Landgarten zu einem Riegelhaus

Dialog zwischen Haus und Garten

Hier bilden Garten und Haus das perfekte Paar, denn sie stimmen in ihrer Gestaltung überein, nehmen aufeinander Rücksicht und ergänzen sich, wo es sein muss. Sie bilden eine Einheit und damit ein schönes Zuhause.

Es gibt sie noch – Dörfer, die ihren ländlichen Charme im alten Ortskern bewahren konnten, mit traditionellen Häusern in Riegelbauweise (Holzfachwerk), die typisch für die Region sind. Zu einem solch historischen Bau mitten im Dorf passt nur ein Landgarten, der dem Gebäude gestalterisch und atmosphärisch ebenbürtig ist – das stand für Jan Schelling und Robin Lustenberger schnell fest. Die beiden Landschaftsarchitekten gestalteten für ein Eckhaus am südlichen Ende eines solchen Riegelbaus den dazugehörigen Garten um. Dieser ist lang, schmal, stellenweise sogar eng, also ging es auch darum, ein Gefühl von Großzügigkeit auf der kleinen Fläche zu erzeugen. Damit der Garten zum Haus und ins Ortsbild passt, griffen die Gartengestalter das Bild einer "bäuerlichen Landidylle“ auf und interpretierten sie mit viel Einfühlungsvermögen zeitgemäß. Ihre Umgestaltung hatte zudem den Belangen des Denkmalschutzes zu entsprechen. Daher orientiert sich z. B. das Material der Bodenbeläge an der Fassade des historischen Gebäudes. Das neue Porphyr-Pflaster nimmt mit seinen abwechslungsreichen erdig-braunen Tönen die Farbe der Holzbalken der Riegelkonstruktion auf.

Lage des GartensKanton Zürich, Schweiz
Größe des Gartens230 m²
PlanungsbüroLustenberger Schelling Landschaftsarchitektur
Zum Profil
AusführungHauser Gärten AG, Holzbau Wirth AG, Luce Elektro AG
FotografieTerry Frauenfelder, Jan Schelling
Die räumliche Aufteilung blieb erhalten. Die Gestaltung rhythmisiert und vereinheitlicht den Garten, und durch die solitäre Baumsetzung werden die beiden Haupträume aktiviert.

Jan Schelling

Auch der neue gedeckte Fahrradunterstand ist auf die Hausfassade abgestimmt. Er besteht aus rohem Stahl, der mit der Zeit einen rostbraunen Ton annehmen wird. Gleichzeitig beranken Kletterpflanzen den Unterstand, hüllen ihn in ein grünes Blätterkleid und lassen ihn zum Teil des Gartens werden. Da sich der Garten an den drei Seiten des Eckhauses entlangzieht, ergibt sich eine dreiteilige Gliederung, die Jan Schelling und Robin Lustenberger übernahmen. Hinter dem Haus befindet sich ein geschützter Essplatz direkt vor der Küche, den die Morgensonne zu einem idealen Frühstücksraum unter freiem Himmel macht. Zwei Felsenbirnen rahmen den Sitzplatz ein und schaffen mit der dritten Dimension ein Gefühl von Geborgenheit. Hier ist die Hecke ausgespart, damit der Blick ungehindert über die benachbarte Wiese (borrowed view) schweifen kann. So wirkt das Gartenzimmer ungleich großzügiger. Das zweite, größere Gartenstück ist nach Südwesten zur Straße hin ausgerichtet. Hier wird es im Sommer ab Nachmittag richtig heiß, sodass man sich früher dort nicht lange aufhalten konnte. Jetzt schafft eine mächtige Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) mit aufgeschnittener Krone ein günstiges Mikroklima, sodass der neue Sitzbereich entlang der Hausfassade und die Wiese davor gerne genutzt werden. Im dritten, südlichen Gartenteil befindet sich schließlich der Hauseingang. Früher war dieser Bereich lediglich ein langer, schmaler „Schlauch“. „Wir verengen den Weg durch geschwungene Beete auf beiden Seiten ein wenig. Vor der Haustür aber verschwinden die Beete, der Raum weitet sich, und es bildet sich eine kleine Piazza“, erläutert Jan Schelling. Daraus wird mit einer Sitzkiste aus Holz im Schatten eines mehrstämmigen Japanischen Ahorns (Acer palmatum 'Ornatum') ein einladender Sitzplatz – und aus einem schlauchartigen Korridor ein Ort der Begegnung. Eine weniger pflegeaufwendigere Eibenhecke (Taxus baccata) ersetzt die umlaufende überalterte Buchenhecke. Vor der immergrünen Hecke sind die Beete vergrößert und beherbergen eine artenreiche Staudengesellschaft aus u. a. Anemonen (Anemone japonica 'Whirlwind'), Flammenblumen (Phlox divaricata 'Clouds of Perfume') und Taglilien (Hemerocallis Hybride 'Arctic Snow'), die sich als gestalterische Klammer durch den ganzen Garten zieht. Organisch geformte Beete an der Hauswand zeichnen die rechtwinkligen Formen des Hauses weich. So entsteht aus drei grundlegend verschiedenen Teilen ein Garten mit ländlichem Charme, der großzügiger wirkt und sich gestalterisch sowie atmosphärisch an die Architektur anpasst.

Impressionen