
Ein Beobachtungsgarten mit vielen Pflanzen
Hier wird der Mensch als staunender Zuschauer auf die Tribüne verbannt: Denn der große Auftritt gehört hier dem als Naturraum angedachten Garten, in dem Pflanzen und Tiere einen ungestörten Lebensraum finden können.

„Die Idee war, einen Beobachtungsgarten mit Pflanzen zu entwickeln, die attraktiv wirken und gleichzeitig Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum bieten.”

Maria Hänsch
Zunächst legte Maria Hänsch einen Rundweg durch den neuen Bereich an und verband die beiden so ungleichen Gärten miteinander: den „alten“ intensiv gestalteten Hausgarten samt Terrasse und Rasenfläche und den neuen, naturnahen Teil. Grenzen wurden aufgelöst, eine ehemalige Gartenmauer versetzt und mit neuer Funktion bedacht, die Rasenfläche vom alten in den neuen Teil hineingezogen und schließlich beide Bereiche mit einem Weg aus Trittplatten verbunden. Die Frage der Bepflanzung spielte bei der Gestaltung eine entscheidende Rolle, ging es doch darum, möglichst vielen Arten etwas zu bieten und gleichzeitig einen Ort zu schaffen, der ganzjährig attraktiv ist. Daher setzte die Gartengestalterin auf Gehölze, die nicht nur als Raumbildner wirken, sondern auch Farbe in die dunkle Jahreszeit bringen, wenn die Stauden Winterpause machen. Roter Hartriegel (Cornus sanguinea 'Midwinter Fire') und der Gelbholz-Hartriegel (Cornus alba 'Spaethii') zaubern mit ihrer leuchtend roten bzw. gelben Rinde Farbe ins Wintergrau. Das Gehölz wächst auf nahezu allen Bodenarten und schmückt sich im Herbst mit leuchtend rot-orangenen Blättern. Neben all der Farbkraft sind die Sträucher eine gute Bienenweide und bieten Vögeln, Insekten und Kleintieren Schutz. Auch die malerische Schwarz-Birke (Betula nigra) weist eine besondere Rindenstruktur auf und ist ein wertvoller Baum für Schmetterlinge und Falter. Die Gehölze belebt eine bunte Schar an Stauden, darunter Schafgarbe (Achillea) und Schönaster (Kalimeris incisa) mit Blüten bis in den Herbst hinein. Dieses lebendige Bild bereichert eine Blumenwiese ohne Gräser, deren Entwicklung und Artenzusammensetzung wegen des dichten Bodens noch abzuwarten bleibt. Doch Dynamik muss man in so einem naturnahen Garten aushalten können. Die Wiese wird verblühen und dann vielleicht nach menschlichen Maßstäben nicht mehr so attraktiv erscheinen. Und trotzdem muss man den Arten ihre Zeit zum Versamen geben, bevor gemäht wird. Das gilt auch für all die Stauden, die am besten erst im Frühjahr heruntergeschnitten werden, damit Insekten in Stängeln und unter Blättern überwintern können. Dann hat die Natur tatsächlich wertvollen Lebensraum zurückbekommen.
