Der richtige Winkel

Wechselspiel von Geometrie und Natürlichkeit

Weiche, wogende Gräser umgeben das Klinkerhaus aus den 80ern. Grenzen gesetzt werden ihnen durch geradlinige Wege und Begrenzungen, woraus sich ein interessantes und bewegtes Wechselspiel ergibt.

Ein Architektenhaus aus den 1980er-Jahren mit strengen geometrischen Linien; der Garten mit typischen Merkmalen dieser Zeit, als da wären: eine unklare Abgrenzung des Vorgartens zum Fußweg und eine triste Bepflanzung aus immergrünen Bodendeckern und Koniferen. Das war die Ausgangslage. Das Haus erinnerte mit seinen dunklen Klinkern an eine Trutzburg, selbst Wege und Mauern bestanden ursprünglich aus diesem Material, sodass das Anwesen vor der Umgestaltung düster wirkte. Doch Yvette Grafe war sofort begeistert von der Linienführung der Architektur im 45°-Winkel, die in alle Richtungen konsequent durchgehalten ist und den Innenmit dem Außenraum elegant verbindet. Diese besondere Linienführung aufzugreifen, machte die Berliner Landschaftsarchitektin zur Grundlage ihrer Planung.

Lage des GartensBerlin
Größe des Gartens1.150 m²
PlanungsbüroStrauchpoeten
Zum Profil
AusführungJörg Käding Garten- & Landschaftsbau GmbH
FotografieSebstastian Scheel
Der Garten besticht durch sein Wechselspiel zwischen dem geometrischen Stil des Hauses und dem wogenden, weichen Gräsermeer der Hochbeete.

Yvette Grafe und Jens Gehrke (nicht im Bild)

Insbesondere der Vorgarten bekam ein völlig neues Aussehen. Um eine freundlichere Stimmung zu erzeugen, wurden zunächst alle Beeteinfassungen und die dunklen Klinkerwege entfernt. Die Materialwahl für die Wege gestaltete sich zunächst schwierig, da einfache rechtwinklige Platten nicht ins Konzept mit den 45°-Winkeln passen. Die Wahl fiel schließlich auf Pflasterplatten aus Werksbeton mit natursteinartiger Maserung, die mit ihrem Verlegemuster in verschiedenen Winkeln zu den Linien des Konzeptes passen. Dank der hellen Bodenbeläge und der Sitzelemente aus Travertin wirkt jetzt auch die Fassade des Wohnhauses freundlicher. Die immergrünen Bodendecker und Koniferen aus dem Vorgarten wurden entfernt. Nun prägen Hochbeete aus hellem Travertin mit Sitzmauern und Stelen den Eingangsbereich. Sie schaffen eine zweite Ebene, bieten Sichtschutz und sorgen für eine räumliche Trennung zum neu geschaffenen Parkplatz, der gleichzeitig damit ausgeblendet wird. Gräser und Stauden in den Hochbeeten bilden mit ihrem luftig-leichten Charme einen schönen Kontrast zur strengen Architektur des Hauses und der Hochbeete. Ganzjährig leuchten Stauden aus dem Gräsermeer, die mit ihren warmen Feuertönen Bezug zum Kupferdach des Hauses nehmen. Neben Prachtstauden wie Fackellilie (Kniphofia) und Fritillaria-Arten schaffen Schleierstauden wie Wiesenknopf (Sanguisorba) und zarte Myrten-Aster (Aster ericoides) eine sommerliche Wiesen-Atmosphäre. Auch an Geophyten wurde gedacht, die bereits Anfang März mit orangen Krokussen (Crocus) und rostroten Wildtulpen (Tulipa sylvestris) blühen. Eine schöne, mehrstämmige Kiefer (Pinus), typisch für die kargen Sandböden Berlins, wurde erhalten und schmückt den Vorgarten. Im rückwärtigen Garten blieb der Bestand an alten Bäumen unangetastet – er sorgt für einen weichen Übergang in den angrenzenden Wald.  

Impressionen