Blick ungehindert vom Wintergarten zum Wassergarten mit dem Teich und durch ein geschnittenes Heckentor in die freie Landschaft. Es sind Bilder, die sich mit dem Wechsel der Jahreszeiten, dem Wetter und den Lichtverhältnissen immer wieder ändern. Einen Höhepunkt im Juni bietet der Parterre-Garten nahe am Haus mit historischen Strauchrosen und Englischen Rosen. Sie werden von einem kunstvoll geschnittenen Buchs-Ornament eingefasst, das sich wellenförmig durch das Parterre zieht. Ein Pfad führt durch das Parterre mit Heckenfenster in die Landschaft als Zielpunkt. Dann geht es den Hang hinab in den Haselhain, der im Frühjahr von Feldern mit Buschwindröschen, Wildnarzissen, Blaustern und leuchtend gelben Himmelsschlüsseln überzogen ist. Außerhalb der mächtigen Hecke wird es extensiv. Dort erschließen Mähwege den Hang – eine ausgemagerte Blumenwiese mit Arten wie Storchschnabel (Geranium pratense), Schafgarbe (Achillea millefolium) und Flockenblume (Centaurea jacea) – bis hinab zur Grundstücksgrenze. Ganze 20 Jahre dauerte es, um den heutigen Zustand zu erreichen. Markante Endpunkte des weitläufigen Grundstückes bilden kleine Wäldchen.

Impressionen