Hanggarten

Die Sinnlichkeit der Pflanzen

Ein Garten unmittelbar am Rhein.

Unmittelbar am Rhein, 8 Meter über dem Uferniveau, liegt ein Hanggarten, mit Blick auf den breiten Fluss und in die gegenüberliegende Auenlandschaft. Gräser, in Massen gepflanzt und mit Stauden und Gehölzen kombiniert, schaffen weiche Pflanzenbilder, die mit der Flusslandschaft verschmelzen. Das transparente Gebäude mit allseitig großflächiger Verglasung wie ein Aquarium fordert intensive Beziehungen zwischen innen und außen. Die großzügige Terrasse des Hauses entwickelt sich aus dem Wohn- und Esszimmer heraus.

Lage des GartensGroßraum Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen
Grösse1200 m²
Planungsbüro3PLUS Freiraumplaner
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AusführungBüning & Weimann GmbH & Co. KG
FotografieNorbert Kloeters
Die Qualität des Gartens liegt in seiner Reduktion auf das, was einen guten Garten in erster Linie ausmacht: die sinnliche Verwendung von Pflanzen.

Professor Norbert Kloeters

„Um diesen Übergang so fließend wie möglich zu gestalten, steht das Gebäude auf einem Teppich aus großformatigen Grauwacke-Platten, die sich von den Innenräumen nahtlos in den Garten fortsetzen“, erklärt Norbert Kloeters, Professor für Landschaftsarchitektur, der den Garten konzipierte. Der Terrasse vorgelagert ist ein Parterre aus Tulpen und zartem, in langen Bahnen gepflanztem Flausch-Federgras (Stipa pennata). Beim leisesten Windhauch wiegen sich die Gräserbänder und bringen Dynamik in den Garten. Damit die Privatsphäre bei all der Transparenz nicht auf der Strecke bleibt, verstellen Rotbuchenhecken und ein Vorhang aus Bambus (Phyllostachys aureosulcata 'Spectabilis') die Einblicke von den Nachbargrundstücken und dem öffentlichen Gehweg aus. Kopfweiden erzeugen räumliche Tiefe, ohne den weiten Ausblick auf den Fluss einzuschränken. Diese dickstämmigen Silberweiden (Salix alba) erhalten regelmäßig einen Rückschnitt und sind typisch für die Region. Sie stellen die Verbindung zum gegenüberliegenden Ufer im Landschaftsschutzgebiet her und sorgen dafür, dass sich der Blick nicht in der Weite verliert. Ein Weg aus Grauwacke-Kleinpflaster führt in Serpentinen den Hang hinunter zum Rheinufer. An seinen Wendepunkten laden kleine Sitzplätze dazu ein, die Aussicht auf die Rheinschlaufe zu genießen. Basalt aus der Eifel garantiert die nötige Stabilität, da der Hang ab und an von Hochwasser überflutet wird. An kühleren Tagen heizen sich die Steine wegen der Sonnenexposition auf, sodass man sich trotz des stetigen Windes gerne hier aufhält. In den Fugen der Basaltbrocken fühlen sich sonnenhungrige Pflanzen wie Blauraute (Pe­ rovskia abrotanoides), Katzenminze (Ca­ lamintha nepeta 'Blue Cloud'), Eisenkraut (Verbena bonariensis) und Kleines Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides 'Hameln') wohl. Ihr Wachstum lässt den Stein im Laufe des Jahres immer stärker zurücktreten. So entwickelt sich aus dem etwas härteren Bild im Frühjahr ein weiches Herbstbild. Auf der Ostseite des Gebäudes liegt eine windgeschützte Frühstücksterrasse für die Morgenstunden. Hier gab es bereits einen kleinen Baumbestand, der um Blütenkirschen (u.a. Prunus sargentii) und einen mehrstämmigen Eisenholzbaum (Parrotia persica) ergänzt wurde. Für die Parrotia, eine Verwandte der Zaubernuss (Hamame­ lis), spricht ihr malerischer Wuchs, die dezente rote Blüte im Januar und Februar und das leuchtend orange-rote Herbstkleid. Die Rhododendren bescheiden sich damit, den ruhigen Hintergrund für die davor angeordneten Farne und Gräser zu geben. „Die Qualität des Gartens liegt in seiner Reduktion auf das, was einen guten Garten in erster Linie ausmacht: die sinnliche Verwendung von Pflanzen. Pflanzen, die den hier stets präsenten Wind in Bewegung umsetzen und dieses Naturelement auch vom geschlossenen Innenraum aus erlebbar machen“, resümiert Norbert Kloeters. Das ist es wohl, was einen guten Landschaftsarchitekten auszeichnet: dass er sich zurücknehmen kann, die Schönheit der Umgebung mit seiner Gestaltung unterstreicht und sich nicht mit lauter Formensprache in den Vordergrund spielt. Denn dort steht unumschränkt der Rhein und die vom Fluss geprägte Landschaft.

Impressionen