Naturgarten

Die pure Schönheit der gestalteten Natur

Eine artenreiche Blumenwiese.

Eine artenreiche Blumenwiese mit Glockenblumen, Lichtnelken und Thymian ist ein Fest für die Sinne, ein echtes Naturerlebnis, steckt sie doch voller Leben: Schmetterlinge, Bienen, Käfer und Vögel lassen sich hier beobachten, mit ein bisschen Glück sogar Arten, die man schon seit Kindertagen nicht mehr gesehen hat.

Lage des GartensBad Wiessee, Bayern
Grösse8000 m² Blumenwiese, 3000 m² Gehölzsaum, 800 m² Innenhof
PlanungsbüroFuchs baut Gärten GmbH
Zum Profil
AusführungFuchs baut Gärten, Gärtner von Eden
FotografieDama Fotografie, Thomas Greil
Die Herausforderung bestand darin, die Idee des Naturgartens im großen Maßstab umzusetzen.

Fred Fuchs

Die wenigsten werden eine Wiese ihr Eigen nennen können, benötigt sie doch eine gewisse Größe. Fred Fuchs, Techniker im Garten- und Landschaftsbau, hatte die Gelegenheit, einen solch wunderbaren Lebensraum zu initiieren. Eine 8000 Quadratmeter große Blumenwiese nimmt nun den Großteil dieses Grundstücks ein und bettet den Mehrgenerationen-Hof weich in die Landschaft des Tegernseer Tals. Zwei charaktervolle alte Eichen strecken ihre knorrigen Äste in diese wunderbar weite Wiesenlandschaft aus – mächtige Hausbäume, die das einladende Anwesen mit dem Himmel verbinden. Diese Gestaltung im Sinne eines Naturgartens passt zu der hochwertigen Architektur des Hofes, der regionaltypisch mit viel Holz gebaut wurde. Sein Wissen über Naturgärten hat Fred Fuchs direkt an der Quelle erworben. Als überzeugter Netzwerker suchte er den Kontakt zu Reinhard Witt, dem Mitbegründer des „Naturgarten e. V.“ und machte dort eine Ausbildung zum Naturgartenprofi. Der Verein verfolgt das Ziel, die Artenvielfalt in der Landschaft und in Gärten zu fördern und zu bewahren. „Die Herausforderung bestand nun darin, die Idee des Naturgartens im großen Maßstab umzusetzen“, sagt Fred Fuchs. Mit seinem erworbenen Wissen gestaltete er den weitläufigen Garten zu 80 Prozent nach den Kriterien des Vereins „Naturgarten“. Da eine blumen- und kräuterreiche Magerwiese nährstoffarme Böden benötigt, musste ein Großteil des Oberbodens, etwa 5000 Kubikmeter, abgetragen werden – zwei Drittel der Fläche ist nun Wiese, ein Drittel ist Rasen als Spielfläche für die Kinder. Die Saatmischung für die Wiese besorgte sich Fred Fuchs über sein neues Netzwerk – sie muss zum Standort passen und ist entscheidend für die Artenzusammensetzung. Doch eine Wiese aussäen ist das eine – das andere ist, sie auch zu erhalten. Das geht nur mit der richtigen Pflege: Die Wiese sollte erst gemäht werden, wenn möglichst viele Arten ihre Blütenbildung und Samenreife abgeschlossen haben. „Es ist uns leider nicht geglückt, die Pflege nachhaltig zu sichern. Die Wiese wird einmal im Jahr von einem Bauern gemäht, der die Arbeit aber dann erledigt, wenn er Zeit dazu hat“, bedauert Fuchs. Bleibt abzuwarten, wie sich die Artenzusammensetzung und die biologische Vielfalt (Biodiversität) in den nächsten Jahren entwickeln wird. Zum naturnahen Konzept passt die Auswahl der Materialien: regionaler Kalkstein und gebrauchter Granit. Auch der Umgang mit dem Oberflächenwasser ist ein wichtiges Thema im Naturgarten: Hier versickert es in den durchlässigen Belägen. Dachwasser wird über einen Bachlauf abgeführt, der in den Hang modelliert und zu den Gebäuden hin mit großen Dolomit-Findlingen abgestuft wurde. „Bei hohen Niederschlägen rauscht dann ein kleiner Wildbach durch das Grundstück“, beschreibt Fred Fuchs das beeindruckende Bild. Auch die Brunnenanlage läuft über eine Drainage, sodass das Wasser zirkulieren kann. Der Brunnen ist der Blickfang im Innenhof, den die Gebäude umschließen – Treffpunkt für die Generationen, die hier leben. Im breiten Becken aus Granit spiegelt sich die Architektur in der Wasserfläche. Ein Gehölzsaum aus heimischen Arten (u.a. Feldahorn, Pfaffenhütchen, Mispel, Kornelkirsche) friedet das Grundstück ohne harte Trennlinie zur Landschaft ein. Am Saum wächst eine Krautschicht aus Akelei (Aquilegia vulgaris), Falscher Alraunwurzel (Tellima grandiflora), Braunem Storchschnabel (Geranium phaeum), Nachtviole (Hespe­ris matronalis) und Waldsteinie (Waldsteinia ternata), die eigens ausgesät wurde. „Es ist ein Vier-Jahreszeiten-Garten, der 365 Tage im Jahr attraktiv ist. Das funktioniert besonders gut mit einem Naturgarten“, ist Fred Fuchs überzeugt. Dass solch naturnah gestaltete Gärten ästhetisch anspruchsvoll und dazu nachhaltig sind, hat er mit diesem schönen Beispiel eindrucksvoll bewiesen.

Impressionen