Die Sonnenseite des Schattens

Das symmetrische Ordnungsprinzip

Ruhe und Sicherheit strahlt dieser von Bäumen und Sträuchern umgebene Garten aus, ohne dass man sich dabei eingeengt fühlt. Denn für genug Sonneneinfall und eine natürliche Symmetrie ist hier gesorgt.

Dieser intime kleine Stadtgarten liegt mitten in Mainz und gehört zu einer Villa mit nahezu quadratischem Grundriss aus den 1930er-Jahren. Das eingewachsene Grundstück vermittelt mit seinem alten Baumbestand ein Gefühl der Ruhe und Geborgenheit. Es ist diese entspannte Atmosphäre gewachsener Gärten, die man hier spürt. Sichtbezüge zu den betagten Baumgestalten in der Umgebung öffnen das kleine Stadtgrün und verleihen ihm ungeahnte Großzügigkeit. Nichts wirkt neu angelegt, obwohl die Verwandlung des verwilderten Grüns in einen intimen Wohngarten noch nicht allzu lange zurückliegt. 

Lage des GartensMainz (D)
Größe370 m² (Garten)
Planungsbürorheinblau2_ objektdesign_ kommuniktion
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AusführungTheo Enders OHG
FotografieIris Leonhardt rheinblau2
Die Symmetrie des Hauses und des Wintergartens findet sich im Garten wieder und wirkt neben der Fülle an alten Gehölzen beruhigend strukturiert.

Iris Leonhardt und Jürgen Süss

Als das Wohnhaus saniert wurde, nahmen Iris Leonhardt und Jürgen Süß dies zum Anlass, auch den kleinen Garten umzugestalten und den transparenten Wintergarten dabei in ihre Planung einzubeziehen. Der Garten sollte nun auch von dem drei Meter höher gelegenen Glasanbau wirken. Im Zuge der Sanierung bekam der Wintergarten einen neuen Boden aus Via Zementfliesen, die den Übergang von drinnen nach draußen markieren. Sie erinnern an die Entstehungszeit des Hauses, denn Zementfliesen waren im 19. Jahrhundert in Europa weit verbreitet und wurden zur Boden- und Wandgestaltung gerne eingesetzt. Haus und Garten sind über den Wintergarten und eine Außentreppe mit Steinstufen aus Basalt verbunden, ein Naturstein, der auch für die Gestaltung des Sitzplatzes im Garten verwendet wurde. Den quadratischen Grundriss des Hauses und des Wintergartens übertrugen die beiden Planer auf den Garten, um ihm so eine ruhige Struktur zu verleihen. Eingehüllt von der intensiv duftenden Ramblerrose 'Bobby James' (Rosa), so ein Sitzplatz in gleicher geometrischer Form, der mit blaugrauem Basalt belegt ist. Um Symmetrie ins Spiel zu bringen, erhielt der Platz ein gegenüberliegendes Pflanzen-Pendant, das mit Elfenblumen 'Frohnleiten' (Epimedium perralchicum) und vier kleinen Stamm-Lebensbäumchen bepflanzt wurde. Die Mitte des Ganzen nimmt ein historischer Schornstein aus London ein, ebenfalls quadratisch, der als point de vue fungiert. Mit dem vorhandenen alten Baumbestand gingen Iris Leonhardt und Jürgen Süß sensibel um. Immergrüne wie die alten Eiben (Taxus baccata) und Ilex (Ilex aquifolium) erhielten einen Formschnitt. „Dadurch konnte Sichtschutz entstehen und die Höhenwirkung der Gehölze genutzt werden“, erklärt Iris Leonhardt. Im Schatten der betagten Bäume sorgen Efeu (Hedera helix), Farne, Bergenien (Bergenia), Haselwurz (Asarum europaeum) und Funkien (u. a. Hosta sieboldiana 'Elegans', 'Halycon') mit ihren reichen Blattstrukturen für ein abwechslungsreiches Pflanzenbild im schattigen kleinen Garten. Auch der Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum 'Spessart') kommt mit dem trockenen Boden zurecht und bildet duftende grüne Teppiche unter den Gehölzen aus. Es ist ein wertvoller Rückzugsort mitten in der Großstadt – nicht zuletzt dank der klugen Entscheidung, die alten Bäume im Garten zu belassen.

Impressionen