Ein Geschenk an die Natur

Ein Beobachtungsgarten mit vielen Pflanzen

Hier wird der Mensch als staunender Zuschauer auf die Tribüne verbannt: Denn der große Auftritt gehört hier dem als Naturraum angedachten Garten, in dem Pflanzen und Tiere einen ungestörten Lebensraum finden können.

„Wir wollen der Natur etwas zurückgeben“, so lautete der Auftrag, den die Potsdamer Planerin Maria Hänsch von der Familie aus dem Jerichower Land erhielt. Diese hatte ein Nachbargrundstück erworben, das zwar nicht bebaut werden durfte, dafür aber den Garten als naturnahes Grün erweitern sollte – ein Lebensraum für Insekten und Vögel, in dem der Mensch vor allem Beobachter ist. „Die Idee war, einen Beobachtungsgarten mit Pflanzen zu entwickeln, die attraktiv wirken und gleichzeitig Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum bieten,“ erklärt Maria Hänsch. Eine Aufgabe, für die man Wissen über ökologische Zusammenhänge benötigt, Kenntnisse über Pflanzen und deren Wert für die Insekten- und Vogelwelt. Das Überflutungsgebiet der Elbe ist nicht weit, ein Deich trennt Fluss und Siedlung voneinander, das Grundstück grenzt an Deichwiesen. Entsprechend schwer und feucht sind die sandigen Böden. Damit müssen die Pflanzen hier zurechtkommen.

Lage des GartensBurg bei Magdeburg (D)
Größe800 m²
PlanungsbüroPotsdamer Gartengestaltung GmbH
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AusführungPotsdamer Gartengestaltung GmbH
FotografieDaniela Toman und Albrecht Lehrmann
Die Idee war, einen Beobachtungsgarten mit Pflanzen zu entwickeln, die attraktiv wirken und gleichzeitig Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum bieten.

Maria Hänsch

Zunächst legte Maria Hänsch einen Rundweg durch den neuen Bereich an und verband die beiden so ungleichen Gärten miteinander: den „alten“ intensiv gestalteten Hausgarten samt Terrasse und Rasenfläche und den neuen, naturnahen Teil. Grenzen wurden aufgelöst, eine ehemalige Gartenmauer versetzt und mit neuer Funktion bedacht, die Rasenfläche vom alten in den neuen Teil hineingezogen und schließlich beide Bereiche mit einem Weg aus Trittplatten verbunden. Die Frage der Bepflanzung spielte bei der Gestaltung eine entscheidende Rolle, ging es doch darum, möglichst vielen Arten etwas zu bieten und gleichzeitig einen Ort zu schaffen, der ganzjährig attraktiv ist. Daher setzte die Gartengestalterin auf Gehölze, die nicht nur als Raumbildner wirken, sondern auch Farbe in die dunkle Jahreszeit bringen, wenn die Stauden Winterpause machen. Roter Hartriegel (Cornus sanguinea 'Midwinter Fire') und der Gelbholz-Hartriegel (Cornus alba 'Spaethii') zaubern mit ihrer leuchtend roten bzw. gelben Rinde Farbe ins Wintergrau. Das Gehölz wächst auf nahezu allen Bodenarten und schmückt sich im Herbst mit leuchtend rot-orangenen Blättern. Neben all der Farbkraft sind die Sträucher eine gute Bienenweide und bieten Vögeln, Insekten und Kleintieren Schutz. Auch die malerische Schwarz-Birke (Betula nigra) weist eine besondere Rindenstruktur auf und ist ein wertvoller Baum für Schmetterlinge und Falter. Die Gehölze belebt eine bunte Schar an Stauden, darunter Schafgarbe (Achillea) und Schönaster (Kalimeris incisa) mit Blüten bis in den Herbst hinein. Dieses lebendige Bild bereichert eine Blumenwiese ohne Gräser, deren Entwicklung und Artenzusammensetzung wegen des dichten Bodens noch abzuwarten bleibt. Doch Dynamik muss man in so einem naturnahen Garten aushalten können. Die Wiese wird verblühen und dann vielleicht nach menschlichen Maßstäben nicht mehr so attraktiv erscheinen. Und trotzdem muss man den Arten ihre Zeit zum Versamen geben, bevor gemäht wird. Das gilt auch für all die Stauden, die am besten erst im Frühjahr heruntergeschnitten werden, damit Insekten in Stängeln und unter Blättern überwintern können. Dann hat die Natur tatsächlich wertvollen Lebensraum zurückbekommen.

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