
Wohltuender Perspektivenwechsel
Irgendwie verwunschen wirkt dieser Garten mit den hohen Schwarzkiefern, die dunkle Schatten auf Rasen- und Beetflächen werfen. Ganz im Kontrast dazu das moderne Haus mit großen Fensterflächen.

„Wie in einem Wald bilden unterschiedliche Pflanzenebenen den Garten. Von der Rasen- und Krautschicht (…) und den mächtig emporsteigenden Giganten, den Schwarzkiefern.”

Robin Lustenberger
So setzt sich die Bepflanzung aus verschiedenen Schichten zusammen: Auf die bodennahe Schicht folgt eine „krautige“ Zone mit Stauden, an die sich Gehölze und schließlich die beiden Schwarzkiefern anschließen. Große Solitärbäume wie Fächer-Ahorne (Acer palmatum) üben raumbildende Funktion in der Höhe aus und sind in den stufigen Aufbau integriert. Was so selbstverständlich klingt, war keine leichte Aufgabe, denn die Wurzelschutzzone der alten Schwarzkiefern erstreckt sich nahezu über den ganzen Garten. Der Aufwand hat sich gelohnt. Inmitten dieser waldartigen Pflanzenwelt bietet ein externer Sitzplatz nun einen Blick zurück zum Wohngebäude – ein deutlicher Perspektivenwechsel im Vergleich zu den hausnahen Aufenthaltsbereichen. Der Sitzplatz wird von einer rechtwinkligen Balkenkonstruktion definiert, welche die strenge Formensprache des Wohnhauses und des L-förmigen hausnahen Sitzplatzes aufnimmt. Die gleiche Balkenkonstruktion befindet sich auch beim Sitzplatz am Haus, dort ist deren Massivität jedoch reduziert. Durch eine geschickte Setzung werden die unterschiedlich großen Balken vom Gebäude aus aber als eine einzige dicke Linie wahrgenommen. Verschiedene Bodenbeläge aus Holz, Stein, Kies und Rasen verleihen dem Garten Tiefe. Die Wege bestehen aus Nagelfluh, ein Konglomeratgestein aus dem Erosionsmaterial der Alpen. „Die Bollen haben wir in Scheiben schneiden lassen. Dieser Hauptbelag zieht sich durch den ganzen Garten und verbindet die Räume miteinander“, erklärt Robin Lustenberger. Objektiv hat sich die frei begehbare Fläche zwar durch die Bepflanzung verkleinert, auf den Betrachter wirkt der Gartenraum jetzt aber großzügiger – ein psychologisches Phänomen. Durch die Bepflanzung und die unterschiedlichen Horizonte wird Spannung aufgebaut, sodass der Raum nicht mehr auf einen Blick überschaubar ist. Das lockt die kindliche Entdeckerfreude, den Garten mit seinen unterschiedlichen Atmosphären zu erleben.
