Von der Hofwiese zum Bauerngarten

Ein Graten mit Geschichte

Nicht alles Alte ist automatisch schlecht: Manchmal braucht es nur ein wenig Liebe, Kreativität und Muskelschmalz und ein alter Garten erstrahlt in neuem Glanz.

Hans Wirtz ist ein Landschaftsarchitekt, der lieber Gärten umgestaltet, als neue zu bauen. Der Besitzer wisse dann schon, was es bedeute, einen Hausgarten zu haben. Bei neuen Anlagen werde oft am falschen Platz gespart. Hier, im deutsch-holländischen Mergelland, hatte er Gelegenheit, einem ehemaligen Gutspark neues Leben einzuhauchen.

Lage des GartensAachen, NRW
Größe des Gartens2.200 m²
PlanungsbüroGRÜNräume
Zum Profil
AusführungEigenleistung
FotografieHans Wirtz
Der Garten ist bewusst als Spannungsfeld zwischen Gartenkunst und Flurlandschaft konzipiert.

Hans Wirtz

Von dessen alter Herrlichkeit waren nur noch einige Baumveteranen übrig, die in enger Verbindung zu dem ehemaligen bäuerlichen Gutshof mit seiner über 200-jährigen Geschichte stehen. Der Hof liegt eingebettet in Grünland und Streuobstwiesen in Alleinlage. Seit seiner Renovierung erstrahlt er wieder im typisch Lüttich-Aachener Stil: Die Außenwände aus Kalkmergel gemauert, die Gewände bei Fenstern und Türen aus Blaustein. Was der Anlage fehlte, war eine engere Verbindung zum Gutshof und weitere Gestaltungselemente. Dafür teilte Hans Wirtz das breite Grundstück zunächst mit einer Eibenhecke in zwei Räume: in ein Rasenparterre mit schönem alten Baumbestand sowie neuem Schmuckgarten und in einen Nutzgarten mit Wiese, Obstbäumen und Flieder. Besondere Merkmale wie den wertvollen Baumbestand rückte der Landschaftsarchitekt wieder ins rechte Licht, etwa das Baumtor aus einer mächtigen Blutbuche und einer Eiche auf dem Rasenparterre. Dieses eindrucksvolle Tor aus Astwerk und Blättern betont eine Blickachse, die vom Herrenhaus bis zu einer alten Getreidemühle in der Nachbarschaft reicht. Auch der kunstvoll zu einem Pilz geschnittene Buchsbaum, geschätztes Alter ca. 200 Jahre, kommt nun wieder zur Geltung. Um an die Geschichte des Anwesens anzuknüpfen, ließ sich Hans Wirtz etwas Besonderes einfallen: Er verortete die lange Tradition des Gutshofes in seinem Pflanzkonzept und gestaltete einen „Garten der Generationen“. Dieser lässt alte Gestaltungsformen wieder aufleben und spiegelt die Nutzung des Hofes von ca. 1780 bis ins Jahr 2000 wider. „In mit Buchsbaum gesäumten Quadraten blühen ‚Leitpflanzen‘ als Indiz der typischen Pflanzenverwendung in der jeweiligen Epoche“, erklärt Hans Wirtz. Der Rosengarten steht z. B. für die Zeit um 1780, repräsentiert durch die Hundertblättrige Rose (Rosa centifolia), deren wunderbare Üppigkeit die flämischen Meister bereits im 16. Jahrhundert auf Gemälden verewigten. Der Kräutergarten mit Rosmarin (Rosmarinus officinalis) und Thymian (Thymus serphiyllum 'Albus') symbolisiert die Zeit um 1830. Hortensien, in Begleitung von Duftveilchen in Blau und Weiß (Viola odorata 'Albiflora'), stehen für die Zeit um 1930. An neuere Strömungen in der Gartengestaltung knüpft der Designergarten mit Chinaschilf (Miscanthus sinensis 'Gracillimus') und Herbst-Astern an. Dieser Schmuckgarten ist zwar in die großzügige Anlage eingebettet, aber doch als eigenständiges Gestaltungselement zu erkennen. Mit seiner Idee hat Hans Wirtz die Anlage neu belebt und gleichzeitig dem bedeutenden Altbestand zu neuen Ehren verholfen. Aus der schmucklosen Wiese entstand ein repräsentativer Garten mit abwechslungsreicher Gestaltung, der dem traditionsreichen Gutshof wieder ebenbürtig ist.

Impressionen