Bauerngarten

Ein Garten in den Ammersee-Auen

Ein kleiner, mit Buchsbaum eingefasster Garten.

Von der kleinen Dorfstraße führt ein schlichter Schotterweg zum holzverkleideten Haus hinab, das in die umliegenden Streuobstwiesen eingebettet ist. Unterschiedlich hohe Buchswürfel und -kugeln begleiten die Zufahrt und täuschen so über das leichte Gefälle hinweg. Vor dem Haus wird der Besucher von einem kleinen, mit Buchsbaum eingefassten Bauerngarten empfangen, aus dem die strahlend weißen Blütenschalen der Anemonen (Ane­ mone japonica Hybride 'Honorine Jobert') und die rahmweißen Blüten der Rispenhortensien (Hydrangea paniculata 'Kyushu') hervorstechen.

Lage des GartensPähl am Ammsee, Bayern
Grösse750 m²
PlanungsbüroKOCH+KOCH GartenArchitekten
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AusführungBirgit und Alexander Koch
FotografieAlexander Koch
Der Baum gab dem Haus Kontakt zum Himmel. Er stand da und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass es mir gut geht.

Birgit und Alexander Koch

Lineare Strukturen aus Hecken und Wegen, die sich auch im Haus am Fußboden mit den Eichendielen wiederfinden, strukturieren das Grundstück vor der Landschaft. Weideflächen und Streuobstwiesen schließen sich an. Es ist noch nicht allzu lange her, da war das Grundstück eine Pferdeweide. Doch seine Jugendlichkeit sieht man dem Grün nicht an. Denn die beiden Gartenarchitekten Alexander und Birgit Koch haben gleich große Gehölze gesetzt, wie etwa den Hausbaum, eine robuste Hainbuche, die mit ihren 7 Metern Höhe zum Zeitpunkt der Pflanzung bereits höher als das Gebäude war. „Der Baum gab dem Haus Kontakt zum Himmel. Er stand da und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass es mir gut geht“, sagt Alexander Koch. Ohne diese Empfindung geht es nicht – eine Gestaltung nach rein mathematischen Grundsätzen reicht nicht. Vielmehr werden bei ihm Gehölze mit dem Kran so lange hin und her geschoben, bis der Standort passt, bis sich dieses gute Gefühl einstellt. So wie im Fall des Hausbaumes: Die Strahlen der Sonne zeichnen die Blätter in unterschiedlicher Schärfe an eine der weiß verputzten Wände. „Dadurch entsteht eine unheimliche Tiefe. Ohne Schatten wäre der Garten kein räumliches Gefüge“, sagt der Gartenarchitekt, der sich über dieses Bild unterschiedlicher Tiefenschärfen freut. Mit seinem Höhenunterschied gibt das Haus dem Garten die vertikale Struktur vor. Vom Vorgarten gelangt man über Granit-Blockstufen in den etwa 3 Meter tiefer liegenden rückwärtigen Garten. Dort steht ein Karree aus Apfelbäumen, in ungewöhnlicher Kelchform geschnitten. Hecken aus Kornelkirschen (Cornus mas) und Hainbuchen säumen das Apfelbaum-Viereck. Solch formale Hecken aus Kornelkirschen sieht man selten in Hausgärten. „Dabei lassen sie sich gut schneiden und besitzen eine dichte Verzweigung, sodass sie auch im Winter fast blickdicht sind. Dazu kommt ihre Blüte im zeitigen Frühling, was den Insekten zugutekommt“, weiß Alexander Koch. Er hat eines dieser Gehölze zu einer tischartigen Skulptur geschnitten, über die man vom Essplatz im Haus hinweg bis in den Bauerngarten blicken kann. Für ihn ist der eigene Garten immer auch Experimentierfeld, um Gehölze und Schnitte auszuprobieren. Hinter dem Karree reihen sich weitere Apfelbäume vor dem Ausblick in die Ammersee-Auen und nehmen das Thema der umliegenden Streuobstwiesen auf. Eine geschnittene Rotbuchenhecke bildet den Rahmen für das Landschaftsbild und bietet gleichzeitig einen starken Kontrast zur weichen, hügeligen Umgebung. Durchschlüpfe in der Hecke laden dazu ein, immer wieder andere Wege durch den Garten zu nehmen. Bei einem seiner Rundgänge hat Alexander Koch neulich Pilzbefall am Buchs entdeckt. Er wird die Buchseinfassungen ersetzen müssen – eigentlich eine Katastrophe, denn diese alte Kulturpflanze spielt in der Gestaltung des Gartens eine wichtige Rolle. Japanische Stechpalme (Ilex crenata) ist für ihn kein Ersatz, da die Pflanze frostempfindlich ist und sauren Boden benötigt. „Da bleibt nur die Eibe. Gartengestaltung hat immer auch mit dem Reagieren auf veränderte Bedingungen zu tun“, resümiert der Gartenarchitekt.

Impressionen